Willst du dein Herz mir schenken
tun hatten, sprachen sie nur das Nötigste miteinander, dann ging jeder wieder seines Weges. Es war eine sehr unangenehme Situation, und Teresa hatte jeden Morgen schreckliches Herzklopfen, wenn sie zur Arbeit kam, aber es ging nicht anders. Wenn sie Christopher aus ihrem Herzen verbannen wollte, musste sie ihn meiden. Sie hatte keine Wahl.
Am Rathausmarkt angekommen, parkte Teresa den Wagen und ging mit dem alten Mann zum Schreibwarenladen, wo er sich mehrere Notizblöcke und Bleistifte kaufte. An der Kasse starrte ihn die Verkäuferin plötzlich an. »Sie sind Walter Steinberg, richtig?«
Der alte Mann nickte. »Richtig.«
Die Verkäuferin begann zu strahlen. »Ich liebe Ihre Bücher, ich habe sie alle gelesen. Vor allem das letzte fand ich genial. Wie der Kerl am Ende die Felsen herunterstürzte, das war super!«
Der alte Mann lachte. »Das freut mich.«
Die Verkäuferin deutete auf die Blöcke. »Schreiben Sie gerade wieder ein Buch?«
Der alte Mann nickte und sah zu Teresa, die erstaunt daneben stand. »Ich wohne bei dieser charmanten jungen Frau in der Burg Lodenstein. Dort schreibe ich gerade an meinem nächsten Roman.«
»Ach, wie romantisch«, seufzte die Verkäuferin. »Wer wird denn dieses Mal umgebracht?«
»Das verrate ich noch nicht«, schmunzelte er. Dann bezahlte er, packte die Blöcke und Bleistifte ein und ging mit Teresa hinaus.
»Sie sind Schriftsteller?«, fragte Teresa verlegen. Das würde natürlich sein eigenartiges Verhalten in der Burg erklären.
»Ja, Krimiautor.«
»Tut mir leid, das wusste ich nicht.«
Walter Steinberg lachte wieder. »Das macht nichts. So habe ich meine Ruhe und kann ganz entspannt das Buch zu Ende schreiben.«
Sie waren inzwischen wieder am Auto angekommen und stiegen ein.
»Und Sie wollen wirklich nicht verraten, worum es in Ihrem neuen Buch geht?«, fragte Teresa nach einer Weile.
»Um Mord«, schmunzelte er. »Um einen fast perfekten Mord. Ein Mann will seine Frau umbringen, um ein schreckliches Geheimnis zu wahren. Er ist Biologe und hat in einer ganz gewöhnlichen Pflanze ein Gift entdeckt, das noch keiner nachweisen kann.«
»Das klingt spannend. Aber wieso fast perfekter Mord?«
»Er gibt zu wenig von dem Gift, dann wirkt es nicht tödlich, sondern verursacht nur Magenkrämpfe, Halluzinationen und Übelkeit. Und das Geheimnis, das er verstecken wollte, wird offenbart.«
»Ärgerlich.«
»Ja«, lachte er. »Das ist sehr ärgerlich.«
»Was ist das für eine Pflanze? Gibt es die denn wirklich, oder haben Sie die nur erfunden«
»Die gibt es wirklich. Sie heißt Silberveilchen und ist in jedem Blumenladen erhältlich. So ist sie völlig harmlos, aber wenn man den Samen zerreibt, entsteht daraus ein gelbliches Pulver, das hochgiftig ist.«
Teresa war überrascht. »Da kann also jeder in einen Blumenladen gehen und Gift kaufen, um jemanden umzubringen?«, fragte sie. Und sie spürte plötzlich, wie eine kleine Gänsehaut über ihren Rücken kroch.
«Theoretisch, ja.«
»Das ist sehr interessant«, antwortete sie. Die Gänsehaut hatte sich plötzlich über ihren ganzen Körper ausgebreitet. So konnte sie das Problem mit ihrer unliebsamen Untermieterin auch lösen. Ein bisschen Silberveilchen in den Kaffee und »die Hexe« konnte ihr das Leben nicht mehr zur Hölle machen.
Ihre Hände am Lenkrad spannten sich erneut an, so dass sich die Knöchel weiß zeigten. Doch schnell schob sie den Gedanken wieder zur Seite. Das war unmöglich, sie konnte doch nicht zur Mörderin werden!
Teresa versuchte, sich zu entspannen. Sie waren beim Laden für Blumenschmuck angekommen, wo sie die Herbstdekoration für die Burg holen wollte. Wieder kroch die Gänsehaut ihren Rücken hoch. Ob das Geschäft auch Silberveilchen im Angebot hatte? Ausgerechnet heute musste sie auch noch mit Blumen zu tun haben!
Teresa stieg aus und half dem alten Mann ebenfalls aus dem Auto. Zusammen gingen sie in den Laden, wo eine muntere, zierliche Frau sie begrüßte.
»Die Dekoration habe ich bereits in ein paar Kisten hier gepackt, wenn Ihnen das recht ist«, sagte die Verkäuferin und zeigte Teresa die Gestecke und Sträuße. »Ich hoffe, Sie haben alles, was Sie brauchen.«
Teresa warf einen Blick in die Kisten, dann nickte sie. Es war alles perfekt. Herrliche Blumen und Zweige lachten sie an, gemischt mit feinen Stoffen und Blättern. Die perfekte Dekoration für den kommenden Herbstball.
»Danke, es ist alles wunderschön«, antwortete sie und sah zu dem alten Mann, der
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