Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
erwischt?«, will Pauli von ihm wissen. Tom holt tief Luft und bläst seine Backen auf, bevor er antwortet.
»Emilia. Ich habe Emilia gezogen.«
Maunz! Als Kater bin ich natürlich kein Experte in Sachen Losverfahren – aber ich denke, die beiden Mädchen sollten Tom schleunigst ein sehr, SEHR großes Spaghettieis ausgeben!
Musik liegt in der Luft.
Und Männer sind auch Menschen.
»Danke, Herr Professor! Wirklich vielen Dank!«
Nanu, was ist denn hier los? Kira, Pauli und ich kommen gerade in dem Moment in die Wohnung, in dem Anna Werner mit Schwung um den Hals fällt. Das ist sonst eigentlich nicht ihre Art. Also, ich meine, normalerweise halten Werner und Anna immer ein bisschen Abstand. Nicht so, dass man denken könnte, dass sie sich nicht mögen. Im Gegenteil – ich glaube, die beiden verstehen sich sogar richtig gut. Aber so wie ich meinen alten Werner kenne, wird der schüchtern, wenn er jemanden sehr mag. Und ich glaube, er mag Anna sehr. Seitdem Anna und Kira bei uns wohnen, benimmt er sich jedenfalls anders als all die Jahre davor. Zum Beispiel achtet er mehr auf sein Äußeres. Gepflegt war Werner natürlich immer, aber neuerdings verbringt er verdächtig mehr Zeit vor dem Spiegel. Dann wuschelt er sich seine braunen Locken mit den grauen Strähnen mal in die eine, mal in die andere Richtung. Das ist allerdings völlig sinnlos, denn bei Werners Frisur macht es gar keinen Unterschied, ob die Locken nach links oder rechts springen: Sie sieht immer ziemlich verwegen aus. Seit Kurzem scheint sich Werner überdies auch genau zu überlegen, was er anzieht. Und wenn ihm dann nicht gefällt, was er im Spiegel sieht, zieht er sich sogar noch mal um. Das ist völlig neu! Als Olga, Annas Schwester, noch unsere Haushälterin war, hat er das jedenfalls nie gemacht. Ich werde das genauer beobachten!
Jetzt will ich allerdings erst einmal wissen, warum Anna mein Herrchen denn nun so begeistert umarmt hat. Anna strahlt immer noch über das ganze Gesicht und Werner steht ein bisschen verlegen da. Ich trabe näher an die beiden heran und spitze die Öhrchen.
»Gern geschehen, Anna. Es wäre doch viel zu schade, wenn dieser schöne Flügel zu einem reinen Möbelstück verkäme. Also, wenn Sie ab und zu darauf spielen würden, würde ich mich sehr darüber freuen.«
Ach so. Es geht um dieses komische Klavierdings, das neuerdings unser Wohnzimmer blockiert. Der Flügel . Komischer Name für ein Klavier, oder? Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Werners Mutter Erika von einem großen Haus in eine kleine Wohnung gezogen und konnte das Ungetüm nicht mitnehmen. Da Werner von seinen Geschwistern mit Abstand die größte Wohnung hat, haben wir das Riesenteil geerbt. Offenbar ist es wertvoll und sollte daher nicht, wie die anderen Möbel, auf den Sperrmüll. Tja. Und so verstellt es jetzt unser schönes Wohnzimmer. Und das, obwohl es ganz offenbar ein Instrument ist und Werner völlig unmusikalisch.
Kira räuspert sich. »Hallo, Mama, hallo, Herr Hagedorn! Ich habe Pauli mitgebracht – ich hoffe, das ist in Ordnung! Die letzte Stunde ist ausgefallen, Pauli hat ihren Schlüssel vergessen und ihre Mutter ist noch nicht zu Hause.«
»Kein Problem«, brummt Werner und Anna nickt zustimmend.
»Ich habe sowieso mal wieder zu viel gekocht«, sagt sie und lacht. »Da können wir jede Unterstützung beim Essen gebrauchen.«
»Super, danke!«
Wir pilgern weiter in Richtung Kiras Zimmer. Als Kira und Anna bei uns eingezogen sind, haben sie sich zunächst das Gästezimmer geteilt. Aber als dann klar wurde, dass die beiden bleiben würden, hat Werner sein großes Arbeitszimmer geräumt und seinen Schreibtisch in das kleine Zimmer neben der Küche gestellt. Das war bis dahin eine Rumpelkammer mit Fenster, aber nun, aufgeräumt und frisch gestrichen, sieht es gar nicht mal so schlecht aus. Kira wohnt im alten Gästezimmer und Anna im ehemaligen Arbeitszimmer und Werner hat es jetzt deutlich kürzer zum Kühlschrank, wenn er für das Nachdenken über irgendein wahnsinnig kompliziertes physikalisches Problem dringend einen Joghurt oder ein Wurstbrötchen braucht. Nur für mich hat sich nichts geändert: Mein Körbchen steht immer noch in dem langen Flur, schräg gegenüber der Wohnungstür.
Erstaunlicherweise hat Werner sein Zimmer nicht einmal schweren Herzens aufgegeben. Im Gegenteil: »Die Bude hier war für einen sowieso viel zu groß. Jetzt passt es!«, stellte er zufrieden fest, nachdem alle Möbel umgeräumt waren. Wer
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