Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
es?»
«Viertel vor sechs, Mylord.»
«Gut; dann können wir jetzt starten.»
«Aber Sie haben Fergusons Frühstück noch nicht gegessen.»
«Nein, das kommt später. Moment noch. Wir sollten lieber die Türen wieder abschließen. Alles klar!»
Er zog eine Stoffmütze fest ins Gesicht, hüllte sich unkenntlich in einen Regenmantel mit Schal und setzte sich hinters Steuer.
«Fertig? Gut. Bahn frei!»
Der Wagen rollte langsam mit seiner Last hinaus ins fahle Morgenlicht. Am Ende des Weges bog er nach rechts ab und schlug die Richtung zum Bahnhof Gatehouse ein. Der Beobachterwagen folgte ihm brav.
Höher und immer höher stieg die Straße hinauf, kletterte triumphierend vorbei an der bewaldeten Schönheit von Castramont und noch höher hinauf über das liebliche Fleettal. Zwischen Bäumen hindurch und hinauf an den Rand des Hochmoors, während zur Rechten wogende Hügel die nebligen Köpfe reckten. Am Steinbruch vorbei und immer noch höher hinauf ins weite Heide- und Weideland. Schafe starrten sie vom Wegrand an und rannten verdutzt über die Straße. Rebhühner genossen die letzten Wochen der Sicherheit und stoben schwirrend und lärmend aus dem Heidekraut auf. Drüben im Nordosten schimmerten bläßlich und weiß im Morgenlicht die schwungvollen Bögen des Fleet-Viadukts. Und vorn erhob sich grimmig und stirnrunzelnd die große Wand der Clints of Dromore, narbig und schroff und granitgrau, das Tor zur Wildnis und Wachtturm am Fleet zugleich.
Die kleine Hütte am schienengleichen Bahnübergang schien noch zu schlafen, und das Gatter stand offen. Die Wagen überquerten das Gleis, ließen den Bahnhofseingang rechts liegen und bogen scharf nach links ab, der alten Straße nach Creetown folgend. Hier war der Weg eine ziemliche Strecke weit rechts und links von Steinwällen gesäumt, aber nach einigen hundert Metern endeten diese Mauern. Wimsey hob warnend die Hand, bremste, wendete den Wagen unter einigem Gepolter im Gras und fuhr in den Schutz der Mauer auf der linken Seite. Der Polizeiwagen hielt mitten auf der Straße an.
«Was nun?» fragte MacPherson.
Wimsey stieg aus und spähte vorsichtig unter die Plane.
«Leben Sie noch, Sir Maxwell?»
«Nur noch fast.»
«Ich denke, Sie dürfen jetzt mal herauskommen und sich strecken. Sie werden bis neun Uhr nicht mehr gebraucht. Sie können sich’s mit dem Staatsanwalt bequem machen und ein Pfeifchen rauchen.»
«Und was machen die anderen?»
«Die marschieren mit mir nach Gatehouse», antwortete Wimsey finster lächelnd.
«Können wir den Wagen nicht mitnehmen?» fragte MacPherson enttäuscht.
«Sie können, wenn Sie wollen, aber netter wär’s von Ihnen, wenn Sie mir etwas Gesellschaft leisteten. Himmel noch mal, ich muß zu Fuß gehen!»
Man einigte sich schließlich darauf, daß MacPherson mit Lord Peter zu Fuß gehen sollte, während Dalziel für den Fall, daß der Bahnhofsomnibus überfüllt war, mit dem Wagen hinterherkam. Wimsey schärfte dem Staatsanwalt ein, dafür zu sorgen, daß die Leiche sich nicht daneben benahm, winkte noch einmal gutgelaunt und machte sich mit MacPherson auf die sechseinhalb Meilen Weg zurück nach Gathouse.
Die letzte Meile war die anstrengendste, denn die Straße belebte sich, und sie mußten ständig über Mauern springen und unter Hecken durchkriechen, um nicht gesehen zu werden. Im letzten Moment wären sie noch beinahe auf dem Weg zum Haus von einem Zeitungsjungen erwischt worden, der pfeifend einen Fußbreit an ihnen vorbeifuhr, während sie sich hinter einen Weißdornstrauch am Wegrand duckten.
«Blöder Kerl», schimpfte Wimsey. «Ferguson hat natürlich mit ihm gerechnet. Außerdem hat er das Ganze wahrscheinlich schon früher gemacht, aber ich wollte unsere Leiche nicht die ganze Nacht draußen lassen. Viertel vor acht. Ziemlich knapp geschafft. Macht aber nichts. Los jetzt.»
Sie legten den Rest des Weges im Laufschritt zurück, schlossen Campbells Haustür auf, versteckten den Schlüssel, holten die Milch herein und schütteten einen Teil davon in den Ausguß, holten Zeitungen und Briefe herein und öffneten sie, dann rannten sie zu Fergusons Haus hinüber. Hier holte Wimsey auch Fergusons Milch herein, kochte sein Ei, machte Tee und setzte sich mit sichtlichem Behagen zum Frühstück hin.
Um acht Uhr sah man Mrs. Greens rundliche Gestalt den Weg herunterkommen. Wimsey sah aus dem Fenster und winkte ihr freundlich zu.
«Sie sollten die gute Frau warnen, MacPherson», sagte er.
«Wenn sie in Campbells
Weitere Kostenlose Bücher