Willst du dein Herz mir schenken
gerade einen riesigen Hochzeitsstrauß in einer Vase bewunderte. Als sie bemerkte, dass er sie nicht beachtete, zahlte sie und sagte dabei leise und wie nebenbei: »Haben Sie eigentlich auch Silberveilchen?«
Die Frau drehte sich sofort nach einem Regal an der Wand um, in dem eine Stiege mit einer kleinen, zart wirkenden Pflanze mit blassroten Blüten und gelben Samenkapseln stand. Sie nahm eine Pflanze heraus und reichte sie lächelnd Teresa. »Die schenke ich Ihnen.«
Teresa errötete leicht. »Danke. Das ist sehr nett.« Etwas zaudernd nahm sie die Pflanze, doch steckte sie gleich mitten in die Dekoration, wo sie nicht auffiel. Dann verabschiedete sie sich und ging mit den Kisten und dem alten Mann wieder hinaus.
Als sie im Auto saß und Richtung Burg fuhr, hatte sie das Gefühl, dass das Silberveilchen aus dem Kofferraum so stark duftete, dass Walter Steinberg es unbedingt riechen musste. Doch er sagte nichts. Stattdessen plauderte er darüber, wie schön Lodenthal und die ganze Umgebung seien, wie verträumt die Wege am See wären und wie ruhig die Abende.
Teresa nickte immer dazu, warf hin und wieder mal ein Wort ein und wartete auf die richtige Gelegenheit, um wieder auf seinen Krimi und das Gift zu sprechen zu kommen. Doch die Gelegenheit kam nicht. Viel zu schnell erreichte sie die Burg, ohne Weiteres zu Gift, Vergiftungserscheinungen und mögliche rechtliche Folgen für den Giftmischer erfahren zu haben.
Sie stieg aus, um sich noch einmal an den alten Mann zu wenden, der jedoch sofort seine Blöcke und Bleistifte in das Turmzimmer brachte, um weitere Ideen für sein Buch aufzuschreiben. Also trug sie die Herbstdekoration in den Saal. Zwischen den Kisten duftete das Silberveilchen. Die Samenkapseln schimmerten tödlich prallgelb in der Herbstsonne, die sich durch das dünner werdende Laub der Bäume schummelte. Das Silberveilchen war eine wunderschöne Pflanze mit seinen zartroten Blüten und scheinbar sehr verletzlichen Blättern. Man sah ihr ihre tödliche Wirkung gar nicht an, aber so war das oft in der Natur. Vogelbeeren sahen lecker aus, Fingerhut blühte prächtig und verführerisch schön, und selbst winzige Insekten konnten einem vielfach größeren Gegner den Tod bringen. Teresa nahm die Pflanze vorsichtig und stellte sie zur Seite. Sie hatte noch nicht entschieden, was sie damit machte. Sie konnte sie auch einfach in den Garten pflanzen.
Als sich die Tür hinter ihr öffnete, schloss Teresa die Augen. Sie erkannte schon am Klang der Schritte, wer es war. »Da sind Sie ja endlich wieder«, rief »die Hexe« mit ihrer durchdringenden Stimme. »Hier klingelt ständig das Telefon. Weiß Ihre Vorgesetzte, wie geschäftsschädigend das ist, wenn Sie die ganze Zeit nicht da sind und keine Fragen beantworten können? Was sollen denn die Gäste denken.«
Teresa bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Ich habe nur die Dekoration für den Herbstball geholt. Jetzt bin ich wieder da.«
»Wird auch Zeit. Was wird das denn für ein Herbstball? Ich hoffe, Sie kriegen den ordentlich hin, damit man noch im Frühjahr davon spricht. Wenn Sie Fragen haben, wie man so etwas richtig organisiert, können Sie gerne zu mir kommen.«
»Das werde ich«, presste Teresa zwischen den Zähnen hervor.
»Gut.« Eugenie Benkins drehte sich auf ihrem spitzen Absatz um und ging wieder hinaus.
Teresa schnappte sich das Silberveilchen und ging in die Küche.
Der Koch, ein kleiner, rundlicher Mann in weißen, schmutzigen Jeans, wusch gerade das Fleisch für das Abendessen, während die Küchenhilfe Kartoffeln schälte.
»Ich hole nur schnell zwei Tassen Kaffee, dann gehe ich wieder«, sagte Teresa schnell, als sie den kritischen Blick des Kochs sah. Seit Eugenie Benkins Unfrieden in der Burg verbreitete, beispielsweise wie am Morgen mit der Crème brûlée, waren Nicht-Köche in der Küche nur sehr ungern gesehen.
Teresa nahm zwei Tassen aus dem Schrank, schenkte Kaffee ein, dann gab sie in eine Tasse auf den Kaffee ein dickes Sahnehäubchen, wie es Eugenie gerne hatte, danach verließ sie die Küche und ging in ihr Büro.
Sie löste eine Samenkapsel von der Pflanze und zerrieb sie auf der Handfläche, dann behielt sie das gelbliche Pulver in der Hand und hielt sie über der Tasse mit dem Sahnehäubchen. Sie konnte Eugenie Benkins jetzt einfach so beseitigen, niemand würde darauf kommen, dass es Mord war. Das war ihre Chance, die Nebenbuhlerin zu beseitigen. Und wenn es zu wenig Gift wäre, würde die Hexe wenigstens mit
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