Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
Schmidt noch einmal genauer hin.
»Hm, jetzt, wo Sie das sagen: Könnte tatsächlich das Viech sein, das die Kinder am ersten Probentag mit angeschleppt haben. Ich fand die Idee ja gleich blöd, aber auf mich hören diese Künstler ja nicht.«
»Jaja. Diese Künstler.« Salemkes Stimme klingt so kalt, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft. Dann dreht er sich wieder zu Schmidt. »Na ja. Lassen Sie die Katzen mal meine Sorge sein. Sie fahren jetzt schön mit dem Auto meiner Freundin zum Schrottplatz, ich kümmere mich um die beiden Ausreißer hier und sorge dafür, dass sie wohlbehalten wieder nach Hause kommen.«
Ich wäre bereit, eine Riesenportion Geflügelleber auf Folgendes zu verwetten: Erstens – Salemke hat gar keine Freundin.
Zweitens – er will uns nicht nach Hause bringen. Schon gar nicht wohlbehalten. Ganz im Gegenteil!
Rettung in letzter Minute!
Oder doch nicht?
Ich merke, wie Panik in mir aufsteigt. So in etwa muss sich Karamell gefühlt haben, als er im Müllcontainer steckte. Absolut hilflos und ausgeliefert. Von außen dringt dumpf Salemkes Stimme in unseren Karton.
»Ihr könnt aufhören, so ein Theater zu machen. Hier hört euch sowieso niemand. Die beiden Rentner aus dem Erdgeschoss sind auf Malle und die blöde Schneider vergisst immer, ihren Müll runterzubringen. Tja, und wenn in schätzungsweise zwei Stunden die Müllabfuhr kommt, dann seid ihr beiden schneller Geschichte, als ihr Whiskas sagen könnt.«
Whiskas? Wieso sollte ich in so einer brenzligen Situation Whiskas sagen wollen? Was ist das überhaupt? Auch egal, ich strample weiter nach Leibeskräften und versuche, dabei irgendwie die Wände des Pappkartons aufzudrücken, in den Salemke uns eben gesteckt hat.
»Ruhe!«, schreit Salemke wieder. »Ihr kleinen Biester! Ich kann immer noch nicht glauben, dass die Bullen zu blöd waren, mich zu finden, aber zwei Vierbeiner mich aufgespürt haben. Kapieren werde ich zwar nie, warum ihr euch in die Sache mit Emilia einmischen wolltet und was eigentlich euer Plan war. Aber dass ihr einen hattet, ist wohl offensichtlich. Dass ihr überall auftaucht, war garantiert kein Zufall. Na ja, ist jetzt auch egal. Ihr macht mir jedenfalls keinen Ärger mehr.«
Ich mühe mich tapfer weiter ab, um unserem Gefängnis zu entkommen, aber leider ist die Pappe so glatt, dass ich trotz meiner Krallen immer wieder abrutsche. Ich merke, wie sich in meinem Hals langsam ein Kloß bildet. Wahnsinnig heiß ist mir auch – und dann dieser unglaubliche Gestank: Es ist die Hölle!
»Zwecklos!«, schluchzt Odette. »Wir schaffen es einfach nicht. Gleich wird dieser schreckliche Mensch einfach gehen und uns unserem Schicksal überlassen und dann …« Ihre Stimme erstirbt. Ich höre auf herumzuzappeln und setze mich neben sie auf den Kartonboden.
»Ganz ruhig, Odette! Ja, schön ist es nicht – aber irgendwie werden wir schon herauskommen. Bestimmt!« Das ist zwar genau das Gegenteil von dem, was ich gerade für sehr wahrscheinlich halte, aber es scheint mir wichtig, jetzt Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Schließlich bin ich Odettes Held!
»Na, seid ihr endlich still? Gut so. Ich verspreche euch eines: Wenn ich mit meinen zwei Millionen endlich in der Karibik angekommen bin – was so circa morgen Mittag der Fall sein dürfte –, dann werde ich euch zum Gedenken in der ersten Kirche, die ich sehe, zwei Kerzen stiften. Für die beiden tapferen, aber blöden Katzen, die dachten, dass sie jemanden wie mich hereinlegen können.« Er lacht bösartig. »Zwei Katzen. Einen Menschen! Harhar!«
Fauch und Funkel – was für eine bodenlose Gemeinheit! Ich nehme ein letztes Mal Anlauf – und rutsche wieder an der Kartonwand ab.
»Also ihr beiden – auf Nimmerwiedersehen!«
Seine Schritte entfernen sich. Bald sind sie nicht mehr zu hören und es ist ganz still. Heilige Ölsardine, was nun?
»Winston?«
»Hm?«
»Falls wir das nicht überleben, wollte ich dir schon mal sagen, dass ich froh bin, dich als Freund zu haben. Ich hatte viel Spaß mit dir. Und das mit dem Helden, das habe ich ganz ernst gemeint.«
Mir wird noch wärmer. Und das liegt ausnahmsweise nicht an der Außentemperatur. »Ja, äh, also, ich …« Bei meinem Kratzbaum! Mein Gestammel ist mir echt peinlich! Auch im Angesicht des Todes sollte sich ein Held ein bisschen geschliffener ausdrücken können! Nächster Anlauf: »Also, ich glaube, ohne dich wäre ich gar nicht so mutig, weißt du? Du machst mich mutig.«
Odette starrt
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