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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hätte ja ohne weiteres annehmen können, daß er sich’s noch anders überlegt hat, Sir Maxwell.»
    «Einem Unschuldigen», sagte MacPherson scharfsinnig, «würde diese Annahme keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Aber ein Mörder könnte es sehr wohl übergenau nehmen, bis hin zu dem Punkt, daß er sich seinen ganzen Plan durch Übergenauigkeit verdirbt.»
    «Nun, Inspektor», sagte der Polizeipräsident, «ich sehe, daß Sie mit keiner unserer Theorien rundum zufrieden sind. Lassen Sie uns mal Ihre hören.»
    Die Miene des Inspektors erhellte sich. Das war seine Stunde.
    Er war überzeugt, daß er und kein anderer das richtige Schwein an den Ohren hatte, und so war er Dalziel, Sir Maxwell und Duncan äußerst dankbar, daß sie solch minderwertige Tiere angeschleppt und ihm den Markt nicht verdorben hatten.
    «Der Sergeant hat eben gesagt», begann er, «daß Jimmy Fleeming der größte Lügner in der Grafschaft sei. Also, ich kenne drei, die noch größere Lügner sind, und das sind Gowan und seine englischen Domestiken. Und sie sind, wohlgemerkt, die einzigen, die ihre Verlogenheit mit eigenem Mund unter Beweis gestellt haben, abgesehen von Strachan mit seinem kleinen Märchen vom Golfball.
    Ich glaube, daß Gowan Campbell erschlagen hat, als sie sich auf der Straße begegnet sind, und von der Geschichte mit seinem Bart nehme ich ihm kein Worrrt ab.
    Nun habe ich hier den Ablauf der Ereignisse, wie ich ihn sehe, aufgeschrieben, und möchte Sie bitten, Herr Staatsanwalt, ihn vorzulesen, weil Sie besser in der Öffentlichkeit sprechen können als ich.»
    Mit diesen Worten überreichte ihm der Inspektor ein säuberliches Manuskript, das er seiner Brusttasche entnahm, und lehnte sich mit dem schüchternen Lächeln eines Poeten zurück, der einer öffentlichen Lesung seiner Werke beiwohnt.
    Der Staatsanwalt rückte sich die Brille zurecht und trug mit klarer Stimme vor, was der Gerechtigkeit harrte als –
    DER Fall Gowan
    Nach Aussage des Mädchens Helen McGregor traf Campbell am Montagabend gegen 21 Uhr 45 auf der Straße von Gatehouse nach Kirkcudbright mit einem anderen Autofahrer zusammen, der inzwischen als Matthew Gowan identifiziert wurde und die Begegnung zugegeben hat. Es kam zu einem Handgemenge, und einer der Kontrahenten lud danach den leblosen Körper des anderen Kontrahenten in den Zweisitzer und fuhr damit in Richtung Gatehouse davon. Das Mädchen bekam daraufhin Angst und lief nach Hause. Die Aussage wurde im folgenden bestätigt durch den Fund eines Schraubenschlüssels, der die Fingerabdrücke Campbells trug, in der Nähe des angegebenen Tatorts sowie durch die Entdeckung von Wagenspuren, die zeigten, daß ein Wagen etwa 50 Meter vom genannten Tatort entfernt durch ein Gatter auf einen Feldweg gefahren wurde.
    Nach meiner Ansicht kann das Verbrechen folgendermaßen rekonstruiert werden:
    Nachdem Gowan Campbell im Kampf erschlagen hatte, war seine erste Überlegung, die Leiche an einen Ort zu verbringen, wo sie von einem Vorüberkommenden nicht gesehen würde. Dies besorgte er, indem er die Leiche in seinen eigenen Wagen lud, ans Gatter fuhr und den Toten hinüberwarf. Er nahm zu diesem Zweck seinen eigenen Wagen, weil er näher auf Gatehouse zu stand und er ihn leichter manövrieren konnte. Hätte er den Leichnam sofort in Campbells Wagen geladen, so hätte er zuerst seinen eigenen Wagen fortfahren müssen, um mit dem anderen vorbeizukommen, und währenddessen hätte jemand des Weges kommen können. Wenn ein solcher Jemand die Straße von Campbells Auto versperrt gefunden und bei näherem Hinsehen festgestellt hätte, daß sich eine Leiche darin befand, würde er dies als einen sehr verdächtigen Umstand vermerkt haben.
    Danach holte er Campbells Wagen, fuhr ihn durch das Gatter, lud die Leiche hinein und ließ den Wagen ein Stück weiter den Weg hinauf stehen. Er ging dann zu Fuß zu seinem eigenen Wagen zurück und fuhr damit nach Kirkcudbright. Diese Strecke konnte er, wenn er wie der Teufel sehr waghalsig fuhr, in knapp fünf Minuten zurücklegen. Etwa bis um 22 Uhr 10. Das Mädchen Helen hat ihn gesehen, als er an ihrem Haus vorbeifuhr.
    Zu Hause traf er Hammond an und überredete ihn, sofort mit ihm zurückzufahren. Nach Ankunft am Tatort, etwa um 22 Uhr 20, begab er sich zu Fuß zu dem Morris, holte ihn aus dem Feldweg und fuhr ihn nach Gatehouse, während Hammond den Zweisitzer nach Kirkcudbright zurückfuhr.
    Gowan dürfte etwa gegen 22 Uhr 30 mit dem Morris an Campbells Haus angekommen

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