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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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können, diesen Schrank unter die Lupe zu nehmen. Mit dem Gefühl, daß irgend etwas ganz Abscheuliches mir daraus entgegenspringen könnte – ich war inzwischen ein bißchen überdreht, und es war ein unerfreulicher nächtlicher Zeitpunkt –, legte ich heldenhaft die Hand auf den Türgriff.
Zu meinem Erstaunen war die Tür nicht einmal zugeschlossen. Sie ging anstandslos auf und enthüllte nur einen Satz vollkommen unschuldiger, ordentlicher Regale, zwischen denen Loder sich unmöglich aufgehalten haben konnte.
Inzwischen war natürlich mein Blut in Wallung, also begann ich nach dem Schnappschloß zu suchen, von dem ich wußte, daß es irgendwo sein mußte, und ich fand es auch ohne Schwierigkeit. Die Schrankrückwand schwang lautlos nach innen auf, und ich befand mich oberhalb einer schmalen Treppe.
Ich hatte soviel Verstand, mich zu vergewissern, daß die Tür sich auch von innen öffnen ließ, bevor ich weiterging, sowie mich mit einem kräftigen Stößel zu bewaffnen, den ich auf einem der Regale fand, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.
Dann schloß ich die Tür und schwebte leichtfüßig wie ein Elfchen diese hübsche Treppe hinunter.
Unten war wieder eine Tür, aber ich brauchte nicht lange, um ihr Geheimnis zu ergründen. Mit einem Gefühl höchster Erregung stieß ich sie kühn auf, den Stößel zur Tat bereit.
Der Raum schien aber leer zu sein. Der Strahl meiner Taschenlampe schimmerte auf etwas Flüssigem, und dann fand ich den Wandschalter.
Ich sah einen großen quadratischen, als Werkstatt eingerichteten Raum. An der rechten Wand befand sich ein breites Schaltbrett, darunter eine Werkbank. Von der Mitte der Decke hing eine große Lampe herunter, die ihr Licht auf eine Glaswanne warf, über zwei Meter lang und etwa einen Meter breit. Ich knipste diese Lampe an und schaute in die Wanne. Sie war mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit gefüllt, die ich sofort als die übliche Zusammensetzung von Zyanid und Kupfersulfat erkannte, wie man sie zum Verkupfern nimmt.
Die Haken an den Drähten darüber waren leer, aber in einer Ecke des Raumes stand eine halb geöffnete Packkiste, und als ich den Deckel anhob, sah ich darunter Reihen um Reihen von Kupferanoden – genug davon, um eine lebensgroße Figur mit einer über einen halben Zentimeter dicken Kupferschicht zu überziehen. Es stand auch noch eine kleinere Kiste da, die noch zugenagelt war, aber aus ihrem Gewicht und Aussehen schloß ich, daß sie das Silber für die restliche Prozedur enthielt. Ich suchte aber noch etwas, und bald hatte ich es gefunden – eine beachtliche Menge von präpariertem Graphit und ein großes Gefäß mit Firnis.
Natürlich gab es keinen eigentlichen Beweis dafür, daß da irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugehen sollte. Es gab überhaupt keinen Grund, warum Loder nicht einen Gipsabguß machen und diesen plattieren sollte, wenn ihm nach so etwas der Sinn stand. Aber dann fand ich etwas, was nicht auf legale Weise hierher gekommen sein konnte.
Auf der Werkbank lag ein ovales Kupferplättchen von etwa vier Zentimetern Länge – das Ergebnis von Loders Nachtarbeit, dachte ich mir. Es war eine Elektrotype des amerikanischen Konsularsiegels, des Stempels, den sie einem auf das Paßfoto drücken, damit man es nicht einfach abnehmen und durch ein Konterfei seines Freundes Jiggs ersetzen kann, der gern außer Landes gehen möchte, weil er bei Scotland Yard so beliebt ist.
Ich setzte mich auf Loders Arbeitsschemel und ging diesen hübschen kleinen Plan in allen Details durch. Ich sah, daß er an drei Angelpunkten hing. Als erstes mußte ich herausfinden, ob Varden die Absicht hatte, in Kürze nach Australien abzudampfen, denn wenn nicht, warf das alle meine schönen Theorien über den Haufen. Und zweitens würde es der Sache sehr förderlich sein, wenn er gleich Loder dunkle Haare hätte, die er, wie Sie sehen, hat – dunkel genug zumindest, um der Beschreibung im Paß Genüge zu tun. Ich hatte ihn nur in diesem Apollo-Film gesehen, und da hatte er eine blonde Perücke aufgehabt. Aber ich wußte, wenn ich lange genug dablieb, würde ich ihn bald zu sehen bekommen, weil er ja eine Zeitlang bei Loder sein würde. Und drittens mußte ich natürlich herausfinden, ob Loder irgendeinen Grund haben könnte, Varden übelzuwollen.
Nun, ich fand, daß ich schon so lange da unten war, wie es gerade noch gesund für mich sein konnte. Loder konnte jeden Augenblick wiederkommen, und ich vergaß nicht, daß eine Wanne voller

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