Winterkaelte
grünen Augen, ehe sie ihre Fassung wiedererlangte.
»Du bist eine Pornodarstellerin?«, flüsterte sie.
Elena nickte nur.
»Wow. Ich meine… Wow. Ich weiß echt nicht was ich sagen soll.«
»So geht es leider vielen«, meinte die Schwarzhaarige traurig, »Und genau das ist das Problem. Es ist schwer sich mit jemanden anzufreunden, denn die meisten Leute gehen auf Abstand, wenn sie von deinem Beruf erfahren. Aber vorher googeln sie dich.«
»Tut mir leid«, sagte Lea, »Aber ich bin gerade etwas von der Rolle. Wie bist du denn da reingekommen?«
»Eigentlich ganz klassisch. Ich wurde in einer Disko wegen Probefotos für einen Katalog angesprochen. Die machte ich bei einem Fotografen, der davor noch Fotos für so einen Nacktkalender machte.
Ich unterhielt mich mit den Models und die sagten mir, was sie für diese Bilder verdienten. Das war mehr als das Dreifache von dem, was ich bekommen sollte. Ich habe nicht lang gefackelt und nach den Probeaufnahmen einfach den Fotografen angequatscht. Der hat mir ein Nacktshooting vermittelt und von da an ging es los.
Ich hab mir mein erstes Tattoo stechen lassen. Das Tribal auf der Schulter. Später ließ ich es überstechen, weil es mir nicht mehr gefallen hat, aber es erinnert mich an die Zeit, denn mit dem Geld, das ich damals verdient habe, ließ ich mir das machen.
Nach drei solcher Erotikshootings fragte mich der Fotograf, ob ich nicht mal aufreizendere Fotos machen wollte. Du weißt schon, Beine auseinander, Schamlippen spreizen und so weiter.
Das ging dann so weit, dass ich schließlich mit einem Dildo masturbiert habe. Die Tattoos wurden größer und ich begann mit den Piercings.
Dieser Stil kam an. Und ich wurde für immer mehr Shootings gebucht. Tattoomagazine und natürlich auch Erotiksachen. Damals hab ich teilweise an fünf Tagen in der Woche Fotos gemacht.
Schließlich ging es immer mehr in Richtung Hardcore. Es begann mit einem Shooting mit einem anderen Mädchen, dann der erste Filmclip mit einer älteren Frau. Darauf folgte das erste Mal mit einem Mann vor der Kamera.«
Elena leerte das Jameson-Glas und bestellte ein weiteres. Auch Lea nahm nun gerne das Angebot eines Whiskeys an.
»Und du drehst nur hier Filme?«, fragte die Piercerin schließlich neugierig.
»Nein, eigentlich gar nicht. Nur meine ersten drei Aufträge habe ich in Deutschland gemacht. Dabei habe ich eine Amerikanerin kennengelernt: Debbie. Ihr gefielen die Tattoos und die Piercings. Außerdem mochte sie meine natürliche Art. Sie meinte, das kommt an und hat mich für ihre Website engagiert. Von da an ging es dann wirklich schnell. Eines Tages hat mich ein Agent angerufen und mich unter Vertrag genommen. Er hat mich dann weitervermittelt und als Marke aufgebaut.
Die unterstütze ich nun mit immer neuen Tattoos und Piercings. Dieses wilde, alternative Image kommt bei den Männern gut an. Besonders im Vergleich zu den sonst überall rumvögelnden Wasserstoffblondinen-Barbies. Aber seither drehe ich hauptsächlich in Amerika und Japan.«
»Bist du bi?«
Lea schien nun ihre Scheu verloren zu haben. Sie trank aus dem Whiskeyglas und hörte der Schwarzhaarigen fasziniert zu.
»Vermutlich. Ich habe kein Problem mit Sex mit Frauen. Doch in einer Beziehung habe ich lieber einen richtigen Mann.«
Sie lachte und Lea stimmte mit ein.
»Ich hoffe ich habe dich damit nicht erschreckt. Aber ich bin nur ein ganz normales Mädchen, dass halt gern mal am Abend etwas trinken oder in einen Liebesfilm gehen würde. Ich renne nicht ständig nackt herum, bin nicht ständig feucht und auch nicht dauergeil.«
»Das hätte ich auch nie gedacht. Und wir können gern einmal ins Kino gehen oder sonst etwas machen, wenn du willst«, antwortete Lea ehrlich.
»Das würde mich freuen. Aber jetzt genug von mir. Wie kommst du hier her?«
»Ich habe meine Ausbildung zur Krankenschwester abgebrochen und mit 18 mit der Ausbildung zur Piercerin und Tätowiererin begonnen.«
Sie entblößte ihren Unterarm und zeigte ein fein gestochenes Gesicht eines Mädchens.
»Das war meine Abschlussarbeit. Ich hab gezeichnet und sie mir ein Jahr nach meiner Prüfung selbst auf den Unterarm gestochen.«
»Bist das du?«, fragte Elena.
»Nein, meine Zwillingsschwester Lisa. Sie starb bei einem Autounfall.«
»Das tut mir leid.«
»Schon ok, das ist schon lange her.
Egal.
Seither habe ich für beide Bereiche die Befähigung und auch eine Gewerbeberechtigung. Also könnte ich jederzeit wo mein eigenes Studio
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