Willst du meine Liebe nicht
ein junger Mann so euphorisch gewesen? Was war nur daraus geworden?
Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt kam ihre Karriere in Schwung. Der Besitzer des “Ladybird”, eines kleinen, aber eleganten Clubs, bot ihr ein Engagement an. Rico bestand allerdings darauf, dass sie absagte, was zu ihrem ersten Streit führte. Er warf ihr vor, das Baby abzulehnen, weil es ihre Karriere störe.
Das stimmte nicht. Sie sehnte sich verzweifelt nach seinem Kind, aber sie wollte auch ein Star sein. Und sie war jung genug, um sich einzubilden, sie könnte alles haben. Sie war eines Besseren belehrt worden.
Dem Streit folgte eine leidenschaftliche Versöhnung, und für eine Weile war alles wieder in Ordnung. Aber der erste Bruch war da.
Julie kehrte aus ihren Tagträumen in die Wirklichkeit zurück.
So viel Glück hatte in dieser kurzen Zeit gelegen. Und so viel Kummer war dem gefolgt. So viele leere Jahre.
Sie rief sich im Stillen zur Ordnung. Dies war der Moment ihres Triumphes, und sie würde alles geben. Und das bedeutete, dass sie nicht mehr an Rico Forza oder das, was hätte sein können, denken durfte.
Sie schlief ein paar Stunden und stand rechtzeitig genug auf, um sich fertig zu machen. Heute Abend wollte sie sich so professionell wie möglich präsentieren, daher wählte sie ein elegantes dunkelblaues Kleid, das bei jeder Bewegung schimmerte, und steckte sich das honigblonde Haar zur Hochfrisur auf. Ihr raffiniertes Make-up wirkte strahlend und dezent zugleich. Es verlieh ihr Selbstvertrauen und half ihr, die kleine Patsy, die geliebt und verloren hatte, zu verdrängen und stattdessen
Julie
Hallam, die berühmte Sängerin,
heraufzubeschwören.
Um neun Uhr klopfte es an der Tür. Als sie öffnete, reichte ihr ein Page ein kleines Paket und verschwand. Sie entfernte das Papier, klappte das Kästchen auf und erschrak.
Auf schwarzem Samt funkelte das kostbarste
Diamantenensemble, das sie je gesehen hatte. Kollier, Ohrringe, Armband und sogar eine Spange für ihr Haar - alles makellos und offensichtlich echt. Auf der beigefügten Karte stand lediglich: “Mit besten Empfehlungen des La Dolce Notte”.
Vorsichtig legte sie die Schmuckstücke an und fühlte sich mit jeder Sekunde ratloser und unbehaglicher. Die Diamanten mussten Tausende von Pfund wert sein. Gewiss handelte es sich um kein Geschenk.
Wahrscheinlich wollte der Club sichergehen, dass sein neuer Star vor der Presse so glamourös wie möglich auftrat, und die Juwelen am Ende des Abends zurückverlangen. Ja, das war die Lösung!
Pünktlich um halb zehn rief der Empfangschef durch und teilte ihr mit, der Wagen sei vorgefahren. Der Chauffeur hielt bereits die Tür der luxuriösen Limousine für sie auf. Im Fond saß ein Mann, aber mehr als die Hand, die er ihr hilfreich entgegenstreckte, konnte sie zunächst nicht erkennen. Sie ergriff seine Finger und wurde ins Wageninnere gezogen. Die Tür schloss sich hinter ihr, der Chauffeur nahm hinter dem Lenkrad Platz und startete den Motor.
Julie wandte sich zu dem Mann an ihrer Seite um - und erstarrte.
“Buon giorno, Signorina”, sagte Rico Forza.
2. KAPITEL
“Rico”, flüsterte sie.
Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz vor Schreck stehen bleiben. Dann riss sie sich zusammen. Sie hatte so viel an ihn gedacht, dass sie anfing, sich Dinge einzubilden. Bis auf den matten Schein der gelegentlich
vorüberhuschenden
Straßenlaternen war es dunkel im Fond. Sie blinzelte, um den Mann besser sehen zu können.
“Entschuldigung”, sagte sie. “Aber einen Moment lang glaubte ich…”
Ein plötzlicher Lichtstrahl traf den Wagen und erlosch wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde fiel er auf Rico, dessen Gesicht eine Maske eiskalten Triumphes war.
Seine Stimme ertönte aus dem Schatten. “Es ist nett von Ihnen, die Diamanten zu tragen, die ich Ihnen geschickt habe.
Der Glanz der Juwelen wird nur von Ihrem eigenen übertroffen.”
Er kannte sie nicht. Wie sollte er auch. Die acht Jahre hatten sie so grundlegend verändert, dass sie sich selbst kaum kannte.
Patsy Brown war tot und unter einem Berg von Kummer begraben. Lang lebe Julie Hallam!
“Ich bin Rico Forza, der Besitzer des La Dolce Notte und des Hotels, in dem Sie wohnen”, fuhr er ruhig fort.
“Ich … hatte Signor Vanetti, den Manager, erwartet”, erwiderte sie stockend.
“Und stattdessen finden Sie mich vor. Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht. Wie gefällt Ihnen Ihre Unterkunft?”
Sie suchte nach den richtigen Worten. “Nun
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