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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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beschweren, weil du ihnen das Gras wegisst. Aber damit geben sich die Ladys ja nicht zufrieden. Für sie darf es nur das Beste geben, und davon immer mehr, als ein normaler Mensch je essen könnte.« Mit einem Schulterzucken drehte sie sich um. »Immerhin fällt manchmal etwas für uns ab. Ich habe noch nie so viel Fleisch gegessen wie in letzter Zeit.« Sie rieb sich mit der Hand über den Bauch.
    »Na, ihr seid ja auch jetzt zu zweit, da kann ein wenig Extrakost sicher nicht schaden.«

    »So gesehen, müsste ich dankbar sein, dass wir die Reste von der Tafel bekommen.« Mòrag lachte. »Eines steht fest, wäre der Gleanngrianach nicht reich, dann könnte er sich eine so teure Braut wie Mary Campbell gar nicht leisten. Die frisst ihm ja buchstäblich die Haare vom Kopf! Und du solltest die Kleider sehen, die gestern für sie und ihre vermeckerte Gesellschafterin angekommen sind.«
    »Vielleicht sollte er sie schnell heiraten, damit wir wenigstens diese Anabelle loswerden.«
    »Das meinst du doch nicht ernst?«
    Nein, ich meinte es nicht ernst damit. Schon der Gedanke an die bevorstehende Hochzeit machte mich ganz krank. Ich wünschte, die Campbells und ihr verdammter Duke würden sich in Luft auflösen und die Einzige, die Alan heiraten wollte, wäre ich. Aber war es auch das, was sich Alan wünschte? Ich fröstelte, und Mòrag, die es sah, sagte: »Ich bin so weit. Lass uns gehen.«
    Nachdem wir die Fackeln gelöscht und wieder in ihre Halterungen gesteckt hatten, begaben wir uns auf den Rückweg. Unterwegs zeigte sie auf eine niedrige Holztür. »Hier geht es noch weiter runter in den Eiskeller. Von dort aus soll es einen geheimen Gang in die Berge geben. Aber wer weiß, ob der nicht schon längst verschüttet ist.«
    »Gruselig!«
    »Ja, das finde ich auch. In das Eisloch kriegt mich niemand rein. Selbst Duncan mag nicht gern hinuntergehen. Er schwört, ihm sei dort unten schon einmal die weiße Lady begegnet.«
    Von dieser Gestalt hatte ich nun schon häufiger gehört. »Wer ist diese Lady eigentlich – ein Geist?«
    »Pscht. Komm, spül dir schnell den Mund und dann nichts
wie raus hier.« Sie bedeutete mir, mit dem Leuchter voranzugehen und folgte, jedoch nicht, ohne einige Male einen unsicheren Blick über ihre Schulter zu werfen.
    Oben angekommen, löschte ich sorgfältig die Kerzen. Feuer sei eine ständige Gefahr in diesen alten Häusern, hatte Alan mir eingeschärft, als ich einmal eingeschlafen war, ohne meine Nachtkerze zu löschen.
    Weil ich hoffte, Karotten abzustauben, begleitete ich Mòrag bis in die Küche. Brandubh hatte sich daran gewöhnt, täglich von mir besucht zu werden, und wieherte meist schon in Vorfreude auf eine Leckerei, wenn er meine Schritte hörte. In den letzten Tagen hatte er mich bestimmt schon vermisst. Außerdem wollte ich unbedingt nach meiner kleinen Fuchsstute sehen, um mich besser mit ihr vertraut zu machen.
    Doch erst einmal musste ich mir Vorhaltungen der Köchin anhören, weil ich wieder einmal das Mittagessen verpasst hatte. »Du warst doch krank, Mädchen.« Sie tätschelte meine Wange. »Geht es dir besser?«
    » Aye , der Fuß schmerzt fast nicht mehr. Bei der Aufregung vorhin habe ich meinen Hunger ganz vergessen.«
    »Das ist ja nun vorbei«, sagte sie, drückte mich auf einen Schemel, und im Nu waren die wie immer frisch gebackenen Bannocks , cremige Butter und ein dampfender Napf mit Suppe vor mir aufgebaut. Folgsam begann ich zu essen und sah zu, wie Mòrag den Fasanen die langen Schwanzfedern ausrupfte, die sie behutsam beiseitelegte. Danach packte sie ein Tier bei den Krallen, um es in einem Kessel mit kochendem Wasser hin und her zu schwenken.
    »Was ist denn nun mit der weißen Frau?«, fragte ich mit vollem Mund.
    Um uns herum wurde es still.

    »Das willst du nicht wissen!« Mòrag angelte den Vogel aus dem Kessel und tunkte ihn kurz in einen Wassereimer, den eines der Mädchen hereingebracht hatte. Dann begann sie, ihn mit rhythmischen, flinken Bewegungen zu rupfen.
    »Also gut, ich erzähle es dir.« Sie sah sich nach den anderen um, und als sie sicher war, dass uns niemand mehr beachtete, sprach sie mit gedämpfter Stimme weiter. »Die MacCoinnaichs lebten nicht immer in Gleann Grianach, früher gehörte dieses Tal den MacLeods, und ihr Chief Douglas MacLeod wohnte in einer Burg, die aus dem Wohnturm, der immer noch steht, und ein paar kleineren Wirtschaftsgebäuden bestand. Er war ein wüster Kerl, der keinen Weiberrock in Ruhe lassen konnte. Doch

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