Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
ob ich rechtzeitig vom Minnoch weg kann. Beten wir, daß sich da nicht zu viele Leute in der Gegend herumtreiben.»
«Aber Sie sind doch gar nicht nach Barrhill gefahren.»
«Nein; ich glaube, da ist was dazwischengekommen, was mich meinen Plan hat ändern lassen.» Wimsey hantierte eifrig mit Geschirr. «Sie erinnern sich, daß es für mich vor allem anderen wichtig ist, nach Glasgow zu kommen. Ich habe die Absicht geäußert, hinzufahren, und der Gedanke an eine Abänderung dieses Vorhabens macht mich nervös. Wenn Sie wüßten, wie es in diesem Augenblick in meinem Kopf arbeitet! So! Campbells Frühstück wäre fertig: Teekanne, Tasse und Untertasse, zwei Teller, Messer, Gabel, Brot, Butter, Zucker. Milch! Ich muß daran denken, morgen früh Campbells Milch hereinzunehmen; wann sie kommt, weiß ich ja. Eier, Speckscheiben und Bratpfanne in der Küche bereit. Jetzt rüber in mein Haus. Dort das gleiche. Ich glaube, ich hatte in Wirklichkeit geräuchertes Heringsfilet zum Frühstück, aber das ist egal. Ich will mir mal lieber ein Ei kochen.»
Er schwatzte weiter, während er die Frühstücksutensilien bereitlegte. Plötzlich ließ er, als ob ihm mit einemmal ein Gedanke gekommen sei, den Kochtopf zu Boden fallen.
«Zum Kuckuck aber auch! Das hätte ich beinahe vergessen. Das ganze Alibi steht und fällt doch damit, daß ich ab Gatehouse mit dem Zug fahre. Ich hab aber gestern aller Welt erzählt, daß ich nach Dumfries fahren und dort den Zug um 7 Uhr 35 nehmen will. Warum hab ich’s mir anders überlegt? Wird komisch aussehen. Der Wagen! Irgendwas am Wagen kaputt. Etwas, womit die Hiesigen nicht so ohne weiteres fertig werden. Na klar – der Magnetzünder. Doch – das läßt sich machen, und das untermauert auch gleich mein Alibi. Nur die Ruhe, alter Junge. Jede Menge Zeit. Mach ja immer eines fertig, bevor du was Neues anfängst. Recht so. Frühstück fertig. Also dann. Mein Bett ist versorgt, aber das mit dem Wasser und so hab ich noch nicht gemacht. Tu’s jetzt gleich. Pyjama – da! Eine Portion schmutziges Wasser. Zwei Portionen schmutziges Wasser. Gute Idee. Saubere Socken und Hemd, um nach Glasgow zu fahren, und anständiger Anzug. Ihr müßt euch vorstellen, daß ich das alles wirklich tue. Muß ein grauer Flanellanzug sein, damit er zu den Pluderhosen von Campbell paßt. Da hängt er ja sogar. Ich werde ihn nicht anziehen, aber wir könnten einen Blick in die Taschen werfen. Hallo, MacPherson, da sind Sie ja! Sehen Sie den weißen Farbklecks hier im Futter der linken Jackentasche? Leichtsinnig, leichtsinnig Ein bißchen Benzin wäscht uns von dieser Schuld rein. Junge, Junge, Junge.»
Er spielte mit schnellen Bewegungen Kleiderwechsel, während die Polizisten befriedigt die graue Flanelljacke inspizierten. Diese ganze Schauspielerei war ja gut und schön, aber das hier sah nach einem handfesten Beweis aus.
Kurz darauf gab Wimsey zu verstehen, daß der Kleiderwechsel nun vollzogen sei.
«Ich werde die Nacht in Glasgow verbringen», fuhr er fort, «darum muß ich eine Tasche packen. Da ist sie. Sauberer Schlafanzug, Rasierzeug, Zahnbürste. Lieber jetzt gleich rasieren, das spart Zeit. Fünf Minuten zum Rasieren. Erledigt. Was noch? Ach ja, ein Regenmantel. Absolut lebenswichtig. Aber den werde ich zuerst benutzen müssen. Und einen weichen Filzhut. Voilà! Sauberen Kragen, klar. Da ist er. Und der Magnetzünder muß hinein. Damit dürfte die Tasche ungefähr voll sein. Jetzt gehen wir mal wieder rüber.»
Er führte sie wieder zurück in Campbells Haus, wo er, nachdem er ein Paar Handschuhe angezogen hatte, sorgfältig alles prüfte und wieder einpackte, was bei Campbells Malutensilien gewesen war, die Dalziel zu diesem Zweck vom Polizeirevier hierhergebracht hatte.
«Campbell würde sicher ein paar Fressalien mitnehmen», überlegte der Mörder bedächtig. «Ich mache lieber was zurecht. Dort im Schrank ist Schinken. Brot, Butter, Schinken, Mostrich. Und ein Flachmann für Whisky, den er netterweise weithin sichtbar stehengelassen hat. Kann nicht verkehrt sein, wenn ich den auffülle. Großartig. Jetzt gehen wir raus und bauen den Magnetzünder aus dem Wagen. Schön vorsichtig. Ah, da kommt er. Jetzt müssen wir ihn irgendwie kaputtmachen. Ich werd’s nicht wirklich tun, aber wir nehmen an, ich hätte es getan. Schön in braunes Packpapier wickeln. Ein umsichtiger Mann, dieser Ferguson. Hat immer irgendwas an Schnüren, Packpapier und Schreibzeug da, für alle Fälle. So. Jetzt tun wir das
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