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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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als alles gelten können.
    «Hat nun dieser Herr etwas Näheres über sich gesagt?» erwachte Wimsey ziemlich plötzlich aus seiner Gedankenabwesenheit.
    «Nein, er ist erst in den Bahnhof gekommen, als der Zug schon am Bahnsteig stand, hat aber irgend so etwas gesagt, daß er zu spät von Ballantrae aufgebrochen sei. Er hat eine Karte nach Ayr gelöst, und sein Fahrrad hat einen entsprechenden Anhänger bekommen.»
    «Dann können wir das vielleicht aufspüren», meinte Wimsey.
    «Ja, ganz recht. Ich hab schon eine Anfrage nach Ayr und Glasgow geschickt. Vielleicht erinnern die sich daran.»
    «Vielleicht auch nicht», sagte Wimsey. «Nun gut, Dalziel. Aber auch ich war, wie die Dame sagt, nicht faul.»
    Er legte seine Verdächtigenliste auf.
    «Wohlgemerkt», warnte er, «diese Liste muß nicht vollständig sein. Aber wir wissen, daß der Mann, den wir suchen, ein Maler ist; das engt den Kreis erheblich ein. Und von allen diesen sechs Leuten weiß man, daß sie mit Campbell auf die eine oder andere Art Krach hatten, auch wenn die Motive manchmal ein bißchen dürftig erscheinen.»
    Der Sergeant betrachtete nachdenklich die Liste, Sir Maxwell ebenfalls. Die Zuständigkeit des letzteren erstreckte sich über die beiden Grafschaften Kirkcudbright Shire und Wigtown Shire, und er kannte die Künstler alle mehr oder weniger gut, wenn auch keinen von ihnen intim, denn seine Interessen lagen mehr auf militärischem und sportlichem Gebiet.
    «Also», sagte Wimsey, «zwei von diesen Leuten haben ein Alibi. Ferguson hat man um 9 Uhr 08 in Gatehouse in den Zug steigen sehen. Er hatte kein Fahrrad bei sich und hat ein Billett nach Glasgow gelöst. Dort ist zur Zeit eine Bilderausstellung, und da wollte er sicher hin. Waters ist ebenfalls um 8 Uhr 45 von Kirkcudbright aus nach Glasgow gefahren, und zwar in Begleitung von Miss Selby und Miss Cochran. Wenn die sich alle auf der Ausstellung getroffen haben, können sie sich sogar gegenseitig ihre Alibis bestätigen. Strachan war die ganze Nacht außer Haus und ist erst gegen Mittag mit einem blauen Auge nach Hause gekommen, und was das Schönste ist, er erzählt ein Märchen, wie er darangekommen sei.» Er gab eine Zusammenfassung seiner Unterredung mit Strachan und Myra.
    «Das sieht bös aus», meinte Dalziel.
    «Eben. Wir dürfen uns nicht allzusehr auf den Radfahrer in Girvan und den geheimnisvollen Passagier in Pinwherry konzentrieren. Das können ganz harmlose Reisende sein. Strachan könnte ohne weiteres um elf am Minnoch gesessen und gemalt haben und gegen Mittag nach Hause gefahren sein. Es sind nur 22 Meilen bis Gatehouse. Das wäre zwar gefährlich gewesen, weil ihn jemand hätte erkennen können, aber wer einen Mord begeht, muß ein paar Risiken auf sich nehmen. Außerdem könnte er sein Auto schon am Tag zuvor irgendwo am Weg versteckt, es auf dem Heimweg abgeholt und das Fahrrad mitgenommen haben. Habe ich übrigens schon erwähnt, daß vom Anwoth Hotel in Gatehouse ein Fahrrad verschwunden ist?»
    Dalziel schüttelte den Kopf.
    «Das ist ein Fall mit vielen, vielen Möglichkeiten», sagte er.
    «Immer vorausgesetzt, daß es ein Fall ist . Wir haben die Meinung des Doktors noch nicht gehört.»
    «Die erfahren wir vermutlich morgen?»
    «Ja. Der Staatsanwalt ist mit der Sache befaßt worden und hat eine Autopsie angeordnet. Heute abend wird Campbells Schwester erwartet – scheint seine einzige Verwandte zu sein–, und da wollen sie vielleicht noch warten, bis sie die Leiche gesehen hat; außerdem hat der Doktor morgen früh besseres Licht.»
    Nachdem der Sergeant und sein Begleiter gegangen waren, blieb Wimsey noch ein Weilchen rauchend sitzen und dachte nach. Er machte sich Sorgen um Waters. Gestern abend hatte er ihn in gefährlicher Stimmung zurückgelassen. Der letzte Zug aus Glasgow kam um 21 Uhr in Kirkcudbright an. Wenn Waters wirklich zu dieser Ausstellung gefahren war, konnte man ihn vernünftigerweise nicht schon heute abend zurückerwarten. Er wäre erst um 14 Uhr 16 in Glasgow angekommen und hätte um 17 Uhr 30 schon wieder aufbrechen müssen. Niemand würde so eine weite Reise machen, um ganze drei Stunden in der Stadt zu bleiben. Höchstens um sich ein Alibi zu verschaffen. Aber konnte man denn auf diese Weise ein Alibi konstruieren?
    Wimsey nahm sich noch einmal den Fahrplan vor. Abfahrt Kirkcudbright um 8 Uhr 45. Dafür gab es wahrscheinlich Zeugen. Ankunft Tarff um 8 Uhr 53, Brig-of-Dee 9 Uhr 02 – von dort aus war nichts zu machen, höchstens per

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