Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)
Patrick!«
»Ja, aber wo sind wir?« fragte die zweite.
»Skabulos«, sagte die dritte.
»Skrofulos«, sagte die vierte und sprang mit einer Leine an Land.
»Ist egal«, sagte die dritte. »Solange es trocken ist und nicht schaukelt.«
»Und wir irgendwo ein paar Bier kriegen«, sagte die vierte.
»Ich sehe eine Taverne!« sagte die zweite. »Schaut! Kerzen auf den Tischen! Das ganze Brimborium!«
»Frauen!« sagte die dritte. »Ich sehe Frauen!«
»Keine Frauen für Patrick«, sagte die vierte Stimme. »Er hat eine seriöse Beziehung.«
»So ist es«, sagte Patrick. »Verpisst euch. Aber im Augenblick ist sie in der Schweiz …«
In Empedokles beendete Christian endlich seine lange Meditation. Er schob sich den grauen Vorhang seiner Haare aus dem Gesicht und steckte Oliver Fox’ Pass gewissenhaft unter seinen Gebetsschal. Er seufzte tief. Eric Felt, der auf der anderen Seite des niederen Tischchens döste, fuhr bei dem ungewohnten Geräusch hoch und blickte erstaunt um sich.
Christian stand auf.
Auch Eric erhob sich hastig und streckte aufgeregt den Bauch vor. Der Augenblick war gekommen.
In Parmenides betrachtete sich Nikki im Badezimmerspiegel. Ihr Haar lag platt und grüblerisch an. Sie lockerte es rasch mit den Händen. Sie entfernte den säuerlichen, rachsüchtigen Ausdruck aus ihrem Gesicht und kehrte zur gewohnten freundlichen Aufgeschlossenheit zurück. Sie klemmte Dr. Norman Wilfreds Pass gewissenhaft auf das Klemmbrett. Es war nicht Mrs. Toppler, der sie diesen Pass zeigen musste – es war Mr. Papadopoulou. Er war es, den Mr. Oliver Fox im Visier hatte.
Und er hatte die Leute, die sich um solche Sachen kümmern konnten.
Giorgios hatte die Verfolgung von Stavros und seinem Fahrgast aufgegeben und kehrte außer Atem zu seinem Wachdienst an der Schranke zurück. Er kam gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie ein weiteres Taxi, diesmal war es Spiros, der zwei andere Spätankömmlinge brachte – ein nicht zusammenpassendes Paar, sie teuer gekleidet und gepflegt, er offenbar ein Penner. Der Mann kramte in seiner Tasche, um Spiros zu bezahlen, doch die Frau zerrte ihn bereits ungeduldig zur Schranke.
»Einladung«, sagte Giorgios, woraufhin die Frau ihn umstandslos mit ihrer Handtasche in die Flucht schlug. Giorgios, beeinträchtigt von dem schmerzenden Ellbogen und noch immer außer Atem nach seinem letzten Versuch, für die Sicherheit der Stiftung zu sorgen, sah zu, wie sie ihren Begleiter unter der Schranke durchstieß. Er wandte sich Spiros zu, um sich wieder mit ihm über Onkel Panagiotis zu unterhalten. Aber Spiros duckte sich seinerseits schon unter der Schranke durch.
»Zweiunddreißig Euro!« schrie er.
46
Auf der Agora wurden die letzten vergnüglichen Momente ausgekostet, bevor der ernste Teil des Abends begann. Die Gäste leerten Kaffeetassen und Brandygläser, strichen auf der Tischdecke das zerknitterte Silberpapier von Schokolade glatt. Streckten die Beine aus, erleichterten die Blasen, tauschten Tische und neigten sich lächelnd über nichtbesetzte Stühle. Auf dem Weg von und zu Herren wurden freundlich Ellbogen gedrückt und entfernte Bekanntschaften erneuert. In den Schlangen vor Damen wurden künstliche Haartöne unaufrichtig gelobt und Ehemänner halb aufrichtig geschmäht.
Mr. Papadopoulou setzte sich auf den Stuhl neben Mr. Skorbatow, vorübergehend geräumt von Darling Erlunder, die Wellesley Luft mit Ludleigh Wells verwechselt hatte und ihm erzählte, wie sehr sie seinen Bestseller liebte, in dem er beschrieb, wie Gebete den Orgasmus steigerten. Mr. Papadopoulou sprach ernst und aufrichtig, berührte häufig Mr. Skorbatows Arm, brachte seinen Mund verschwörerisch nahe an das Ohr des russischen Magnaten und schaute dabei an seinem Hinterkopf vorbei, während Mr. Skorbatow schwieg, die Augen jedoch halb geschlossen hatte und den leisen ikonischen Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht andeutete.
Im Schatten neben ihnen lauerte Nikki und wartete darauf, dass das Gespräch zu Ende wäre, um Mr. Papadopoulou den Pass des entführten Dr. Wilfred zu zeigen.
Ebenfalls aus dem Schatten spähten hinter einem Vorhang grauer Haare zwei funkelnde Augen aus einem Gesicht, das so reglos und asketisch wie ein Totenschädel war, daneben zuckte in Vorfreude ein dicker Bauch in einer orangefarbenen Hose.
»Außerdem könnten Sie«, sagte Mrs. Toppler zum derzeitigen Dr. Wilfred, »wenn Sie hier Direktor wären, Ihr anderes erstaunliches Talent üben und mir eine kleine Massage
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