Willenlos
aufgenommen worden?«
»In einem Ort, in dem Sie angeblich noch nie in Ihrem Leben waren«, mischte Karin sich ein, »in Meerbusch. Und zwar in einer Tankstelle, fünf Minuten nach der Tat!«
Hornbach sackte in sich zusammen. Er schüttelte den Kopf. Joshua beobachtete ihn genau.
»Nein, nein, nein. Das kann nicht sein! Unmöglich! Sie sind schlimmer als Ihre Kollegen.«
»Herr Hornbach, Sie haben gerade bestätigt, dass Sie der Mann auf dem Foto sind. Dass dieses Bild aus der Tankstelle stammt, ist unbestritten, ebenso die Uhrzeit. Sie wird von der Kamera automatisch erfasst. Unsere Kollegen haben das Gerät überprüft, es weist keinen Defekt auf. Der Kassierer kann sich zudem an Sie erinnern. Es hat doch keinen Zweck mehr zu lügen.«
Hornbach schüttelte immer noch den Kopf.
»Das ist alles nicht wahr. Sagen Sie, dass das nicht wahr ist. Ich muss einen Doppelgänger haben, das ist die einzige Erklärung.«
»Und diesem Doppelgänger haben Sie Ihr Fahrzeug geliehen, um zum Tatort zu gelangen und die Tatwaffe darin zu entsorgen. Selbstverständlich trägt Ihr Doppelgänger auch gelegentlich Ihre Schuhe, speziell zur Ausübung von Morden. Wollen Sie uns das allen Ernstes erklären?«
Hornbach begrub den Kopf in die offenen Handflächen. Er begann heftig zu zittern. Stotternd beteuerte er seine Unschuld.
»Ich war es nicht.«
Karin und Joshua gaben ihm Zeit. Sie dachten intensiv über dessen Verhalten nach. Es gab Täter, die so vehement ihre Unschuld beteuerten, dass sie auch dann nicht mehr davon abwichen, wenn ihnen das Gegenteil nachgewiesen wurde. Sie legten eine Schutzschicht um sich. Ihre persönliche Art, die Tat zu verdrängen. Joshua verkniff sich die Frage, ob er Feinde habe. Sie würde nur neue Hoffnungen wecken.
Allmählich beruhigte Hornbach sich wieder. Er hob das Gesicht, ein Funken Hoffnung stand in seinen Augen.
»Sagen Sie, es gibt doch diese DNA-Tests. Die sollen doch eindeutig sein. Warum wurde noch keiner mit mir gemacht? Dann wäre meine Unschuld doch bewiesen.«
Schweigen. Selbstverständlich hatten sie ihm im Rahmen der erkennungsdienstlichen Behandlung eine Speichelprobe entnommen. Hornbach hatte den Sinn der Handlung offenbar nicht verstanden. Er schien tatsächlich von seiner Unschuld überzeugt.
»Am Tatort konnte keine DNS sichergestellt werden, Herr Hornbach.«
»Haben Sie überhaupt danach gesucht?«, er klammerte sich nun wie ein Ertrinkender an diese Idee, »der Täter kann doch ein Haar verloren haben, oder eine Schuppe. Ich habe gelesen, dass das ausreicht.«
»Wir werden das überprüfen. Haben Sie uns noch irgendwas zu sagen?«
»Nein.«
Seifert saß halb auf einem Schreibtisch, sah teilnahmslos auf den Fußboden. Bornmeier stand daneben.
»Was halten Sie davon?«, fragte der Staatsanwalt die LKA-Ermittler.
»Schwer zu sagen«, antwortete Karin, »die Tat scheint in keinem Verhältnis zur Persönlichkeit und dem sozialen Umfeld Hornbachs zu stehen. Wir müssen mehr über ihn erfahren. Allerdings sind die Beweise nicht von der Hand zu weisen.«
»Mit dem fehlenden Geständnis kann ich leben«, so Bornmeier, »was mir fehlt, ist das Motiv. Man schlitzt doch nicht zum Spaß jemandem die Kehle auf.«
Seifert schmiss wütend einen Kugelschreiber auf den Schreibtisch.
»Fehlendes Motiv. Woher sollen wir das nehmen? Der Kerl schweigt sich aus. Wir haben das komplette Umfeld durchleuchtet, Wohnungen und Büros von Hornbach und Dahlmann durchsucht. Nichts. Aber vielleicht können die Kollegen vom LKA das herausbekommen. Mir reicht es jedenfalls!«
»Herr Seifert«, der Staatsanwalt erhob ebenfalls die Stimme, »ich verlange nichts Unmögliches von Ihnen, sondern lediglich, dass Sie Ihren Job machen. Und dazu zähle ich auch die Arbeit im Team!«
»Im Team? Ich hör wohl schlecht! Die Kollegen sind drei Stunden mit dem Fall beschäftigt und faseln von Persönlichkeit und sozialem Umfeld. Was kommt als Nächstes? Der arme Kerl musste unseren Kollegen praktisch umbringen, oder was?«
Karin stemmte die Hände in die Hüfte. Seifert hatte sie persönlich angegriffen.
»Ich fasele nicht, sondern äußere meine persönliche Meinung. Das wird doch wohl noch möglich sein.«
»Elmar«, Joshua sprach mit ruhiger, sachlicher Stimme, »du musst zugeben, dass die Sache ungewöhnlich ist. Ein Typ wie Hornbach würde normalerweise, wenn er der Täter wäre, nach fünf Minuten einbrechen. Das brauche ich dir doch wohl nicht erklären.«
Seifert atmete tief
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