Will & Will
ab. aber nicht, dass ich nicht erraten könnte, in welche richtung das alles läuft. eine zeit lang kam sie mir immer mit ›wir sehen uns!‹. was mich so krank machte, dass ich irgendwann darauf sagte: ›nein, tust du nicht.‹
sie bemüht sich und das macht es so erbärmlich. ich möchte ihr am liebsten sagen: ›du tust mir leid, wirklich, du tust mir so leid‹, aber das könnte den anfang eines gesprächs bedeuten und ein gespräch könnte den anfang eines streits bedeuten und danach würde ich mich wieder derart schuldig fühlen, dass ich mich bis nach portland verdrücken möchte oder so was.
ich brauch dringend einen kaffee.
jeden morgen bete ich, dass der schulbus einen unfall hat und wir alle in dem brennenden wrack umkommen. dann kann mom die schulbusgesellschaft verklagen, dass die schulbusse
nicht mit sicherheitsgurten ausgestattet sind, und mein tragischer tod wird ihr mehr geld einbringen, als ich jemals in meinem tragischen leben verdient hätte. es sei denn, die anwälte der schulbusgesellschaft können vor gericht beweisen, dass ich sowieso einen garantieschein als totaler versager hatte. dann würden sie damit durchkommen, meiner mom einen gebrauchten ford fiesta zu kaufen, und damit wären sie aus der sache raus.
maura wartet nicht wirklich am morgen vor der schule auf mich, aber ich weiß, dass sie da ist, und sie weiß, dass ich schaue, ob sie da ist. darauf können wir uns gegenseitig verlassen und deshalb grinsen wir uns auch immer an, bevor wir dann in den unterricht müssen. es ist wie mit leuten, die im gefängnis freunde werden, obwohl sie nie im leben miteinander geredet hätten, wenn sie nicht ins gefängnis gekommen wären. ungefähr so ist das bei maura und mir, glaub ich.
ich: lass mich mal von deinem kaffee trinken.
maura: bring dir deinen verdammten kaffee selbst mit.
dann reicht sie mir ihren XXL-dunkin’-donuts-crappacino und ich trinke ihn aus wie nichts. wenn ich mir meinen eigenen kaffee leisten könnte, ich schwör’s, würde ich mir einen kaufen, aber wie die dinge nun mal sind, sag ich mir: ihre blase dankt es mir vielleicht, selbst wenn der rest ihrer organe mich für ein arschloch hält. solang ich mich erinnern kann, geht das zwischen maura und mir jetzt schon so, das heißt seit ungefähr einem jahr. vielleicht kenn ich sie schon etwas
länger, aber vielleicht auch nicht. irgendwann letztes jahr traf ihre trübsal auf meine düsternis und maura fand das eine gute mischung. ich bin mir da nicht so sicher, aber wenigstens springt für mich dabei jeden morgen kaffee raus.
derek und simon steuern auf uns zu, was eine gute sache ist, denn das spart mir zeit in der mittagspause.
ich: gib mir deine mathe-hausaufgabe.
simon: klar. hier.
was für ein freund.
die glocke klingelt das erste mal. und wie bei jedem klingeln der glocke in unserer großartigen lehranstalt für junge menschen ist es überhaupt kein glockenklingeln, sondern ein langgezogener piepston. als wäre man auf einem anrufbeantworter gelandet, dem man gleich anvertrauen wird, dass man den beschissensten tag aller zeiten vor sich hat. und keiner hört die nachricht jemals ab.
ich habe keine ahnung, warum irgendjemand lehrer wird. ich meine, man muss den ganzen tag mit jugendlichen verbringen, die einem entweder in die weichteile treten wollen oder sich an dich ranschleimen, um eine gute note zu bekommen. das muss einen ja irgendwann fertigmachen, immer von leuten umgeben zu sein, die einen nie wirklich mögen. lehrer täten mir richtig leid, wenn sie nicht solche sadisten oder loser wären. bei den sadisten dreht sich alles um kontrolle und macht. sie sind lehrer geworden, weil sie einen offiziellen grund brauchen, um über andere herrschen zu können. und die loser machen fast den ganzen rest aus: von denen, die zu
unfähig sind, um irgendetwas anderes auf die reihe zu kriegen, bis zu denen, die mit ihren schülern auf beste freunde machen, weil sie selbst in der schule nie freunde hatten. und dann gibt es noch die, die allen ernstes glauben, dass wir uns später an irgendwas von dem erinnern, was sie uns mal erzählt haben. später, wenn die letzten prüfungen vorbei sind. im ernst.
ab und zu kriegt man dann auch eine lehrerin wie mrs grover, die eine sadistische loserin ist. ich meine, es ist nicht leicht, französischlehrerin zu sein, weil heute kein mensch mehr französisch braucht. den begabten schülern kriecht sie in den derrière , bei den ganz normalen dagegen
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