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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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immer ganz schwach und willenlos werden. Er mochte mich duzen, aber ich war nun besonders darauf bedacht, so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. »Warum werde ich den Verdacht nicht los, dass mir in Ihrer Nähe nur Unheil droht?« Falsche Frage.
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Warum habe ich den Eindruck, dass du dich mir bei jeder Begegnung zu Füßen wirfst?«
    Humor? Wer hätte das gedacht. Statt einer passenden Antwort schlugen meine Zähne deutlich hörbar aufeinander. Ich fror in meiner nassen Kleidung inzwischen ganz erbärmlich.
    »Zieh dich aus.«
    »Wie bitte?«
    »Du bist total durchnässt, und wenn du noch lange hier im Wind stehst, dann holst du dir den Tod«, knurrte er und begann, an meinem Pullover zu zerren. So hatte unsere erotische Begegnung in meinen Träumen nicht ausgesehen. Aber um uns herum wuchs ja auch keine Heide. Erneutes Zähneklappern erinnerte mich daran, dass ich keineswegs träumte und er höchstwahrscheinlich Recht hatte. Wollte ich nicht mindestens eine scheußliche Erkältung riskieren, dann musste ich schleunigst diese Klamotten loswerden. Ich verdrängte meine Unsicherheit und zog mich so selbstbewusst wie möglich aus,
bis ich in BH und Höschen vor ihm stand. Im Grunde ist ja nichts dabei. In einem Schwimmbad hätte das auch jeder sehen können , versuchte ich mich vergeblich zu beruhigen. Immerhin trug ich ein recht hübsches, aber nicht zu aufreizendes Ensemble. Spitzenhöschen eigneten sich nicht für Reitausflüge.
    »Mein Name ist übrigens Johanna.« Es war vielleicht nicht der beste Moment, um sich vorzustellen, aber ich wusste immer gern, vor wem ich in Unterwäsche paradierte.
    Er starrte mich einen Moment lang durchdringend an. » Gleanngrianach . Ich bin Alan MacCoinnaich von Gleann Grianach. Alan.«
    Es dauerte einen Moment bis ich begriff. »Gleann Grianach, wie dieses Tal?« Und in Gedanke fügte ich hinzu: … wie in der traurigen Geschichte, die Alsdair erzählt hat. Also hatte ich mit meiner Vermutung doch Recht gehabt. Unsicher machte ich einen Schritt zurück, als ich zu ihm aufsah. Er wirkte größer, irgendwie noch eindrucksvoller, als ich ihn in Erinnerung hatte. In seinem Blick glaubte ich, einen schmerzlichen Ausdruck zu lesen.
    Eine Hand hatte er zur Faust geballt. Doch plötzlich entspannte er sich wieder. » Aye , ich bin hier geboren.« Damit drehte er sich um und sagte über die Schulter gewandt: »Bleib stehen, ich bin gleich wieder da.«
    Er ging in den Wald und kehrte mit einem zusammengerollten Bündel und einem riesigen Schwert zurück. Beides ließ er achtlos zu Boden fallen und zog nur ein großes kariertes Wolltuch, ein Plaid, hervor. Es hatte das gleiche Muster wie sein Kilt und war wunderbar warm, als er es um meine Schultern legte. Ohne zu fragen, rieb er kräftig meine von der Kälte steifen Arme und anschließend meinen Rücken trocken.

    Sofort fühlte ich mich besser. Seine Hände auf meinem Körper ließen aber bald noch eine ganz andere Wärme in mir aufsteigen. Ich schloss die Augen und genoss seine Berührungen. Mir musste irgendwann ein wohliger Seufzer entschlüpft sein, denn plötzlich wurde er ganz still. Nur die kräftigen Hände umfassten sanft meine Schultern, und einen Moment lang wünschte ich mir, er würde mich dieses Mal tatsächlich küssen. »Ich habe noch etwas Wein übrig«, sagte ich stattdessen hastig, und sofort ließ er mich los. »Ich glaube, ich könnte einen Schluck gebrauchen.« Damit war es mit der Stimmung endgültig vorbei. Keine Männergeschichten. Das hatte ich mir vor der Abreise geschworen, und daran würde ich mich halten, egal, in welcher Gestalt mir die Versuchung begegnete. Unbeholfen humpelte ich über den stachligen Boden zu dem kleinen Felsvorsprung, auf dem ich vorhin noch gepicknickt hatte, und zog so dezent wie möglich Höschen und BH aus, die ich zusammen mit der nassen Kleidung in der Sonne ausbreitete. In dieser Situation war es ganz praktisch, klein zu sein. Ich war von Kopf bis Fuß in den kuscheligen Stoff eingewickelt und schleppte sogar noch einen Zipfel hinter mir her. »Was tust du eigentlich hier?«, fragte ich über die Schulter. »Machst du bei so einer Schauspieltruppe mit, die historische Ereignisse nachstellt?« Als ich keine Antwort erhielt, drehte ich mich um und sah gerade noch, wie Alan gefährlich zu schwanken begann und der Länge nach hinstürzte. Mit einem Fluch raffte ich das Plaid zusammen, rannte über die Lichtung und sah sofort, dass

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