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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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entgangen. Nein, ich meine subtilere Spuren, einen blauen Fleck oder Ähnliches.«
    »Nein.«
    »Es gibt demnach keine Anzeichen, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuten?«
    »Glauben Sie, Rainer wäre so doof, sich selbst ans Messer zu liefern?«
    »Das ist bei Morden normalerweise so. Deshalb liegt die Aufklärungsquote ja bei fünfundneunzig Prozent.«
    Susanne Klotz schwieg.
    »Wie hat er denn, Ihrer Meinung nach, Jessica umgebracht?«
    »Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht hier, oder?«
    Das leuchtete ein. Ich versuchte es anders: »Gibt es einen Grund, warum Rainer seine Frau töten sollte?«
    »Sicher.«
    »Aha.« Ich richtete mich auf.
    Sie schaute sich um. »Kann ich mal ...«
    »Die Toilette ist den Flur entlang, die erste Tür rechts«, sprang Franka ein.
    Klotz eilte hinaus.
    »Warum bist du so unfreundlich?«, zischte Franka.
    »Weil an der Sache nichts dran ist«, zischte ich zurück. »Sie bildet sich den Mord nur ein.«
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass eine junge gesunde Frau so plötzlich stirbt?«
    »Ja, aber es kommt vor.«
    »Wir haben schon aussichtslosere Fälle übernommen«, beharrte Franka. »Wenn sie zahlt ...«
    » Falls sie zahlt, meinst du wohl. Sie sieht nicht besonders liquide aus. Und ich wette, sie setzt sich gerade auf unserer Toilette einen Schuss.«
    »Wie schön, dass du keine Vorurteile hast«, höhnte Franka.
    »Nein, nur ein bisschen Erfahrung.«
    Wir schauten zur Tür.
    »Okay«, sagte Franka nachdenklich. »Wenn wir drei Fälle zur Auswahl hätten, würde ich dir zustimmen, dass wir diesen zurückstellen sollten. Aber wir haben keine drei Fälle zur Auswahl.«
    Da hatte sie Recht.
    »Hör dir wenigstens ihre Geschichte zu Ende an und sag nicht sofort nein.«
    Ich stöhnte. »Oh, ich weiß schon, was jetzt kommt: Rainer hat eine Freundin und wollte seine Frau loswerden.«
    Wir schauten wieder zur Tür.
    »Sie braucht ziemlich lange«, sagte Franka.
    Ich sparte mir den Kommentar.
    Als Susanne Klotz zurückkam, war ihr Gang beschwingt und sie wirkte entspannter als zuvor. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Beim Mordmotiv«, erinnerte ich sie.
    »Ja, genau. Jessica wollte Rainer verlassen. Das konnte er nicht ertragen.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Warum sie ihn verlassen wollte? Sie müssten den Typ kennen, ein absoluter Langweiler. Ich habe nie verstanden, wie sie sich mit dem einlassen konnte. Ein Ordnungsfetischist. Alles muss genau an seinem Platz stehen. Wehe, die Fernbedienung liegt nicht exakt zehn Zentimeter rechts neben dem Fernseher, dann flippt er aus. Sich mit Rainer zu unterhalten ist so spannend, wie einer Waschmaschine beim Waschen zuzugucken.«
    »Irgendwas passt da nicht zusammen«, sagte ich. »Einerseits ist Rainer ein absoluter Langweiler, andererseits ein heißblütiger Mörder. Wie erklären Sie den Widerspruch?«
    Klotz sprang auf. »Was ist das für ein Scheißdetektivbüro? Ich kann auch zu einem anderen gehen, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Ich öffnete schon den Mund, um sie in ihrer Absicht zu bestärken, als mir Franka zuvorkam: »Herr Wilsberg hat das nicht so gemeint. Wir sind an dem Auftrag interessiert.«
    »So? Da habe ich aber einen anderen Eindruck.« Klotz' Stimme überschlug sich.
    »Wir versuchen nur, möglichst viele Dinge im Vorfeld abzuklären«, redete Franka auf sie ein. »Je mehr wir wissen, desto zielgerichteter können wir arbeiten.«
    Ich lehnte mich zurück und überließ Franka das Feld. Da sie die Entscheidung übernommen hatte, war das von nun an ihre Show.
    Unsere Klientin fixierte mich mit einem vorwurfsvollen Blick. Ich lächelte zurück.
    »Bitte, setzen Sie sich wieder!«, forderte Franka sie auf.
    Schnaufend kam die Frau der Bitte nach.
    »Eigentlich gibt es nur noch ein winziges Detail zu regeln«, fuhr Franka fort. »Für unsere Bemühungen müssen wir selbstverständlich ein Honorar berechnen. Siebenhundert Mark pro Tag, plus Spesen. Vorab brauchen wir eine Anzahlung von tausend Mark. Dafür erhalten Sie einen Bericht mit der Einschätzung, ob sich weitere Ermittlungen lohnen.«
    »So viel habe ich nicht dabei.« Klotz griff in ihre Jackentasche und zog ein paar zerknäulte Zwanzigmarkscheine heraus.
    Ich schaute zur Decke. Leider gab es keinen Scotty, der mich hochbeamen konnte.
    »Bis wann können Sie das Geld aufbringen?«, drang Frankas Stimme an mein Ohr.
    »In den nächsten Tagen, vielleicht.«
    »Fünfhundert Mark bis Ende der Woche, ist das machbar?«
    »Ja, mal sehen, ich krieg da noch

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