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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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daß Wimsey seinen schon halb gefaßten Entschluß wieder aufgab. Die zweite Gestalt war ein Mann gewesen, aber größer und kräftiger als Farren. Wimsey war sicher, daß es nicht Farren war, und selbst wenn er jetzt angeklopft hätte, wäre ihm die Tür wohl nicht geöffnet worden.

Farren
    Sir Maxwell Jamieson war kein Mann der überstürzten Tat. Überlegt, zurückhaltend und als wortkarg bekannt, zog er es stets vor, erst einmal genau zu wissen, woran er war, bevor er durch ärgerliche Fragen einen Skandal heraufbeschwor. So war er nicht sonderlich entzückt, am nächsten Morgen kurz nach dem Frühstück einen zappeligen Wimsey vor seiner Haustür zu sehen, kaum daß er Zeit gehabt hatte, erst einmal die Zeitung zu lesen.
    Er war zu klug, Wimsey und seine Theorien einfach zu ignorieren. Er wußte, daß Lord Peter eine unheimliche Nase für Verbrechen hatte und seine Hilfe von unschätzbarem Wert sein konnte, aber diese englische Art, sich mit lautem Trara kopfüber in so eine Geschichte hineinzustürzen, lag ihm nicht. Andererseits legte Wimsey doch einen gewissen Takt an den Tag, indem er zu ihm kam. Er hatte kein Telefon im Cottage zum Blauen Gartentor, und wenn er schon das Neueste brühwarm erfahren mußte, war es immerhin besser, er ließ es sich unter vier Augen erzählen, als daß er Sergeant Dalziel über das Telefon einer Hotelbar ausfragte.
    Aber Sir Maxwell war ja noch längst nicht überzeugt, daß es hier überhaupt ein Verbrechen aufzuklären gab. Dieses Gerede von fehlenden Gegenständen und vermißten Fahrrädern war ja schön und gut, für so ein bedrohliches Gebäude von Verdächtigungen aber eine allzu schmale Basis. Wenn man nur sorgfältiger suchte, würden diese Dinge sich bestimmt finden, und dann brach die ganze Mordtheorie in sich zusammen. Gewiß gab es da noch diesen unerfreulichen Punkt mit der Leichenstarre, doch während Sir Maxwell die Seiten des Taylor and Glaister umblätterte, wiegte er sich in der Überzeugung, daß es nun einmal nicht möglich sei, für das Einsetzen der rigor mortis feste und verläßliche Regeln aufzustellen.
    Er dachte stirnrunzelnd an Wimseys Verdächtigenliste – ein unerfreuliches Dokument, fand er, das auch noch stark nach übler Nachrede roch. Alle diese Leute waren hochangesehene Bürger. Gowan zum Beispiel – einer der tonangebenden Einwohner von Kirkcudbright seit über fünfzehn Jahren, wohlbekannt und wohlgelitten trotz seiner kleinen Eitelkeiten und seiner etwas arroganten Art. Er war wohlhabend, führte ein gutes Haus mit Dienstboten und einem englischen Butler und besaß zwei Autos, für die er sich sogar einen Chauffeur hielt. War es denkbar, daß er einem Künstlerkollegen den Schädel einschlug und seine Leiche in der Nachbargrafschaft in ein Lachsgewässer warf? Was für ein Motiv hätte er denn haben können? Gewiß, es war von Meinungsverschiedenheiten über ein Bild die Rede gewesen, doch nach Sir Maxwells Erfahrung waren Künstler über Bilder immer verschiedener Meinung, was aber höchstens zur Folge hatte, daß der eine den andern eine Zeitlang schnitt oder sich Cliquen bildeten. Dann Waters – so ein sympathischer junger Mann, auch wenn er den Nachbarn mit seinem südländischen Gehabe manchmal ein bißchen auf die Nerven ging. Bedauerlich, daß er sich mit Campbell überworfen haben sollte, aber sicher war er nicht der Mann, der sich wegen eines vorschnellen Worts am Biertisch gleich mit Mordgedanken tragen würde. Und Farren – Hier hielt Sir Maxwell inne, um Wimsey Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wenn Frauen im Spiel waren, wußte man nie. Campbell war im Cottage an der alten Mühle ein recht häufiger Gast gewesen. Es hieß – vielmehr man munkelte –, es seien Drohungen ausgesprochen worden. Wenn da etwas dran war, konnte sich die Wahrheitsfindung schwierig gestalten. Wahrscheinlich waren Farrens Verdächtigungen völlig unbegründet gewesen, denn wer Mrs. Farren nur einmal sah, konnte nicht mehr schlecht von ihr denken. Doch immerhin – Ehefrauen lügen und geben selbst dem unvernünftigsten Gatten noch ein Alibi, und je tugendhafter die Frau, desto hartnäckiger wird sie gerade unter derartigen Bedingungen leugnen. Mit größtem Unbehagen mußte Sir Maxwell sich eingestehen, daß er nicht behaupten konnte, die Farrens seien von vornherein über jeden Verdacht erhaben.
    Und dann natürlich noch diese Leute aus Gatehouse. Jock Graham – ein Windbeutel und Raufbold, wie er im Buche stand. Und intelligent dazu. Wenn

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