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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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»Gary, schlag mich so fest du kannst ins Gesicht, wenn ich meinen Ausweis vorzeige, und du, Grayson, gehst einfach hinter mir vorbei, als wär es das Normalste auf der Welt.« Und dann sagt eine Weile lang keiner von uns was, bis Gary, viel zu laut, einwendet: »Ähm, ich weiß gar nicht, wie man das macht.« Wir sind schon fast beim Türsteher, der ein riesiges Tattoo auf seiner Glatze hat, deshalb murmelt Tiny nur: »Klar weißt du das. Schlag einfach fest zu.«
    Ich lasse mich etwas zurückfallen, schaue erst mal zu. Jane streckt dem Türsteher ihren Ausweis hin. Der richtet den Strahl einer Taschenlampe darauf, blickt sie an und gibt ihr den Ausweis zurück. Dann ist Tiny an der Reihe. Ich mache ein paar kurze, schnelle Atemzüge, weil ich mal gelesen habe, dass man mit viel Sauerstoff im Blut ruhiger wirkt, und dann beobachte ich, wie Gary sich auf die Zehenspitzen stellt und mit dem Arm ausholt und Tiny voll eine verpasst, direkt ins rechte Auge. Tinys Kopf kippt nach hinten weg, und Gary brüllt: »Ohmeingott, autsch, aua, verdammt, meine Hand!«, und der Türsteher stürzt sich auf Gary, und dann dreht Tiny sich so, dass er dem Türsteher die Sicht auf mich versperrt, und ich marschiere einfach in den Club, als wäre Tiny meine Drehtür.
    Sobald ich drin bin, werfe ich einen Blick zurück und sehe, dass der Türsteher Gary an den Schultern gepackt hat und Gary mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seine Hand starrt. Dann legt Tiny dem Türsteher einen Arm um die Schulter und sagt: »Wir haben nur ’n bisschen Spaß gemacht. Guter Treffer, Dwight.« Ich brauche ungefähr eine Minute, bis ich kapiert habe, dass Dwight Gary ist. Oder Gary Dwight.
    Der Türsteher sagt: »Er hat dir verdammt noch mal eine aufs Auge gegeben«, und dann sagt Tiny: »Das musste er«, und dann erklärt Tiny dem Türsteher, dass er und Gary/ Dwight zusammen im DePaul-University-Footballteam seien und dass er, Tiny, vorhin im Kraftraum Gary bei den Gewichten reingelegt hätte oder irgend so was. Der Türsteher erzählt, dass er in der High School Center-Spieler war, und dann halten sie plötzlich einen netten kleinen Plausch miteinander, während der Türsteher nebenbei auf Garys ganz unglaublich gefälschten Ausweis blickt, und dann sind wir alle vier im Hideout, allein mit Neutral Milk Hotel und Hunderten von Fremden.
    Das Meer von Leuten an der Bar teilt sich und Tiny holt zwei Bier und hält mir eines davon hin. Ich lehne dankend ab. »Warum Dwight?«, frage ich. Und Tiny sagt: »In seinem Ausweis steht, dass er Dwight David Eisenhower IV. ist.« Und ich sage: »Woher zum Teufel habt ihr eigentlich alle eure gefälschten Ausweise?«. Und dann sagt Tiny: »Dafür gibt es Orte.« Ich beschließe, mir auch so einen Ausweis zu besorgen, und sage: »Ich will doch ein Bier.« Hauptsächlich, damit ich was in der Hand halte. Tiny gibt mir das Bier, von dem er bereits getrunken hat, und dann mache ich mich ohne Tiny und ohne Gary und ohne Vielleicht-Hetero-Jane nach
vorn zur Bühne auf. Bloß ich und die Bühne, die hier im Hideout nur einen halben Meter hoch ist. Damit ich dem Sänger von Neutral Milk Hotel, falls er besonders klein sein sollte – also vielleicht so einen Meter dreißig – direkt in die Augen schauen kann. Immer mehr Leute drängen nach vorn zur Bühne und bald ist es gerappelt voll. Ich war schon vorher zu Konzerten hier, aber so wie jetzt war es noch nie – mit meinem Bier in der schwitzenden Hand, von dem ich noch keinen Schluck genommen habe und was ich auch nicht vorhabe. Um mich herum sind lauter gepiercte und tätowierte Fremde. Noch der allerletzte Freak hier im Hideout ist cooler als alle Mitglieder aus meinem High-School-Freundeskreis zusammen. Diese Leute finden nicht, dass mit mir irgendwas nicht in Ordnung ist – sie bemerken mich noch nicht mal. Sie behandeln mich einfach so, als ob ich zu ihnen gehören würde, was sich ganz klar nach dem unüberbietbaren Höhepunkt meiner High-School-Karriere anfühlt. Hier stehe ich, in einem Konzert für über Einundzwanzigjährige, im besten Musik-Club in Amerikas zweitbester Stadt, inmitten einer Menge von zweihundert Fremden und warte auf das Wiedervereinigungskonzert der besten No-Name-Band des letzten Jahrzehnts.
     
    Und dann kommen diese vier Kerle auf die Bühne und haben nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Bandmitgliedern von Neutral Milk Hotel, aber ich sage mir, wer weiß, schließlich hab ich von ihnen bisher nur ein paar Fotos im Internet gesehen.

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