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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Condor schon erbracht hat, ist die DEA auf ein
einziges Ziel fixiert: Don Pedro. Wo ist Don Pedro? Bring uns Don
Pedro. Wir müssen el patrón erwischen. Mehr kriegt Keller nicht von ihnen zu hören.
    Als wäre die ganze Operation für die Katz, wenn wir uns seinen Kopf nicht
als Trophäe an die Wand hängen können. Tausende Hektar Mohn zerstört, die
ganze Infrastruktur der Gomeros verwüstet, aber was wir wollen, ist dieser alte
Mann - als Symbol unseres Erfolgs.
    Da rennen sie nun umher wie aufgescheuchte Hühner, laufen jedem Gerücht,
jedem noch so kleinen Hinweis nach, und kommen doch immer, wie Taylor das
ausdrücken würde, die entscheidende Sekunde zu spät. Dabei ist sich Keller gar
nicht mal sicher, ob Taylor wirklich will, dass ihnen Don Pedro in die Falle
geht, oder ob er Keller diesen Triumph missgönnt.
    Keller war im Jeep unterwegs, die verkohlten Reste eines großen
Heroinlabors besichtigen, als Tío
Barrera mit einem kleinen Konvoi von
DFS-Soldaten aus dem Rauchvorhang herausgerollt kam.
    Was wollen die denn hier? wunderte sich Keller. Die Dirección Federal de Seguridad ist wie eine
Kombination aus CIA und FBI, nur mächtiger. Die Jungs von der DFS haben in
Mexiko praktisch freie Hand bei allem, was sie tun. Doch Tío Barrera ist eigentlich
nur ein Offizier der Provinzpolizei. Was zum Teufel hat er mit dieser
Elitetruppe der DFS zu tun, die er offenbar auch noch befehligt? Als sich ihre Jeeps
begegneten, beugte sich Tío zu Keller hinüber und sagte: »Ich glaube, jetzt
sollten wir uns Don Pedro schnappen.«
    Mit anderen Worten: Er bot Keller die größte Trophäe des Drogenkriegs an,
als handelte es sich um einen Billigartikel.
    »Sie wissen, wo er ist?«, fragte Keller.
    »Noch besser«, sagte Tío. »Ich weiß, wo er bald ist.«
    Deshalb hockt Keller jetzt im Gebüsch und wartet, dass ihm der Alte in die
Falle geht. Er spürt Tíos Blicke auf sich, schaut zu ihm hinüber und sieht, dass Tío demonstrativ
auf die Uhr schaut.
    Keller versteht die Botschaft. Es kann jeden Moment losgehen.
     
    Der Mercedes-Cabrio von Don Pedro Aviles rumpelt langsam über den ungepflasterten
Schleichweg. Sie kommen aus dem brennenden Tal und wollen den Berg hinauf. Wenn
sie es zur anderen Seite schaffen, sind sie in Sicherheit.
    »Pass bloß auf«, sagt Don Pedro zu dem jungen Gúero, der neben ihm
am Steuer sitzt. »Achte gefälligst auf die Schlaglöcher. Das ist ein teures
Auto.«
    »Wir müssen hier weg, patron«, erwidert Gúero.
    »Das weiß ich selbst«, schnauzt Don Pedro zurück. »Aber warum auf dieser
Straße? Du ruinierst mein Auto.«
    »Weil hier kein Militär ist«, erklärt ihm Gúero. »Keine Bundespolizei,
keine Provinzpolizei.«
    »Woher weißt du das so genau?«, fragt er misstrauisch.
    »Von Barrera persönlich«, sagt Gúero. »Er hat diese Route freigemacht.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste für die Unsummen, die ich zahle.«
    An Gouverneur Cerro, an General Hernández.
Barrera kommt regelmäßig wie eine
Monatsblutung, um das Geld zu kassieren. Geld für die Politiker, Geld für die
Generäle. So ist es immer gewesen, seit Don Pedros Kindheit, seit er das
Geschäft bei seinem Vater gelernt hat.
    Und es wird auch immer diesen periodischen Kehraus geben, die rituellen
Säuberungen, die Mexico City auf Geheiß der Yankees veranstaltet. Diesmal
gegen das Versprechen höherer 01- preise, und Gouverneur Cerro hat Barrera losgeschickt, um Don Pedro folgende Botschaft
zukommen zu lassen: Investiere in Öl, Don Pedro. Trenn
dich vom Opiumgeschäft und steck das Geld ins Öl. Bald steigen die Ölpreise.
Und das Opium ...
    Also hab ich den jungen Dummköpfen die Mohnfelder verkauft und das Geld
ins Ölgeschäft gesteckt. Und Cerro schickt die Yankees los, damit sie die Mohnfelder
anzünden. Eine Arbeit, die ihnen die Sonne sonst abgenommen hätte. Denn das ist
der große Witz: Die starten ihre Operation Condor just in dem Moment, wo die Jahre
der großen Dürre einsetzen.
    Er hat es am Himmel beobachtet in den vergangenen zwei Jahren. An den
Bäumen gesehen, am Gras, an den Vögeln. Die große Dürre steht bevor. Fünf Jahre
Missernten, bis der Regen wiederkommt.
    »Wenn es die Yankees nicht gemacht hätten, hätte ich die Felder
angezündet«, sagt Don Pedro zu Gúero. »Um den Boden zu verjüngen.«
    Sie ist also eine Farce, diese Operation Condor. Ein Witz, ein
Mummenschanz.
    Aber trotzdem muss er raus aus Sinaloa.
    Aviles ist nicht
dreiundsiebzig Jahre alt geworden, weil er sorglos in den Tag

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