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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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dort war, also müssen wir ihm die Zeit noch geben. Das ist auch durchaus denkbar, denn als ich ihn malen sah, hat er ja demnach nur sein eigenes Bild kopiert, was wahrscheinlich schneller ging als beim ersten Versuch. Sowie er fertig ist und die Straße frei von neugierigen Passanten zu sein scheint, spaziert er zu seinen schlafenden Freunden zurück, die hinterher zu schwören bereit sind, daß sie ihn die ganze Zeit nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen haben. Das ist Ihre Theorie, nicht wahr, Duncan?»
    «Jawohl, das ist sie», sagte Duncan dankbar.
    «Und sie ist soweit nicht einmal schlecht», fuhr Seine Lordschaft fort, ganz als äußerte er sich zu einer Kostprobe von einem alten Portwein. «Sie hat mindestens drei Haken, aber ich würde sagen, daß man die mit etwas gutem Willen ausräumen kann. Zum ersten müßte sich unser Doktor bei seinen Berechnungen gründlich geirrt haben, aber da er daran keinen Anstoß nimmt, brauchen wir das auch nicht. Zum zweiten, wer hat Campbells Frühstück aufgegessen? Nun, wir könnten vermuten, daß er nach dem vielen Whisky am Abend vorher zwar noch tapfer seine Speckscheiben und Eier gebraten hat, aber als sie fertig waren, konnte er sie nicht mehr sehen und hat sie ins Feuer geworfen. Oder wir könnten annehmen – das nur ungern –, daß Mrs. Green die Sachen selbst aufgegessen hat und es abstreitet. Oder wir können annehmen, daß Campbell sein Frühstück gegessen hat, sich prompt übergeben mußte und die Leere mit Whisky gefüllt hat. Das würde doch alles mit dem übereinstimmen, was Sie bei der Untersuchung vorgefunden haben, nicht wahr, Doktor?
    Dann wären da die Teerspuren in Campbells Morris, die unserer Ansicht nach von Fahrradreifen stammen, aber sie könnten auch durchaus von etwas anderem herrühren. Ich habe als erster auf sie aufmerksam gemacht, aber ich hänge nicht unbedingt an ihnen. Um eine Theorie zu widerlegen, ist ihre Bedeutung nicht groß genug.
    Der große Haken an Duncans genialer Rekonstruktion ist der Mann, der um Viertel vor zehn den Wagen an der Abzweigung nach New Galloway gesehen hat. Ich fürchte, den hat Duncan nicht berücksichtigt. Immerhin könnten wir sagen, daß der Mann sich geirrt hat. Wenn ein Arzt sich irren kann, dann auch ein ehrbarer Arbeiter. Er hat die Autonummer nicht gesehen, also kann es ein ganz anderer Morris gewesen sein.»
    «Aber das aufgetürmte Zeug unter der Decke hinten drin», sagte der Polizeipräsident, «und die auffällige Kleidung des Fahrers. Daran kommen Sie nicht vorbei.»
    «So?» meinte Wimsey. «Da kennen Sie mich schlecht. Ich komme auch an einem galoppierenden Spritzenwagen vorbei. Sie haben in Ihrer Anzeige nach einem Morris gefragt, gefahren von einem Mann in einem schreienden Mantel und mit einem Haufen Gepäck hinten, nicht wahr? Aber Sie wissen ja, wie das zugeht, wenn man nach so etwas fragt. Einer sieht etwas, was zum Teil dieser Beschreibung entspricht, und erfindet den Rest dazu. An diesem Morgen sind wahrscheinlich zwanzig Morris über die Hauptstraße von Castle Douglas nach Stranraer gefahren, und wahrscheinlich hatte die Hälfte Gepäck hintendrin. Einige wurden auch wahrscheinlich von Herren gefahren, deren Kleidung mehr schreiend denn einmalig war. Ihr Mann hatte keinen besonderen Grund, sich den Wagen zu diesem Zeitpunkt zu merken, außer daß er ganz plötzlich auf ihn zugeschossen kam. Die Wahrheit sieht womöglich so aus, daß der Mann selbst unvorsichtig gefahren ist. Der Wagen ist ihm in die Quere gekommen und hat ihn geärgert, und wenn er sich jetzt sagen darf, daß er einem Desperado begegnet ist, der auf der Flucht vor dem Arm des Gesetzes war, wird er sich nicht lumpen lassen und sich gern an ein paar Kleinigkeiten erinnern, die er gar nicht gesehen hat. Es gibt genug Leute, die sich immer an mehr erinnern, als überhaupt da war.»
    «Das ist leider wahr», seufzte MacPherson.
    «Ich will Ihnen mal sagen, was mir an dieser Theorie von Duncan gefällt», sagte der Staatsanwalt. «Ihr zufolge scheint die Tat nicht geplant gewesen zu sein. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, daß Graham plötzlich Campbell begegnet ist und ihn im Streit erschlagen hat, als daß einer sich den komplizierten Plan ausgedacht hat, einen Toten diese vielen Meilen weit zu transportieren und an einer so schwierigen Stelle zu deponieren.»
    «Wurde die Stelle nicht aber dem Mörder mehr oder weniger aufgezwungen, nämlich durch Campbells erklärte Absicht, an diesem Tag dort zu malen?»
    «Man

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