Willst du meine Liebe nicht
nicht mein Schmuck ist. Sie möchten, dass ich ihn heute Abend trage, aber er gehört dem Club.”
“Habe ich das gesagt?” fragte er schulterzuckend.
“Nein, aber Sie können einer Frau, die Sie kaum kennen, schwerlich ein Vermögen an Juwelen schenken.”
“Es mag sonderbar klingen, doch ich habe das Gefühl, als würde ich Sie kennen. Warum wohl, Signorina?”
“Ich weiß nicht”, erwiderte sie leise.
“Die Steine gehören Ihnen, und zwar alle. Eine so schöne Frau darf kostspielige Gesten von Männern erwarten.”
Die Betonung auf dem Wort “kostspielig” war unmissverständlich und beinahe beleidigend. Julie kam sich allmählich wie in einem Albtraum vor. Jahrelang hatte sie sich ausgemalt, Rico noch einmal zu begegnen. In ihren Träumen hatte sie sich in seine ausgebreiteten Arme geschmiegt. Er hatte sie festgehalten und ihr gesagt, wie sehr er sie vermisst habe und dass nichts sie künftig trennen könne.
Stattdessen saß sie nun einem zynischen Fremden gegenüber, der sogar dann feindselig wirkte, wenn er den perfekten Gastgeber spielte. In seiner Stimme schwang keinerlei Zärtlichkeit mit, sondern nur Bitterkeit.
Seine Schultern waren breiter, als sie sie in Erinnerung hatte, er schien insgesamt massiger zu sein. Er war noch immer schlank, ohne ein Gramm Fett zu viel, doch aus dem geschmeidigen Jungen war ein Mann geworden, dessen Haltung Macht, Stärke und Überlegenheit verriet. Er war ein Mann, den man fürchten musste.
“Champagner”, sagte Rico zu dem Kellner.
Sie hatten schon einmal Champagner getrunken, eine billige Marke, die sie im Pub zum Einkaufspreis erstanden hatten. Sie hatten ihn aus Wassergläsern getrunken und wie die Kinder dabei gekichert. Und es hatte köstlich geschmeckt. Der Champagner, den er ihn nur servieren ließ, war wie flüssiges Gold, kostete dreihundert Pfund und war perfekt gekühlt. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie daran ersticken.
“Ich habe mir erlaubt, für Sie zu bestellen”, erklärte Rico.
“Hummersalat, danach …”
Brot und Käse, garniert mit den Überresten eines Glases Mixed Pickles, heruntergespült mit Limonade. Und Liebe.
“Die Presseleute werden an unseren Tisch kommen”, sagte er.
“Ihre Ankunft hat einiges Aufsehen erregt.”
“Ich wusste gar nicht, dass hier überhaupt jemand meinen Namen kennt.”
“Dafür habe ich gesorgt.”
“Warum sind Sie heute Abend hier? Ist das nicht Aufgabe des Managers?”
“Gewiss, aber ich bin gern im Club. Ich bin an vielen Geschäften beteiligt, und manche bereiten mir mehr Freude als andere. Mir gefiel der Gedanke, heute als Ihr Gastgeber zu fungieren.”
“Tun Sie immer, was Ihnen gefällt?”
“Inzwischen schon. Das war nicht immer möglich, doch ich habe alle notwendigen Schritte unternommen, um zu gewährleisten, dass alles nach meinen Wünschen läuft.”
“Und was ist mit den Menschen?”
“Ich überrede sie, die Dinge ebenso zu sehen wie ich.”
“Ich will alles tun und jedes Opfer für dich bringen, Herz meines Herzens. Nichts ist mir wichtiger, als dich glücklich zu machen.”
Stammten diese Worte tatsächlich von demselben Mann?
Nein, von einem anderen, jünger und voller Hoffnung. Das Mitleid für ihn machte ihr das Herz schwer.
Ironischerweise war dies die Nacht, von der sie vor langer Zeit geträumt hatte. Das Menü und der Wein waren erlesen, ihre Juwelen funkelten im Kerzenschein. Die Reporter und Fotografen scharten sich um sie, hielten jedoch respektvoll Abstand. Auch sie schienen Rico zu fürchten.
In stockendem Englisch stellten sie die ersten Fragen und atmeten erleichtert auf, als sie auf Italienisch antwortete. Sie zählte die Höhepunkte ihrer Karriere und ihre Lieblingslieder auf. “Für mein italienisches Publikum habe ich mein Repertoire um einige italienische Titel erweitert.”
“Haben Sie je in Italien gelebt, Signorina?” fragte ein Mann.
“Nein, nie.”
“Haben Sie italienische Verwandte oder Freunde?”
“Weder noch.”
“Wie kommt es dann, dass Sie so gut Italienisch sprechen?”
“Ich …” Sie zögerte. “Ich wollte dieses schöne Land schon immer einmal besuchen und habe mich darauf vorbereitet”, behauptete sie geistesgegenwärtig.
Der gefährliche Moment war vorbei. Irgendjemand bat:
“Erzählen Sie uns über sich. Haben Sie einen Ehemann, Kinder?”
Sie spürte Ricos grimmigen Blick auf sich ruhen, als sie antwortete: “Weder noch.”
Nach ein paar Minuten beendete Rico die improvisierte Pressekonferenz.
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