Willst du dein Herz mir schenken
SAHNEHÄUBCHEN
Teresa kochte vor Wut. »Sie fassen meine Crème brûlée nicht an! Es ist mir egal, ob normalerweise Ingwer reingehört. In meine Crème kommt kein Ingwer, sondern Vanille!«
»Sie haben eben keine Ahnung von der feinen Küche«, war die spitze Antwort von Eugenie Benkins alias Gräfin Eugenie von Woog, von Teresa heimlich nur »die Hexe« genannt. »Vielleicht sollten Sie lieber kein Hotel führen.«
»Dann sollten Sie sich vielleicht eine andere Unterkunft suchen, wenn es Ihnen hier so zuwider ist«, erwiderte Teresa mit hochrotem Kopf.
»Wenn mein Mann hier lebt und arbeitet, lebe ich mit ihm, auch bei solchen fragwürdigen Verhältnissen«, lächelte »die Hexe« kalt.
»Aber er ist nicht hier in der Küche, also gehen Sie aus meiner Küche oder ich lasse Sie rauswerfen!« Teresa musste sich bemühen, nicht zu schreien.
»Weiß Ihre Vorgesetzte, wie Sie Ihre Gäste behandeln?«, lautete die Antwort der Gegnerin, während sie erhobenen Hauptes die Küche verließ.
Teresa stürmte ebenfalls hinaus, knallte die Tür hinter sich zu und eilte mit noch immer gerötetem Gesicht aus der Burg. Es reichte ihr. Diese Zustände waren nicht mehr zum Aushalten, sie musste raus hier. Das ging mittlerweile schon seit mehreren Wochen, dass Christophers Ehefrau in der Burg lebte und ihr das Leben zur Hölle machte. Seitdem sie hier aufgetaucht war, war es vorbei mit der Idylle. Sie meckerte und nörgelte, kommandierte und befahl die Angestellten und sogar Teresa dermaßen herum, dass die Arbeit zu einer regelrechten Tortur geworden war. Nicht nur, dass Teresa Christopher aus dem Wege ging, nun fühlte sie sich an keinem Ort in den alten Mauern der Burg mehr wohl und sicher. Es war ein schrecklicher Zustand. Aber einfach rauswerfen konnte sie diese Frau auch nicht, da sie für ihr Zimmer in der Souterrain-Wohnung bei Christopher ordentlich bezahlte.
Teresa eilte zu ihrem Auto auf dem Burghof und wollte gerade einsteigen, um Besorgungen zu machen und wenigstens für ein, zwei Stunden so weit wie möglich von der Burg wegzukommen, als hinter ihr die Stimme eines alten Mannes ertönte.
«Fahren Sie zufällig auch an einem Schreibwarenladen vorbei, junge Frau?«
Teresa drehte sich um. Der alte Mann war seit einigen Tagen Gast in der Burg und verhielt sich ein wenig seltsam, wie Teresa fand. Er verließ kaum seinen Raum, das teure Turmzimmer, und wenn er doch einmal herauskam, ging er stundenlang allein spazieren, selbst bei strömendem Regen, oder saß einsam auf einer Bank und machte sich Notizen in dicke Schreibblöcke. Und dabei murmelte er meistens etwas Unverständliches vor sich hin.
Teresa nickte. »Ja, ich hole die Herbstdekoration ab, da komme ich bestimmt an einem Geschäft vorbei. Steigen Sie ein.«
Der alte Mann strahlte. »Danke.« Dann stieg er ein.
Während Teresa den Wagen startete und losfuhr, kochte sie immer noch innerlich. Diese schreckliche Frau mit ihrer durchdringenden Stimme und ihrem Gang, als hätte sie ein Lineal verschluckt! Ihre Hände krallten sich an das Lenkrad, so dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
»Haben Sie Probleme?«, fragte der alte Mann neben ihr.
Teresa versuchte, sich zu entspannen und lockerte ihren Griff. »Ach, nur ein ganz kleines bisschen. Nichts Ernstes«, lächelte sie bemüht.
Doch der alte Mann ließ sich nicht so schnell aufs Glatteis führen. »Es ist die Frau in der Burg, die immer rummeckert, stimmt’s?«
Teresa nickte. »Sie macht mich wahnsinnig. Sie redet mir in alles rein, weiß alles besser und mischt sich ständig ein. Niemand hat sie eingeladen, aber sie denkt, sie hat hier etwas zu sagen. So eine blöde Kuh!«
Teresa ärgerte sich über ihren Ausbruch vor dem Gast, aber der alte Mann lachte. »Ja, sie ist ziemlich unangenehm, das hab ich auch schon gemerkt.«
»Tatsächlich?« Teresa war erleichtert, das zu hören. Manchmal hatte sie schon gedacht, es wäre nur ihre Eifersucht, dass sie diese Frau so verabscheute, aber wenn andere sie auch so unangenehm fanden, dann lag es nicht daran.
»Sie ist die Frau von dem Hausmeister, richtig?«
Teresa nickte.
»Was sagt er dazu?«
Teresa zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir reden nicht miteinander.«
Der alte Mann zog erstaunt die Augenbrauen hoch, doch sagte nichts dazu. Tatsächlich herrschte zwischen Teresa und Christopher seit Wochen Schweigen. Sie ging ihm aus dem Weg, und er hatte irgendwann aufgegeben, sie um ein Gespräch zu bitten. Wenn sie dienstlich miteinander zu
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