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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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kannst du dann durch das Tal wieder zurückreiten.« Er zwinkerte Caitlynn zu, die lächelnd zu ihm aufsah.
    Mir kam es vor, als teilten die beiden ein Geheimnis, und plötzlich fühlte ich mich sehr allein. Rasch winkte ich ihnen zu und trieb die Pferde zu einem schnellen Trab an. Sie schienen sich ebenfalls auf diesen Ausflug zu freuen. Der faule Wallach, den ich als Handpferd mitgenommen hatte, hielt sogar mit Brandubh Schritt, als ich uns einen entspannten Galopp gönnte. Danach band ich das Handpferd mit dem Strick seines Halfters an meiner Sattelschlaufe fest und ließ es nebenhertrotten.
    Wie Iain empfohlen hatte, orientierte ich mich an dem kleinen Flüsschen, das in Cladaich, dem Dorf unterhalb des
Sithean Estates , ins Meer mündete. Es führte ganz ordentlich Wasser, denn auf einigen Gipfeln lag immer noch Schnee, der nur langsam verschwand und die Bäche und Lochs der Gegend beständig mit Schmelzwasser versorgte.
    Bald lagen die eingezäunten Weiden hinter uns, auf denen die roten Highlandrinder gelangweilt gegrast hatten, und der Weg führte uns durch ungezähmte Landschaften. Die Berge vor mir wirkten zum Greifen nahe, doch aus Erfahrung wusste ich, dass dieser Eindruck täuschte. Ein Seeadler begleitete uns eine ganze Weile, aber als Beute kamen wir kaum infrage, und deshalb drehte er schließlich ab.
    Der dumpfe Hufschlag, die Schaukelbewegungen und die warme Sonne, die den Hochnebel immer mehr vertrieb, machten mich schläfrig, und beinahe wäre ich trotz Iains guter Beschreibung an dem schmalen Zugang zum Gleann Ceòthach, dem Nebeltal, das vom Küstengebiet weiter hinein ins Land führte, vorbeigeritten.
    Es lag mitten in einem der wenigen Waldstücke, die in der hiesigen Gegend die Jahrhunderte überdauert hatten, und machte seinem Namen auch heute alle Ehre. Trotz des sonnigen Wetters hingen hier feuchte Nebelfetzen wie zerrissene Brautschleier zwischen den alten Bäumen, als wollten sie mich glauben machen, ich sei in einen verwunschenen Märchenwald geraten.
    Es war nicht einfach, am Ufer des kleinen Flüsschens meinen Weg im Auge zu behalten. Immer wieder stolperten die Pferde über hohe Wurzeln oder glitten mit ihren Hufen auf moosigen Steinen aus. Der Fluss gurgelte zwischen dicken Felsbrocken, und ich war sicher, dass dieser Durchgang nach ein paar Regentagen schnell unpassierbar sein würde. Iain hatte mich gewarnt, es in diesem Fall erst gar nicht zu versuchen.
Ich war froh, als ich den überwucherten Cairn passiert hatte und sich die Schlucht öffnete. Brandubh folgte trittsicher dem kaum sichtbaren Pfad, der sich zwischen uralten, windgebeugten Kiefern allmählich den Berg hinaufwand, und mein Packpferd kletterte brav hinter uns her.
    Je weiter wir hinaufkamen, desto lichter wurde der Wald. Bald wechselten sich vereinzelte Kiefernhaine mit Buschwerk ab, und je mehr sich die Landschaft öffnete, desto besser konnte ich ins Tal hinabsehen, bis sich mir ein fantastischer Ausblick über Gleann Grianach bot. Welch ein Gegensatz zu dem dunklen Wald, aus dem ich gekommen war. Dieses Gleann wurde zu Recht das sonnige Tal genannt, man hätte es auch als das geheime Tal bezeichnen können, denn es war ringsherum von Bergen eingeschlossen, und der einzige Zugang schien durch die Schlucht zu führen, durch die ich in dieses Paradies eingedrungen war. Tief unter uns glitzerte ein See in der Nachmittagssonne. Am nördlichen Ufer lagen auf der anderen Seite weit gestreckt, als hätte jemand ein Tuch ausgebreitet, sanft geschwungene Hügel in sattem Grün, die in der Ferne zu einer imposanten Felsformation emporstiegen.
    Der Feenkreis läge etwas abseits des Pfads nur wenige Meter hinter einem kleinen Bach, hatte Iain gesagt, woraufhin ich zu bedenken gegeben hatte, dass es sicher viele Gebirgsbäche gäbe, aber er war zuversichtlich, dass ich den richtigen erkennen würde.
    »Er fließt an einem Felsplateau entlang, du kannst ihn nicht verwechseln.« Der Kreis allerdings sei für ungeübte Augen nicht sofort zu erkennen, da die alten Steine in den weichen Boden einer Lichtung eingelassen und nicht, wie sonst üblich, hoch aufgerichtet waren. Ob es sich um eine alte Kultstätte
handelte, hatte ich wissen wollen, ihm damit aber nur ein eigenartiges Lächeln anstelle einer Antwort entlockt.
    Tatsächlich sah ich einige Hundert Meter weiter vorn einen Felsvorsprung, der Iains Beschreibung entsprach. Aufgeregt trieb ich die Pferde voran, und bald war tatsächlich das muntere Plätschern eines Gebirgsbachs

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