Willst du dein Herz mir schenken
»Ich weiß nicht… Es ist...« Sie brach ab.
Christopher wartete auf eine Antwort, doch sie kam nicht. Teresa konnte nicht. Ihr Herz klopfte so stark, dass sie nicht mehr klar denken konnte.
Schließlich ließ er ihre Hand wieder fallen. »Leb wohl.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann nahm er seine Reisetaschen und ging hinaus.
Wie gelähmt blieb Teresa stehen. Irgendwann kam der Koch und fragte sie etwas wegen einer Sahnesoße, aber sie hörte es nicht. Erst als er ihr eine Tasse mit stinkender, verbrannter Sahnesoße unter die Nase hielt, tauchte sie aus ihrer Erstarrung wieder auf. Christopher war weg. Sein Auto war schon längst davon gefahren. Sie wusste nicht, wo er war, wohin er gehen würde. Sie würde ihn niemals wieder sehen.
Wie ein Kloß saß dieses Wissen in ihrem Hals. Es war endgültig vorbei.
Die nächsten Tage schlichen bleiern und schwer dahin. Nur noch wenige Tage bis Weihnachten und bis zu der großen Weihnachtsfeier. Teresa versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Christopher endgültig aus ihrem Leben verschwunden war, aber es gelang ihr nur schlecht. Sie stürzte sich in die Arbeit, um nicht an ihn zu denken. Doch überall tauchte er in ihren Erinnerungen auf. Zum Glück gab es ein Problem mit dem Weihnachtsmann, das sie vorübergehend ablenkte. Sie versuchte händeringend, einen Weihnachtsmann für die Feier aufzutreiben, doch leider vergeblich. Das war ein Punkt, den Christopher in seiner Organisation vergessen hatte, und jetzt, so kurz vor dem Fest, waren alle Weihnachtsmänner bereits ausgebucht. Am Tag der Feier schließlich gab Teresa auf. Dann musste es eben ohne Weihnachtsmann gehen.
Am Abend war der Salon rappelvoll. Die Bürgermeister der Region, viele weitere Politiker und wichtige Unternehmer hatten sich versammelt, aßen Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen oder Wildschwein, lauschten einem Geigentrio und hörten sich Reden über Erfolge und weitere grandiose Vorhaben an. Alles war perfekt, und dass es keinen Weihnachtsmann gab, fiel den wenigsten auf. Doch als Teresa später den Rumpudding servieren ließ, klopfte es an der Tür. Sie öffnete und traute ihren Augen kaum: Ein Mann in rotem Mantel und einem dichten, weißen Bart stand vor der Tür.
»Ho, ho, ho«, sagte er mit tiefer Stimme. »Ich glaube, hier wird ein Weihnachtsmann gebraucht.«
Teresa nickte lächelnd. »Ja, das ist richtig. Das ist toll, dass Sie noch kommen konnten. Treten Sie ein.«
Sie öffnete dem Mann die Tür, so dass er eintreten konnte.
»Von welcher Agentur sind Sie denn? Mir wurde gesagt, dass alle Weihnachtsmänner bereits ausgebucht sind.«
»Das ist auch richtig«, antwortete er mit seiner tiefen Stimme. »Aber bei Ihnen machen wir mal eine Ausnahme.«
Teresa stutzte. Sie kannte diese Stimme, konnte sie nur nicht sofort zuordnen.
»Kenne ich Sie?«, fragte sie.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Gehen wir jetzt zu den Gästen?«
Teresa führte den Weihnachtsmann in den Salon, wo ihn großer Jubel erwartete. Wieder ertönte das »ho, ho, ho« des Weihnachtsmannes, dann hub er zu einer feierlichen Rede an, bevor er kleine Geschenke an die Gäste verteilte, die mit großer Begeisterung angenommen wurden. Währenddessen stand Teresa still im Hintergrund und grübelte. Seine Stimme war ihr so vertraut, aber sie wusste nicht, woher. Sie hatte einen leisen Verdacht, oder sagen wir mal, den Hauch einer Hoffnung, wer hinter der Maske stecken könnte. Die Wärme seiner Stimme, wie er die Sätze dehnte und betonte, erinnerte sie an Christophers Art zu sprechen. Doch das war unmöglich. Christopher war bereits lange weg. Er konnte es nicht sein.
Doch als sich der Weihnachtsmann während seiner Rede für einen Moment zu ihr umdrehte und sie mit blitzenden braunen Augen anlächelte, fuhr die Erkenntnis wie ein Blitz durch ihren Körper. Er war es tatsächlich.
Teresas Herz schlug ihr bis zum Hals. Was machte er hier? Warum war er zurückgekehrt?
Als er von den Gästen mit großem Jubel und Beifall verabschiedet wurde und gehen wollte, hielt Teresa ihn mit zitternden Händen fest. »Wieso bist du zurückgekommen?«
Christopher lächelte unter seinem dichten Bart. »Du hast mich erkannt? Dabei dachte ich, in diesem Kostüm bin ich sicher. Mist.«
»Was machst du hier?« Teresa blieb hartnäckig.
»Mir fiel ein, dass ich vergessen hatte, einen Weihnachtsmann zu organisieren. Da dachte ich, ich helfe dir aus der Klemme.«
»Danke«, antwortete Teresa.
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