Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
auch seine (Gowans) Schritte überprüfen, könne. In diesem Falle hätten der abrasierte Bart und sein Verschwinden nach London ihn verdächtig gemacht. Sie dachten sich deshalb eine entsprechende Geschichte aus und deponierten die abgeschnittenen Haare neben der Straße, um die Geschichte glaubhaft zu machen. Diese Geschichte, die wegen ihres hohen Gehalts an Einzelwahrheiten sehr irreführend war, wurde dann auch von Gowan bei Scotland Yard zum besten gegeben. Gowans Flucht aus Kirkcudbright hat sich genauso abgespielt wie in seiner Aussage beschrieben. Soweit das Ergebnis meiner Überlegungen im Falle Gowan.
    (Unterschrift) John MacPherson
Polizei-Inspektor »
    «Eines genialer als das andere», stellte Wimsey fest. «Es gilt zwar noch eine Menge Einzelheiten nachzuprüfen, aber im ganzen klingt das wirklich sehr hübsch. Was für schreckliche Schurken diese englischen Diener doch sind! Nicht einmal Mord läßt sie ihre treue Ergebenheit gegenüber dem vergessen, des Brot sie verzehren.»
    Der Inspektor errötete.
    «Jetzt versuchen Sie mich lächerlich zu machen, Mylord», sagte er vorwurfsvoll.
    «Aber ganz und gar nicht», entgegnete Seine Lordschaft. «Eines an Ihrer Geschichte gefällt mir ganz besonders, und zwar, daß Sie tapfer die Sache mit dem Fahrrad in Euston in Angriff genommen haben, um die sich alle anderen schamhaft drücken.»
    In diesem Augenblick räusperte sich Konstabler Ross so unüberhörbar, daß alle sich nach ihm umdrehten.
    «Ich entnehme Ihrem Verhalten, Ross», sagte Seine Lordschaft, «daß auch Ihnen das Wort Fahrrad nicht bar jeder Bedeutung ist. Wenn es die anderen Herren gestatten, würde ich mit größtem Vergnügen auch Ihre Version von den Ereignissen hören.»
    Der Konstabler sah Zustimmung heischend den Polizeipräsidenten an, und als dieser nickte, begann er mit dem Vortrag seiner Theorie.
    «Was mir die ganze Zeit im Kopf herumgeht», sagte er, «das ist dieser Waters. Er hat ein sehrrr schlechtes Alibi, und das läßt sich noch nicht mal nachprüfen. Bisher haben wir noch keine Verbindung mit diesem Drewitt und seinem Segelboot –»
    «Moment mal, Ross», unterbrach ihn der Polizeipräsident.
    «Wir haben heute morgen ein Telegramm von ihm aus Arisaig bekommen. In Oban hatten wir ihn knapp verpaßt. Er telegrafiert: ‹Waters Dienstag abend vor Doon eingeschifft 20 Uhr 30, Samstag Gourock von Bord. Brief folgt.› Er hat also, wie ich es sehe, der Polizei eine Bestätigung gegeben.»
    «Na ja», meinte Ross völlig unbeeindruckt, «kann schon sein. Aber wir wissen doch gar nicht, was für einer dieser Drewitt ist. Wie ich mir das vorstelle, wird er Waters in jedem Fall decken. Er wird schwören, bis er schwarz im Gesicht ist, daß Waters vorm Doon an Bord gegangen ist, aber Tatsache bleibt, daß ihn dabei niemand gesehen hat, und sein Fahrrad ist glatt verschwunden. Meiner Meinung nach liegt dieses Fahrrad irgendwo im tiefen Wasser zwischen Arran und Stranraer, und wir sehen es frühestens, wenn es zum Jüngsten Gericht auftaucht, um Zeugnis abzulegen. Es sei denn –» fügte er unter Verzicht auf weitere bildhafte Vergleiche hinzu – «Sie fischen mit einem Tiefseenetz danach.»
    «Welche Vorstellung haben Sie denn, Ross?»
    «Sehen Sie, Sir Maxwell, das ist so, und für mich ist das vollkommen klar und einfach. Da ist einmal Campbell, voll wie eine Strandhaubitze und auf Streit aus. Er hat sich mit Waters geprügelt, und das rrreicht ihm noch nicht. Wie er nach Gatehouse fährt, trifft er Gowan und macht ihn fertig. ‹Schön›, denkt er, ‹heute ist für mich die Nacht der Nächte.› Zu Hause angekommen, trinkt er weiter und denkt sich: ‹Eigentlich könnte ich doch gleich dieses Schwein› (Verzeihung) ‹von einem Waters aus dem Bett holen und ihn auch fertigmachen.› Er holt den Wagen wieder raus und fährt weg. Ferguson schläft und hört nichts davon. Er sagt ja selbst, daß er Strachan nicht hat wegfahren hören, wieso hätte er dann Campbell hören sollen? Er fährt also nach Kirkcudbright und wirft Steine an Waters’ Fenster. Waters schaut rrraus, sieht ihn und denkt: ‹Wir können uns nicht gut auf der Straße prügeln.› Er läßt ihn rein, sie reden eine Weile, und dann sagt einer von den beiden: ‹Wir gehn ins Atelier und rechnen da ab.› Das tun sie, und Campbell kommt dabei um.
    Waters sitzt bös in der Patsche und weiß nicht, was er machen soll. Er kommt völlig verzweifelt aus seinem Atelier und trifft seinen Freund Drewitt, der mit

Weitere Kostenlose Bücher