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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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nur eine Reise durch fast drei Jahrhunderte gemacht. Gemeinsam mit dir übrigens, wenn ich dich erinnern darf.«
    Er hatte mir offenbar nicht zugehört. »Wo zum Teufel steckt eigentlich Lachlan? Mit ihm habe ich ein paar ernsthafte Worte zu reden.« Alan gab mir einen Klaps auf den Hintern, der mich wider Willen kichern ließ, obwohl ich ihm lieber gegen das Schienbein getreten hätte, und ging mit langen Schritten in Richtung Bibliothek. Kurz bevor er hinter dem schweren Gobelin verschwand, der den Durchgang verbarg, drehte er sich noch einmal um: »Ich kümmere mich später um unsere Angelegenheiten . Versprochen.« Ein verheißungsvolles Lächeln umspielte seine Lippen.
    Gern hätte ich ihm etwas Hartes an den Kopf geworfen, doch die Ale-Becher waren leider alle schon fortgeräumt worden. Vermutlich konnte ich froh sein, dass ein Mann des achtzehnten Jahrhunderts überhaupt seine Sorgen mit mir teilte
und nicht nur sein Bett. Dieses Vertrauen auszubauen und mich als gleichwertige Partnerin zu beweisen, würde noch ein gehöriges Stück Arbeit werden. Immerhin hatte ich die jahrzehntelange Überzeugungsarbeit der Frauenbewegung in kürzester Zeit zu leisten. Doch für die Zukunft war mir das wichtig.
    Sofern wir denn überhaupt eine gemeinsame Zukunft haben, rief ich mich sofort zur Ordnung. Diese Ungewissheit war qualvoll, doch ihn schien das alles wenig zu berühren, sonst wäre es ihm mit der Aufklärung des Rätsels doch bestimmt eiliger gewesen. Zudem schien die Aussicht auf eine Ehe mit Mary ihn zwar nicht zu begeistern, aber etwas dagegen unternehmen wollte er anscheinend auch nicht. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass seine zukünftige Ehefrau bis über beide Ohren in seinen eigenen Bruder verknallt war, heute hatten wir ihn erhalten.
    Doch sie mit Lachlan zu verheiraten und selbst als Chief abzudanken, das schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Wusste er mehr über das Geheimnis der Steine, als er mir gegenüber zugab?

11
Die Lady
    I n dieser Stimmung traf mich Mòrag an, die mit einem Korb in der einen und einer Laterne in der anderen Hand um die Ecke schaute. »Gut, dass du noch hier bist, ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich will Fasane aus dem Quellkeller holen.«
    So recht verstand ich nicht, was sie meinte, und musste wohl dementsprechend ratlos geguckt haben, denn sie erklärte lachend: »Unten im Turm ist eine alte Quelle. Früher hat man dort frisches Wasser geholt, besonders wenn die Burg belagert war – oder man sperrte Gefangene ein. Heute nutzen wir die Quelle nicht mehr. Es ist zu umständlich, und außerdem haben wir ja den Brunnen im Hof. Aber da unten ist es immer kühl, und wir bewahren viele Vorräte in diesem Keller auf.«
    »Natürlich komme ich mit.« Endlich konnte ich mich einmal nützlich machen. Meine finsteren Gedanken waren sofort verflogen.
    »Könntest du mir leuchten?«
    »Sicher.« Ich ergriff den fünfarmigen Leuchter.
    Mòrag öffnete ihre Laterne und entzündete rasch die Kerzen. »Leider sind die Stufen ziemlich glatt. Meinst du, das geht mit deinem Fuß?«

    »Aber sicher. Wie viele Fasane haben die Männer denn geschossen?«
    »Geschossen?« Mòrag kicherte. »Wir halten sie drüben hinter der Orangerie. Der Gleanngrianach hat sie vom Kontinent mitgebracht. Zuerst wusste die Köchin nichts damit anzufangen, die Eier sind auch viel zu klein. Sie schwört, dass sie nie zuvor seltsamere Vögel gesehen hat. Aber dann fand Mama unter den Rezepten von Lady Keriann auch eines für Fasane. Wir haben natürlich erst etwas herumprobiert, bevor wir die Viecher das erste Mal auf die Tafel des Chiefs gebracht haben.« Sie lächelte verschmitzt. »Ich muss sagen, so ein Braten ist schon sehr lecker. Der Gleanngrianach war der Erste an der ganzen Westküste, der seinen Gästen Fasan serviert hat.«
    Während sie weiter stolz von Alans Überlegenheit anderen Chieftains gegenüber schwärmte, gingen wir gemeinsam zu der in einer Nische versteckt liegenden Tür, die augenscheinlich in den Keller führte. Sie nahm einen Eisenschlüssel aus ihrer Schürze und steckte ihn in das große Schloss. Auch hier fiel mir auf, wie gut die Scharniere geölt waren. Obwohl die Tür alt aussah, öffnete sie sich leicht und lautlos.
    »Gibt es ein schottisches Gesetz, das vorschreibt, alle Türen regelmäßig zu ölen?«
    »Was du immer fragst!« Mòrag schüttelte den Kopf, wobei sie ein Lächeln aber nicht unterdrücken konnte. »Unsere Türen werden so

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