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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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sehr dumm von Ihnen.«
    »Ja, damals habe ich es auch bereut. Das Kapitel gehört nicht zu den glücklichsten in meinem Leben. Aber heute bin ich froh, dass ich nichts mehr mit Paragrafen zu tun habe.«
    »Sie sind zufrieden mit Ihrem Leben als Privatdetektiv?«
    »Im Großen und Ganzen. Es ist ein Beruf, bei dem man im Trockenen sitzt, sich körperlich nicht allzu sehr anstrengen muss und viel Zeit zum Nachdenken hat.«
    Wir nahmen italienischen Espresso. Die Japaner wissen, dass sie den Italienern beim Kaffee nichts vormachen können. Anschließend packte ich einen Zigarillo mit Cherry Flavour aus und steckte ihn genüsslich in Brand.
    Die große grauhaarige Frau schnüffelte. »Rauchen Sie auch bei der Arbeit?«
    »Da richte ich mich völlig nach meinen Auftraggebern.«
    »Schön zu erfahren, dass selbst Sie zu Kompromissen bereit sind.«
    Wir lächelten uns an. Sie war eine interessante Frau, aber nicht unbedingt mein Typ.
    Nachdem sie mit einer vergoldeten Kreditkarte bezahlt hatte, standen wir auf der Straße.
    »Ich erwarte Ihren Anruf«, sagte die Kämmerin zum Abschied.
    »Passen Sie auf sich auf!«, zitierte ich einen deutschen Fernsehpfarrer. Irgendwie wäre ich mir schuldig vorgekommen, wenn ihr in dieser Nacht jemand aufgelauert hätte.

II
    Die Security Check GmbH residierte in einem der Patrizierhäuser an Münsters Prachtstraße Prinzipalmarkt. Meine frühere Sekretärin Sigi Bach war Alleingesellschafterin der Detektei, und sie führte den Laden erfolgreicher, als er unter meiner Ägide je gelaufen war. Inzwischen gab es sogar Filialen in so netten münsterländischen Marktflecken wie Coesfeld, Burgsteinfurt und Borken.
    Mit dem Abschlussbericht im Fall Network & Co in der Hand betrat ich die Büroräume. Aische, die Sekretärin, nickte mir zu. »Hallo, Georg! Wie geht's deiner Tochter?«
    Seitdem ich Sarah mal bei ihr vergessen hatte, interessierte sich Aische für das Wohlergehen meiner Erstgeborenen.
    »Gut«, antwortete ich, da ich nicht in der Stimmung war, meine Familienprobleme auszubreiten.
    »Sigi telefoniert gerade. Du musst dich einen Moment gedulden.«
    Also nahm ich auf einem der Besuchersessel Platz und wartete darauf, dass mir die Chefin der Sec Check , wie wir einfachen Angestellten den Laden nannten, eine Audienz gewährte.
    Nach fünf Minuten war es soweit.
    »Herzlichen Glückwunsch, Georg!«, strahlte Sigi. »Wie ich hörte, hast du den Network- Fall gelöst.«
    »Habe ich.« Ich überreichte ihr den Abschlussbericht. »Letztlich war es gar nicht so schwierig.«
    »Seit wann bist du so bescheiden? Der Geschäftsführer, dieser Dr. Kaminsky, war von dir äußerst angetan.«
    »Nur Kaminsky, bitte!«
    »Was?«
    »Network & Co ist eine moderne Firma. Kaminsky besteht darauf, mit Herr Kaminsky angeredet zu werden.«
    »Ach ja?« Sigi ging zu ihrem Schreibtisch und suchte nach einem bestimmten Papier. »Hier habe ich etwas Ähnliches. In Emsdetten. Eine Firma, die landwirtschaftliche Geräte herstellt. Es verschwinden immer wieder Ersatzteile. Natürlich ein Angestellter.«
    »Sigi«, sagte ich.
    »Genau das Richtige für dich, wenn ich an deine finanziellen Verpflichtungen denke. Es sitzt nämlich eine saftige Prämie drin, und bei deiner Erfahrung …«
    »Sigi!«, unterbrach ich sie sanft. »Ich will nicht nach Emsdetten.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es ein langweiliges Kaff ist. Und weil mich landwirtschaftliche Geräte nicht interessieren.«
    »Aber …«
    »Ich mache dir einen anderen Vorschlag: Mir stehen noch drei Wochen Urlaub zu, und die würde gerne ab heute antreten.«
    Sigi guckte mich entgeistert an. »Du willst Urlaub machen?«
    »Ich weiß, es passt nicht in die heutige sozialpolitische Landschaft. Aber bevor die Bundesregierung den Jahresurlaub auf drei Wochen kürzt, nutze ich noch mal schnell den alten Tarifvertrag.«
    »Red keinen Quark, Georg! Selbstverständlich hast du Anspruch auf sechs Wochen. Doch im Moment kommt mir das äußerst ungelegen. Ich habe Riesenbeck, dem Besitzer der Firma in Emsdetten, versprochen, dass ich einen erfahrenen Mann schicke. Und außer dir ist zurzeit niemand verfügbar.«
    »Das ist Pech.«
    »Georg, du kannst mich nicht so hängen lassen! Und wo willst du überhaupt hin?«
    »Ich weiß noch nicht. Ich muss einfach mal ausspannen.«
    »Jetzt im Herbst? Willst du nicht lieber in den Weihnachtsferien wegfahren?«
    »Dann machen die Familien die Preise kaputt. Nein, ich denke, ich werde mich nach einem Last-Minute-Angebot

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