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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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sie nicht aus dem Bett gekrochen, da wird sie's für Hitler auch nicht tun, ganz egal, was der Luftschutzwart meint.» Jerry nahm dem Mädchen seinen Cousin Paul ab, dann gingen sie alle wieder zurück in Richtung Dorfmitte.
    «Welcher Schutzraum liegt denn nun näher?», fragte Jerry. «Bitte sag, die Krone, dann kann ich meinen Kummer in einem großen Bier ersäufen.» «Was denn für einen Kummer, Jerry?», fragte Harriet. «Ja, lasst uns zusammen mit den Sündern in die Krone gehen statt mit den gottlosen Methodisten in die Höhle.»
    «Die Methodisten sind Gottlose?», wunderte sich Charlie. «Ich dachte …»
    Herrje, was rede ich da?, dachte Harriet. «Ich habe nur Spaß gemacht, Charlie», antwortete sie ernst. «Methodisten sind hundertprozentig ordentliche Christen.» «Mami, dürfen wir jetzt den ganzen Krieg lang nachts aufstehen?», fragte Bredon. «Unter dem Mantel und dem Schal hab ich immer noch den Schlafanzug an», fügte er hinzu. «Ist ein bisschen wie ein Traum. Sadie hat ihre Gasmaske aufgesetzt, wie du gesagt hast, Mami, aber Paul ist so erschrocken, da hat sie sie wieder runtergenommen.»
    Aber als sie auf die Hauptstraße des Dorfs stießen, sahen sie, dass die meisten Menschen, die in die Kro ne st römten, ihre Gasmasken angelegt hatten. Unversehens hatten sie sich in gruselige Gestalten mit Augenhöhlen wie in Totenschädeln, schwarzer Haut und dicken Rüsseln verwandelt. Dem kleinen Paul, der sich an der Jacke seines Cousins festhielt, schien ihr Anblick diesmal keine Angst mehr einzuflößen.

    «Und was machen wir jetzt hier unten?», erkundigte sich Archie Lugg.
    Auf dem schmutzigen Fußboden der Krypta stand die Versammlung ratlos herum. Eine einzelne nackte Glühbirne baumelte in jedem der vier gewaltigen Gewölbe von der Decke. Es war nichts da, worauf man hätte sitzen können, und die Luft roch nach Staub und Kälte.
    «Was würdest du denn machen, wenn du in deinem eigenen kleinen Unterschlupf wärst, Archie?», fragte George Withers.
    «Frag lieber nicht.» Mrs. Ruddle kicherte boshaft. «Ich habe in einer Zeitschrift gesehen, wie man es sich in einem Anderson-Unterstand richtig nett machen kann», sagte Mrs. Puffett. «Schlafkojen mit hübschen Vorhängen zum Zuziehen, dazu ein kleiner Cribbage-Tisch und ein Petroleumofen.»
    «Mir 's neulich in Broxford so 'n Anderson untergekommen», sagte jemand, «der war grad so hergerichtet, wie's Ma Puffett beschreibt. Bloß stand ein Fuß hoch Wasser drin, war aus dem Garten reingesickert. Aber davon abgesehen schon nicht schlecht. Der Typ hat sich 'ne Handpumpe hingestellt, damit er das Ding wieder leer kriegt. Von dem ist keine Rede in den Zeitschriften, möcht ich wetten. Stand hoch genug, um 'ne Katze drin zu ersäufen.»
    Constable Jack Baker stieg auf eine orangefarbene Kiste und klatschte in die Hände, um für Ruhe zu sorgen. «Ich müsste mal durchzählen», sagte er, «wie viele Leute jetzt hier sind. Wir haben die Türen acht Minuten nach dem Alarm zugemacht, in Zukunft muss das ein bisschen besser klappen. Bleiben Sie jetzt bitte mal alle da stehen, wo Sie sind, solange ich zähle, und dann komme ich durch, und Sie können mir sagen, ob irgendjemand Ihrer Meinung nach hier sein sollte, aber nicht aufgetaucht ist.»
    «Fred Lugg ist nicht da», bot jemand an.
    «Mensch, der schiebt doch Feuerwache», erwiderte Archie Lugg. «Von hier unten wird er wohl kaum ein Feuer entdecken können, oder?»
    «Also, ich weiß nicht, wo er sich rumtreibt», erklärte Mrs. Hodge.
    «Er ist auf dem Kirchturm», sagte Harriet. «Wir haben ihn gesehen.»
    Allmählich breitete sich in der Gesellschaft eine Atmosphäre der Mutlosigkeit aus. Die Leute standen da, die Hände in den Taschen oder mit dem Rücken ans Gemäuer gelehnt. Einige wenige hatten sich Decken oder Klappstühle mitgebracht und fanden ein Plätzchen, um sich niederzulassen. Eine wurmstichige alte Truhenbank, vor langer Zeit schon aus dem Hinterzimmer der Krone hinausexpediert und in eine Ecke hier unten verfrachtet, bot drei recht alten Herren Sitzgelegenheit, und jemand anders war mit einem Klapptisch und Spielkarten gekommen. Aber ein längerer Aufenthalt würde ganz offensichtlich sehr ungemütlich und langweilig werden.
    Da war es auch kein großer Trost, dachte Harriet, dass es sich nur um eine Übung handelte, denn der Ernstfall hing ja über ihnen wie ein Damoklesschwert.
    «Eins sag ich euch», ließ sich George Withers plötzlich vernehmen. «Sowie das ein bisschen

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