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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Versteck legen sah. Als das Motorengeräusch in der Ferne erstarb, lief er hastig die Treppe hinunter, über den Hof und in die Garage.
    «Leiche!» rief er.
    «Hier, Sir!» antwortete die Leiche zackig.
    «Während dieser garstige Quälgeist hier herumschnüffelte, ist mir – in meiner Rolle als Mörder, Sie verstehen – ein furchtbarer Gedanke gekommen. Die ganze Zeit werden Sie mir immer steifer. Wenn ich Sie so hier liegen lasse, schaffe ich’s nie mehr, Sie in den Wagen zu laden. Kommen Sie mal hervor, Sir, damit ich Sie schön malerisch zurechtkramen kann.»
    «Laden Sie mich nicht schon früher ins Auto?»
    «Nein, dann sähen Sie ja nicht natürlich aus. Ich krame Sie auf dem Boden zurecht und lasse Sie so steif werden. Nanu, wo bleibt denn dieser lästige Dalziel? Hoffentlich ist er in seinem Eifer nicht nach Falbae durchgebraust. Ah, nein, da kommt er. Dalziel, helfen Sie mir mal, die Leiche genauso zurechtzubiegen, wie sie aussah, als wir sie fanden. Sie hatte die Arme vorn übereinandergeschlagen, glaube ich, und den Kopf heruntergezogen. Nein, nicht so weit! – wir dürfen die Wunde an der Schläfe nicht verdecken. Die ist hier. Jetzt die Beine seitlich angezogen. Gut. Bleiben Sie so. Wunderschön.»
    «Soll ich so die ganze Nacht liegen?» erkundigte sich Sir Maxwell gequält.
    «Nein – aber merken Sie sich die Stellung. Die brauchen wir morgen früh wieder. Das wollen wir als erledigt betrachten. Jetzt schließen wir die Garagentür zu und ziehen den Schlüssel ab, aus Angst vor weiteren Besuchern. Und dann gehen wir in Campbells Haus. Hallo, Herr Staatsanwalt! Wollen Sie nicht rüberkommen und sich den Spaß anschauen? Und Sie, MacPherson? So ist’s recht.
    Jetzt finden wir den Schlüssel und öffnen die Tür, schließen sie aber wieder hinter uns ab, denke ich. Wir schließen die Laden und machen Licht. Gott! Was ist denn das? Ein Zettel. Nehmen Sie sich vor F. in acht! Großer Josaphat! Ach nein – der meint natürlich nicht mich, sondern Farren. Also, benutze ich den oder soll ich ihn vernichten? Besser vernichten. Wir spielen ja Unfall, nicht Mord. Außerdem kann das Farren nichts antun. Campbell ist morgen früh um halb acht noch am Leben, also hat er den Zettel gefunden und gelesen. Aber wann ist er heimgekommen? Nach zwölf natürlich, weil Strachan sagen kann, daß er früher nicht hier war. Tja, aber woher will ich wissen, wie viele Leute ihn um Viertel nach zehn haben kommen sehen? Ich muß entweder das eine oder das andere sagen. Lieber sag ich, er war hier und ist dann wohl wieder fortgegangen, während ich schlief. Zu Fuß vielleicht, so daß ich deshalb den Wagen nicht gehört habe. Verflixter Strachan! Was wollte der überhaupt, daß er hier seine Nase reinstecken mußte?
    Na ja – und nun Campbells Bett und Campbells Pyjama. Anziehen muß ich den wohl nicht. Ich schüttle ihn aus – Dienstag ist Waschtag, da hat er ihn schon eine Woche angehabt; ich brauch ihn nur noch auf den Boden zu schmeißen, dann sieht es ganz natürlich aus. Becken – schmutziges Wasser – Hände und Gesicht waschen. Das reicht und macht auch das Handtuch schmutzig. Bett. Da muß ich rein. Scheußlich, im Bett liegen zu müssen, wenn man nicht schlafen kann und nicht darf, aber was sein muß, muß sein. Und dabei kann man nachdenken. Lesen kann man auch. Ich hab mir Lesestoff besorgt. Eben aus Fergusons Wohnung mitgebracht. Fahrplan der London-Midland-Scotland-Railway. Großes Werk der Weltliteratur. Stil leicht telegrammartig, aber gespickt mit Spannung. Desgleichen Straßenkarte, ebenfalls von nebenan. Sieht das Bett genug zerwühlt aus? Nein, ich geb ihm noch eine halbe Stunde – eine ziemlich unruhige halbe Stunde, fürchte ich.»
    Nach der unruhigen halben Stunde stieg der Mörder aus dem Bett, wobei er das halbe Laken mitzog.
    «Ich glaube, das ist halbwegs überzeugend. So. Jetzt das schmutzige Wasser in den Abwasserkübel und frische Ladung verdrecken. Rasierpinsel? Zahnbürste? Himmel, nein, das muß ich später machen, sonst trocknen sie aus. Aber ich kann schon mal runtergehen und das Malzeug einpacken und zwei Frühstücksgedecke auflegen. Und die ganze Zeit denke ich mir natürlich weiter meinen Plan aus. Im Moment ist da noch ein gräßliches Loch darin, außerdem eine Stelle, wo ich einfach auf mein Glück vertrauen muß. Übrigens, das kann ich Ihnen schon sagen, habe ich gegenwärtig die Absicht, den Zug um 12 Uhr 35 in Barrhill zu erreichen. Aber das hängt voll und ganz davon ab,

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