Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
Ledersessel nieder. »Nun, was können wir für Sie tun?«
»Machen Sie auch Jobs, bei denen es um Mord geht?«
»Nein, dafür ist die Polizei zuständig.« Ich versuchte, mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Das ist es ja.« Wieder machte sie die ruckartige Kopfbewegung. »Die haben nicht das geringste Interesse, etwas zu unternehmen.«
»Ich nehme an, die Kripo hat dafür einen guten Grund.«
»Einen Scheißdreck haben die.« Ihre Hände krampften sich um die Stuhllehnen. »Entschuldigung, das regt mich tierisch auf. Meine Schwester war neunundzwanzig. Neunundzwanzig, verstehen Sie? Und da soll sie eines natürlichen Todes gestorben sein? Von heute auf morgen, ohne Krankheit, ohne jedes ...« Sie atmete stoßweise.
»Sie glauben also, Ihre Schwester ist ermordet worden?«, stellte ich klar.
»Was denken Sie denn, wovon ich rede?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Wollen Sie mich verarschen?«
»Nein.« Ich beugte mich vor. »Lassen Sie uns ein paar Dinge klarstellen. Wir brauchen zunächst Informationen, angefangen bei Ihrem Namen. Wir müssen wissen, was sich wann wo wie zugetragen hat. Ansonsten können wir uns diese Unterhaltung sparen.«
»Ich ...« Sie holte Luft. »Okay, okay, ich fange vorne an. Sie sind der Boss.«
»Ich habe noch nicht gesagt, dass ich an dem Auftrag interessiert bin«, relativierte ich.
»Aber Sie hören mir wenigstens zu?«
Ich schaute zu Franka, die mich mit den Augen anblitzte. »Fangen Sie an!«
»Also, mein Name ist Susanne Klotz, nicht schön, aber leicht zu merken, oder?«
Ich nickte bestätigend.
»Jessica war meine kleine Schwester. Sie hieß Wiedemann, nach ihrem Ehemann, diesem Arschloch.«
»Hat der auch einen Vornamen?«
»Rainer. Rainer Wiedemann.«
Ich lächelte aufmunternd. »Wann ist Ihre Schwester ums Leben gekommen?«
»Vor fünf Tagen. Rainer hat den Arzt gerufen. Der hat auf dem Totenschein ›natürliche Todesursache‹ angekreuzt und das war's dann. Die Bullen haben sich die Leiche kurz angeguckt und sind wieder abgezogen.«
»Moment«, unterbrach ich sie. »Ich möchte einen Schritt zurückgehen: Was hat Ihre Schwester an dem Tag gemacht?«
»Sie hat gearbeitet, wie immer. Mittags ist sie nach Hause gegangen. Es war ja Freitag und da hat sie mittags Feierabend.«
»Und wann genau ist der Tod eingetreten?«
»Rainer behauptet, sie war schon tot, als er sie gefunden hat.«
»Um wie viel Uhr?«
»Irgendwann am Nachmittag. Rainer ist bei der Stadt beschäftigt, die arbeiten am Freitag ja auch nicht bis in die Puppen.«
»Am Freitagnachmittag also«, fasste ich zusammen. »Hatte Ihre Schwester Kinder?«
»Nein.«
»Sie war allein in der Wohnung?«
»Natürlich. Sonst hätte Rainer sie ja nicht umbringen können.«
»Stopp!«, sagte ich. »Bevor wir zum Mord kommen, habe ich noch ein paar Fragen.«
Susanne Klotz rieb sich unruhig die Hände. »Was ist das hier? Ein Verhör?«
»Wollen Sie, dass wir den Fall übernehmen?«
»Fragen Sie schon!«, knurrte sie. »Ich habe ...«
»Bitte?«
»Nichts.«
»Was hat der Arzt als Todesgrund angegeben?«
»Herzversagen, Zusammenbruch des Herz-Kreislauf-Systems, irgendwas in der Art.«
»Hatte Ihre Schwester eine Herzschwäche oder Herzkrankheit?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Wer hat die Polizei verständigt?«
»Wahrscheinlich der Arzt. Die Sache war ihm wohl nicht ganz geheuer.«
»Obwohl er eine natürliche Todesursache bescheinigt hat?«
»Der hatte doch keine Ahnung, woran sie gestorben ist.«
Vermutlich war es sinnlos, sie mit den Gesetzen der Logik zu konfrontieren.
»Die Kripo ist dann gekommen und hat die Leiche und die Wohnung untersucht?«
»Woher soll ich das wissen? Ich war ja nicht dabei«, fuhr Klotz auf. »Die stecken doch alle unter einer Decke, Stadtverwaltung, Polizei. Die haben nichts unternommen, um Rainer für den Mord dranzukriegen.«
»Eine Obduktion hat demnach nicht stattgefunden?«
»Nein.«
»Sie hätten bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft eine Obduktion verlangen können.«
Klotz winkte ab. »Das bringt doch nichts. Die hätten mich kalt abfahren lassen.«
Ich dachte nach. »Haben Sie die Leiche gesehen?«
»Am Samstag. Da lag Jessica schon im Beerdigungsinstitut. Rainer hat mich erst mitten in der Nacht angerufen. Der hatte Schiss, ich könnte mich einmischen.«
»Haben Sie irgendwelche Verletzungen bemerkt?«
»Sie meinen Schusswunden oder so?«
Ich seufzte. »Die wären wohl auch dem Arzt oder der Kripo nicht
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