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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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dann
und trank seines in einem Zug leer. Maarten tat es ihm gleich, verzog das Gesicht
und schüttelte sich. In New York trank er Cocktails.
    „Er sacht ja nix. Aber es geht
ihm nich gut in letzter Zeit. Das merk ich doch. Aber sagen tut der nix. Günni
hat ihn mal gefracht, was denn is. Aber Hauke tut dann so, als wär nix.“
    „Wie meinst du das, es geht ihm
nicht gut?“, fragte Maarten und sah Tjark prüfend an. „Liebeskummer oder was?“,
versuchte er dann zu scherzen und grinste breit.
    „Nee, Jung, wenns das man wär.
Aber er wankt immer so zwischendurch.“
    „Er wankt? Wie, er wankt?“
    „Na, so“, sagte Tjark und
taumelte hin und her.
    „Er hat Schwindelanfälle?“
Maarten zog die Stirn in Falten. Das hörte sich nicht gut an. „Seit wann hat er
das denn?“
    „Weiß nich genau, seit ein paar
Tagen vielleicht. Es wird schlimmer. Aber er tut so, als wär nix.“ Tjark
stellte das Pils vor Maarten ab. „Hab ihm gesacht, er soll zum Arzt gehen, aber
er sacht, es ist nix.“ Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und
zündete sich gleich wieder eine neue an. „Aber das kann ja nich sein. Einfach
so wankt man ja nich.“
    Maarten fuhr sich mit der Hand
über das Gesicht, dann durch die Haare. Das, was er da hörte, gefiel ihm gar
nicht. „Kümmert sich denn jemand um ihn, zuhause meine ich?“
    „Ja, klar, er hat ja seine Sonja
und die beiden Jungs. Nu, die Jungs sind ja noch klein, die merken nix. Aber
Sonja, ja, die macht sich Sorgen. Aber was soll sie denn machen, der Kerl geht
ja nich zum Doktor.“
    Maarten nahm einen kräftigen
Schluck Bier und schüttelte dann den Kopf. Er wollte gerade ansetzen, etwas zu
erwidern, als die Kneipentür aufging.
    „Moin, Maarten“, sagte ein
untersetzter Mann mit lichtem Haar und führte seine rechte Hand an eine
imaginäre Mütze. Er stellte eine große Porzellanschüssel auf den Tresen. Durch
die Frischhaltefolie hindurch sah Maarten frische Frikadellen und ihm knurrte
prompt der Magen. Für Marthas Frikadellen hätte er früher alles stehen lassen.
Ob sie immer noch so gut schmeckten?
    „Moin, Günni. Darf ich eine?“,
fragte er und deutete auf die Frikadellen.
    „Soviel du willst. Geb ich dir
aus. Bist ja sowieso zu dünn. Gibt wohl nix zu essen da in Amerika.“
    „Wenigstens keine Frikadellen von
deiner Frau“, grinste Maarten und griff zu. „Danke, Günni.“
    „Da nich für.“
    „Ich warte auf Hauke. Er wollte
um sieben hier sein“, sagte Maarten nach einem herzhaften Biss in die
Frikadelle. Sie schmeckte köstlich, genauso wie früher. „Hm, Martha hat nichts
verlernt“, stellte er fest und griff nach einer Serviette.
    Auf Günnis Stirn zeichneten sich
plötzlich tiefe Falten ab. „Du kannst es ja noch nicht wissen.“
    „Was weiß ich noch nicht?“ Bei
Maarten schrillten alle Alarmglocken, so besorgt hatte Günni geklungen.
    „Er is zusammengebrochen. Heute
Nachmittag. Einfach so. Nu isser im Krankenhaus. In Emden.“
    „Was?“, sagte Maarten und ihm
wurde plötzlich ganz schwummrig. „Aber das kann nicht sein, ich habe ihn heute
Mittag gesehen, es ging ihm gut.“
    „Es geht ihm schon seit Tagen
nich mehr gut, wa, Tjark?“
    Tjark nickte. „Jo, das hab ich
Maarten auch gesacht, das mit den Anfällen und so.“ Er sog tief an seiner
Zigarette und stieß dann schwungvoll den Rauch aus. „Und nu isser also
umgekippt. Mannomann.“
    „Ja, hat Martha gerade gesacht.
Sie hat den Krankenwagen gesehen und is gleich rüber. Hauke wollte gerade zum
Einkaufen. Da isses passiert. Martha hat dann schnell die Jungs genommen, damit
Sonja mit ins Krankenhaus kann.“
    „Mist. Ich muss nach Hause.
Kannste mir ein Taxi rufen, Günni?“ Maarten war plötzlich ganz übel.
    „Klar.“ Günni griff zum Hörer.
„Moin, Harm, ich bin’s. Schick mal’n Taxi.“
    Wenig später war Maarten auf dem
Weg nach Hause. Gleich morgen würde er sich um Hauke kümmern. Tjark hatte
Recht. Man bekam nicht einfach so Schwindelanfälle und kippte dann um. Hoffentlich
war es nichts Ernstes. Maarten schlug sich mit der rechten Faust in die flache
linke Hand. Warum nur mussten Ostfriesen immer so stur sein? Wofür, glaubten die
eigentlich, gab es Ärzte?

6
    Ostfriesenzeitung vom 22.
August
    Mysteriöses Fischsterben
geht weiter
    (Greetsiel) Erneut haben
heimische und auswärtige Fischer am Wochenende unzählige tote Fische in ihren
Netzen gehabt. Erstmals wurden auch an den Stränden der ostfriesischen Inseln
Norderney und Juist Fischkadaver

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