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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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kennenlernten. Freunde von Freunden – manchmal sogar vollkommen Fremde – begannen zu lachen, kaum wurden sie ihm vorgestellt, und warteten darauf, dass er vor ihnen den Oliver Fox gab. Er hatte wuscheliges blondes Haar und sanfte freundliche Augen, die in ihre blickten, und niemand wusste, was er als nächstes tun würde. Am allerwenigsten er selbst. Bis er plötzlich feststellte, dass ihm etwas in den Sinn gekommen war, und da tat er es auch schon. Woraufhin sie wieder lachten. Oder schrien und sich in Sicherheit brachten oder die Polizei riefen.
    »O nein !« riefen die Leute dann meistens. »Diesmal ist er wirklich zu weit gegangen!«
    In der Gepäckausgabe, umgeben von dicken Urlaubern, die nie von ihm gehört hatten, war natürlich niemand außer ihm selbst, für den er den Oliver Fox geben konnte. Er fühlte sich wie das Flugzeug, in dem er die letzten fünf Stunden gesessen hatte, an den eigenen Stiefelschlaufen über der Leere hängend, nichts im Kopf außer dem lang anhaltenden, öden Rauschen des Nichts.
    Warum also war er so? Warum hatte er nicht einen Job wie jeder normale Mensch? Eine Arbeit, die den Menschen half. Irgendwo in einer Siedlung mit heruntergekommenen Sozialwohnungen. In der dritten Welt. Es gab Millionen Menschen auf der Welt, die Hilfe brauchten. Er war zu alt, um so weiterzumachen. Er wollte sich ändern. Er würde ihnen demütig zu Diensten sein. Medizin studieren vielleicht. Sich spezialisieren. Neurologe werden. Er hatte schon immer wissen wollen, wie sein Hirn funktionierte, warum und wie er tat, was er tat. Er war kein Dummkopf – er wusste, wie viele Jahre des Studierens und harter Arbeit dafür nötig wären. Aber er konnte es noch schaffen. Er würde es schaffen. Er hätte sich augenblicklich für das Medizinstudium angemeldet, wenn er nur die Bewerbungsunterlagen zur Hand gehabt hätte.
    Alle wären erstaunt. »Oliver Fox?« würden sie sagen und lachen. »Ein Neurologe? Das hätten wir nie gedacht. Das ist wieder mal absolut typisch!«
    Runde um Runde zogen die traurigen Koffer vorbei. Olivers Blick fiel auf den Mann neben ihm, der sein Handy in der Hand hatte und mit zwei Daumen einen Text so lang wie eine Doktorarbeit schrieb. Das erinnerte ihn daran, sein eigenes Telefon herauszunehmen und einzuschalten. Nicht, dass er mit guten Nachrichten rechnete.
    Und nein, keine guten Nachrichten. Die erste SMS war von A. A war Annuka, Annuka Vos, mit der zusammen er das Haus bewohnen sollte und die hier neben ihm stehen würde, wäre sie nicht ausgerastet, als er mit dem Esel nach Hause kam, den er einem Eselmann im Park abgekauft hatte. Er hatte vorgeschlagen, ihn in ihrer Wohnung unterzubringen, woraufhin sie urplötzlich keinen Moment länger ertragen konnte, dass er Oliver Fox war, und er war gezwungen gewesen zu gehen, mit dem Esel und einer Handvoll Besitztümer, überwiegend seine eigenen, in einem ihrer eleganten Koffer.
    »Du wirst das natürlich nicht lesen«, schrieb sie, »weil du nur Augen und Ohren für dich selbst hast, aber …«
    Er las nicht weiter, weil er weder Augen noch Ohren für Botschaften hatten, die auf diese Weise begannen. Er betrachtete die Liste. Die nächsten vier Nachrichten waren ebenfalls von A. Dann kam eine SMS von jemandem, der nur eine Telefonnummer als Namen hatte. Er erinnerte sich an niemandem mit einem Namen, der auf 0489 endete, aber 0489 erinnerte sich offensichtlich an ihn.
    »Ich weiß, dass ich es mit einem moralischen Irren zu tun habe«, schrieb er (oder wahrscheinlicher sie).
    Doch bevor er Zeit hatte, herauszufinden, welchen Groll 0489 hegte, sah er seinen Koffer auf sich zukommen. Er war leicht zu erkennen, weil er ihn sich von Annuka hatte leihen müssen, als er auszog, und an allen ihren Koffern befanden sich Gepäckanhänger aus rotem Leder, wie die roten Streifen am Kragen von Stabsoffizieren. Als er danach griff, sah er, dass die nächste Nachricht von G war. G war natürlich Georgie, die Frau, die er treffen wollte, As Ersatz für die Woche in dem Haus. »sorry flug verpasst patrick macht natürlich ärger nächster flug oh shit gerade nachgesehen erst morgen.«
    Selbstverständlich. Er hätte es sich denken können. Das ganze Abenteuer war entgleist, noch bevor es angefangen hatte. Er nahm den Koffer vom Band und tippte auf ihre Nummer. »Hallo! Hier spricht Georgie«, sagte ihre Nummer. Doch das war gelogen. Es war nicht Georgie – es waren ein paar Kilobytes Information, die irgendwo auf einem Server gespeichert waren

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