Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
durcheinander und kann das nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir sahen Mr. Dean unten am Fuß der Treppe liegen. Es standen ziemlich viele Leute herum. Dann kam Mr. Ingleby die Treppe sehr schnell wieder heraufgerannt und rief: ‹Er ist tot!› oder: ‹Er hat sich erschlagen.› Seine genauen Worte kann ich nicht beschwören. Zuerst wollte ich es gar nicht glauben. Ich dachte, er übertreibt. Dann bin ich selbst die Treppe hinuntergegangen. Mr. Dean lag zusammengekrümmt da, den Kopf nach unten. Seine Beine waren zum Teil noch auf der Treppe. Ich glaube, daß schon jemand versucht hatte, ihn aufzuheben, bevor ich unten war. Ich habe mit Toten und Verwundeten einige Erfahrung; ich war Krankenträger im Krieg. Ich habe ihn untersucht und gesagt, daß er meiner Meinung nach tot sei. Ich glaube, Mr. Atkins war schon zu derselben Überzeugung gekommen. Ich habe geholfen, die Leiche hochzuheben und ins Konferenzzimmer zu tragen. Dort haben wir ihn auf den Tisch gelegt und uns bemüht, ihm Erste Hilfe zu geben, obwohl ich keinen Augenblick zweifelte, daß er bereits tot war. Wir sind nicht auf den Gedanken gekommen, ihn liegen zu lassen, wo er lag, bis die Polizei kam, denn es hätte natürlich sein können, daß er doch nicht tot war, und da konnten wir ihn nicht mit dem Kopf nach unten an der Treppe liegen lassen.»
    Als nächster hatte Mr. Atkins ausgesagt und erklärt, daß er Gruppenleiter sei und in einem der unteren Räume arbeite.
    «Ich kam gerade aus meinem Zimmer, von dessen Tür aus man die Eisentreppe sehen kann. Es liegt nicht direkt der Treppe gegenüber, aber man kann ihre untere Hälfte überblicken. Wer diese Treppe herunterkommt, wendet mir den Rücken zu, wenn er von der letzten Stufe tritt. Ich hörte ein lautes Krachen und sah den Mann kopfüber die Treppe herunterstürzen. Er schien überhaupt keinen Versuch zu machen, sich zu fangen. Er hatte ein großes Buch unterm Arm. Das ließ er im Fallen nicht einmal los. Er schien von einer Seite der Treppe gegen die andere zu schlagen und fiel sozusagen wie ein Kartoffelsack. Unten schlug er mit dem Kopf auf. Ich hatte ein Tablett mit lauter Glasgefäßen in den Händen. Das habe ich abgestellt und bin hingelaufen. Ich wollte ihn aufheben, aber in dem Moment, als ich ihn anfaßte, war ich sicher, daß er tot war. Meiner Ansicht nach hatte er sich das Genick gebrochen. Zu der Zeit war Mrs. Crump auf dem Korridor. Mrs. Crump hat unseren Aufwartedienst unter sich. Ich sagte zu ihr: ‹Großer Gott, er hat sich das Genick gebrochen!› Und sie stieß einen lauten Schrei aus. Gleich darauf erschienen noch etliche andere auf der Szene. Einer sagte: ‹Vielleicht hat er sich's nur verrenkt.› Mr. Daniels sagte zu mir: ‹Wir können ihn nicht so liegen lassen.› Ich glaube, es war Mr. Armstrong, der dann den Vorschlag machte, ihn ins Konferenzzimmer zu tragen. Ich habe geholfen, ihn dorthin zu tragen. Der Tote hielt das Buch so fest unterm Arm, daß wir es ihm nur mit Mühe wegnehmen konnten. Er hatte sich seit dem Sturz nicht mehr bewegt und nicht zu sprechen versucht.
    Ich zweifelte keinen Augenblick, daß er nach dem Sturz
    auf der Stelle tot war.»
    Mrs. Crump bestätigte diese Aussage nach bestem Wissen. Sie sagte: «Ich bin Oberaufwärterin bei Pyms Werbedienst. Zu meinen Pflichten gehört es, jeden Nachmittag gegen halb vier mit dem Teewagen durch die Büros zu fahren. Das heißt, ich trete die Runde um Viertel nach drei an und beende sie um Viertel vor vier. Ich war im Untergeschoß fast fertig und wollte gerade zum Aufzug zurück, um den Tee in den ersten Stock zu bringen. Demnach muß es etwa halb vier gewesen sein. Ich kam den Flur entlang und hatte die Eisentreppe vor mir. Da sah ich Mr. Dean herunterfallen. Er fiel wie ein Bündel. Es war schrecklich. Er schrie nicht und gab im Fallen nicht einen Ton von sich. Er plumpste einfach herunter wie ein toter Gegenstand. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich war so erschlagen, daß ich mich eine ganze Zeit nicht rühren konnte. Dann kam Mr. Atkins angelaufen, um ihn aufzuheben. Er sagte: ‹Er hat sich das Genick gebrochen›, und da habe ich einen Schrei von mir gegeben. Ich konnte nicht anders, ich war einfach fertig. Ich finde, daß diese Treppe ein heimtückisches, gefährliches Ding ist. Immerzu warne ich die anderen Frauen davor. Wenn man da mal ausrutscht, kann man sich kaum noch irgendwo festhalten, besonders wenn man etwas in den Händen hat. Den ganzen Tag laufen da Leute rauf und runter, und dadurch

Weitere Kostenlose Bücher