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Wind & Der zweite Versuch

Wind & Der zweite Versuch

Titel: Wind & Der zweite Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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raten: die EFF. Damit gehört diesen Arschgeigen der Laden praktisch. EFF sitzt Siemens in der Tasche oder umgekehrt, und natürlich das Militär, falls ich dir damit eine frohe und bis eben noch nie vernommene Botschaft überbringe. Du hast seit heute morgen das gesamte europäische Energiestablishment an deinem Arsch kleben und du bist in Besitz einer Sache, die sie absolut nicht brauchen können. Sie können aber auch keine Typen brauchen, die von solchen Dingen etwas wissen. Kannst du eigentlich denken, du Windenergieanlagenvollidiot?«
    Sie raste wie eine Furie in der Küche herum und redete dabei mit niemand Bestimmtem. Eddie hatte seinen Kopf leicht erhoben, um ihr beim Rasen zuzusehen. Er wußte, daß sie recht hatte, und er fand sie schön, in ihrer Lederhose, dem weiten Pullover und mit den kurzen blonden Stacheln auf dem Kopf. An ihren Bewegungen war etwas, das ihre ganze Militanz Lügen strafte, und Eddie, der von klein auf eine Antenne für Widersprüche gehabt hatte, liebte sie darum. Sein Gedächtnis würgte folgendes Bild hoch: Er hielt ihre linke Brust in der Hand wie ein zartes Tier und traf dann auf seltsam blanke Augen.
    »Hörst du mir zu? Du gefährdest mich. Du kommst hierher, bringst diesen Mist mit und machst mich zu einer Komplizin, zu einem Ziel, und zwar für Leute, die seit heute morgen nichts anderes wollen, als dich in die Kanalisation zu pumpen.«
    Sie hielt ihm ihre rechte Hand unter die Nase, Handteller nach oben, Daumen und Zeigefinger ein Kreis.
    »Ach …«, sagte sie jetzt, mehr verzweifelt als wütend, und verließ die Küche. Eddie hörte eine Tür knallen. Eine Uhr tickte. Als sie nach fünfzehn Minuten nicht zurückgekommen war, klopfte er an ihre Tür. »Komm schon rein«, glaubte er zu hören und schob die Tür langsam auf. Sie saß auf ihrem rot abgedeckten Bett. Ihr Gesicht war bedeckt mit Bienen, und das Zimmer summte von den Flügeln der Tiere. Der Bau hing wie ein schwarzer Räucherschinken von der Decke herab, auch er bedeckt mit Insekten. Es mußten Hunderte sein. Sie mußte endlose Arbeitsstunden mit diesem Staat verbracht haben. Scheinbar weinte sie. Ihr Gesicht unter den wimmelnden Bienen war feucht. Sie streckte eine Hand aus, und einige der Tiere flogen zu Eddie herüber und stachen ihn in den Arm. Dafür, daß sie künstlich waren, taten die Stiche verdammt weh.
     
    Als sie vor dem Haus standen, fühlte Eddie, daß ein Sturm kommen würde. Er sah auf die Uhr, und wenn er sich beim Programmieren nicht vertan hatte, war eben der letzte Rotorflügel eingezogen worden. Noch zwei Stunden bis Alarm grün. Oder wimmelte die Insel schon von Bullen und irgendwelchen Privatmilitärs der Energiegesellschaften, wie Tina das behauptete? Eddie wollte zurück auf seine Insel. Er hielt das alles nicht aus. Die Panik griff wieder nach seiner Kehle. Tina wollte nach Aurich fahren, zu einem AZ, das »Der mehrfache Mann« hieß. Sie verriet ihm nicht, was an diesem Laden so interessant sein sollte, daß sie ihre eben geäußerten Beschwörungen des großen Übels dafür vergessen wollte. Einer ihrer typischen radikalen Gesinnungswandel. Eben noch war die Hölle los gewesen, jetzt schien sie ganz gelöst. Dafür nagte an Eddie die Schuld. Denn sie hatte recht gehabt, aber was war ihm anderes übrig geblieben? Er hatte instinktiv richtig gehandelt, er hatte instinktiv die Flucht ergriffen, und hätte er das nicht getan, so wäre er jetzt schon, according to Tinas strategischen Einsichten, bei den Fischen. Was konnten sie jetzt noch tun? Was blieb ihnen jetzt noch übrig? Das Gefährt, das Tina jetzt um die Ecke ihres Hauses schob, sollte die Antwort auf Eddies Frage sein, wie sie beide denn nach Aurich kommen sollten. »Mit dem Rad«, hatte Tina geantwortet, aber mit einem Rad hatte das zarte Gespinst, das sie vor sich hertrieb, kaum Ähnlichkeit. Sie klatschte in die Hand, und zwei hauchdünne Flügeltüren öffneten sich gleichzeitig sanft und bestimmt. Eddie fühlte sich an die Rotorblätter seiner Windinsel erinnert. Er fragte sich aber auch, wie Tina an diese supermodernen Werkstoffe herankam. Sie mußte mit ihren künstlichen Insekten mehr verdienen als die Polizei erlaubte.
    »Alles in allem zehn Kilo«, sagte Tina, hob das Gefährt leicht an, und zwei oder drei Dioden auf dem Armaturenbrett begannen zu flackern. »Das schwerste sind die Induktionsschwungräder.«
    Man saß in diesem »Rad« unbequem eng nebeneinander, und unter normalen Umständen hätte Eddie das gefreut.

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