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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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‹Sie haben den falschen Ordner, Mr. Bredon.› Und er wurde nicht mal ein bißchen verlegen! Er gab ihn mir nur grinsend zurück und sagte: ‹Allmählich hatte ich auch den Eindruck. Es ist aber sehr interessant, zu sehen, was alle so verdienen.› Meine Güte, er hatte Hankies Personalliste gelesen! Ich sagte: ‹Aber Mr. Bredon, das dürfen Sie doch nicht lesen. Das ist streng vertraulich.› Und da sagt er nur drauf: ‹So?› und macht ein ganz erstauntes Gesicht.»
    «So ein Esel!» meinte Miss Rossiter. «Hoffentlich hast du ihm gesagt, er soll es wenigstens für sich behalten. Bei ihrem Gehalt sind sie doch alle so empfindlich. Dabei weiß ich wirklich nicht, wieso. Aber alle wollen um ihr Leben gern wissen, was die andern verdienen, und haben eine Heidenangst, jemand könnte rauskriegen, was sie selbst bekommen. Wenn Bredon jetzt damit hausieren geht, wird's einen ganz schönen Aufruhr geben.»
    «Ich hab's ihm eingeschärft», sagte Miss Parton, «und er schien das alles nur komisch zu finden und hat mich gefragt, wie lange er wohl brauchen wird, bis er auf Deans Gehalt kommt.»
    «Mal sehen. Wieviel hat Dean denn gekriegt?»
    «Sechs Pfund die Woche», antwortete Miss Parton, «und viel mehr war er in meinen Augen auch nicht wert. Ohne ihn wird in der Abteilung jedenfalls ein besseres Klima herrschen, das muß ich sagen. Der konnte einem ja manchmal auf den Wecker gehen!»
    «Wenn du mich fragst», sagte Miss Rossiter, «finde ich es nicht gut, daß man die Studierten mit den anderen zusammenwürfelt. Die von der Uni, die können austeilen und einstecken, und keiner bleibt dem anderen etwas schuldig, aber die anderen passen da irgendwie nicht rein. Die fühlen sich immer auf den Schlips getreten.»
    «Am meisten regt Ingleby sie auf. Der nimmt ja nie etwas ernst.»
    «Das tun die eben alle nicht», legte Miss Rossiter ihren erfahrenen Finger zielsicher auf die offene Wunde. «Für die ist alles nur ein Spiel, aber für Copley und Willis ist alles todernst. Wenn Willis metaphysisch wird, rezitiert Ingleby Limericks. Ich persönlich bin ja tolerant. Mir gefällt das eigentlich sogar. Und die Uni-Leute streiten sich nicht so wie die anderen. Wenn Dean nicht die Treppe runtergefallen wäre, hätte es zwischen ihm und Willis noch mal einen schweren Krach gegeben.»
    «Ich habe nie begriffen, worum es dabei ging», bemerkte Miss Parton, wobei sie bedächtig in ihrem Kaffee rührte.
    « Ich glaube, daß es was mit einem Mädchen zu tun hatte», sagte Miss Rossiter. «Willis und Dean waren an Wochenenden immer viel zusammen, und plötzlich war's aus damit. Im März hatten sie mal einen fürchterlichen Krach. Da hat Miss Meteyard sie in Deans Zimmer herumbrüllen hören.»
    «Hat sie auch gehört, worum es ging?»
    «Nein. Und wie sie nun mal ist, mußte sie an die Wand klopfen und dann hingehen und ihnen sagen, sie sollen doch den Mund halten. Anderer Leute Privatangelegenheiten interessieren sie nicht. Komische Frau. Na, ich glaube, wir verdrücken uns jetzt langsam nach Hause, sonst ist morgen früh überhaupt nichts mit uns anzufangen. War ein ganz guter Film, nicht? Wo ist die Rechnung? Du hast zwei Stück Kuchen mehr gegessen als ich. Deins macht einen Shilling und einen Penny, meins macht neun Pence. Wenn ich dir einen Shilling gebe, und du gibst mir zwei Pence und der Kellnerin zwei Pence und gehst an der Kasse bezahlen, sind wir quitt.»
    Die beiden jungen Frauen verließen das Café durch den
    Ausgang Coventry Street, wandten sich nach rechts und überquerten den Piccadilly Circus, um zur U-Bahn hinunterzusteigen. Als sie das gegenüberliegende Trottoir erreichten, packte Miss Rossiter Miss Parton am Arm.
    «Sieh mal! Schoßhündchen! Und groß in Schale!»
    «Ach, geh!» erwiderte Miss Parton. «Das ist nicht Schoßhündchen. Doch, er ist es! Sieh dir nur mal diesen Umhang an, und die Gardenie, und – meine Güte! – das Monokel!»
    Ohne von diesen Kommentaren etwas zu ahnen, kam der Herr, von dem die Rede war, nachlässig eine Zigarette rauchend auf sie zugeschlendert. Als er mit ihnen auf gleicher Höhe war, setzte Miss Rossiter ein fröhliches Grinsen auf und sagte:
    «Hallo!»
    Der Mann lüftete mechanisch den Hut und schüttelte den Kopf, ohne die höfliche Miene zu verziehen. Miss Rossiters Wangen liefen feuerrot an.
    «Er ist es nicht! Wie peinlich !»
    «Und dich hat er für eine Dirne gehalten», sagte Miss Parton, ein wenig verlegen, aber nicht ganz ohne Genugtuung.
    «Das ist doch nicht zu

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