Winterkaelte
junger Mann mit kantigem Gesicht. Er betrachtete Elena eingehend und schien all seinen Mut zusammenzunehmen, ehe er weitersprach: »Are you Delana Dark?«
Elena setzte ein Lächeln auf und nickte übertrieben, während sie in akzentfreiem Englisch antwortete: »Yes, I am.«
Dem Mann schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Er plapperte los und Lea konnte kaum etwas verstehen, doch Elena schien damit keine Probleme zu haben. Sie verstand nur die Worte Fan, Autogramm und Foto.
Bereitwillig ließ Elena sich von dem Fremden in den Arm nehmen, während er von ihr und sich ein Foto mit seinem Handy machte. Dann legte er ihr eine Rechnung auf den Tisch, auf deren Rückseite Elena die Worte Delana Dark kritzelte. Verziert mit Sternen und einem herzförmigen I-Punkt.
Er bedankte sich überschwänglich und kehrte zu seinen Freunden zurück, die offensichtlich bereits auf ihren Handys das Internet durchsuchten.
»Wir sollten wirklich gehen«, sagte Elena, als der Spuk vorbei war, »Denn meiner Erfahrung nach bin ich in dem Pub hier ziemlich schnell, ziemlich bekannt.«
»Ich muss noch zahlen«, meinte Lea und packte ihre Tasche, während die Schwarzhaarige bereits in ihren Mantel schlüpfte.
»Erstens warst du mein Gast. Und zweitens hat unser lieber Johnny dort drüben unsere Rechnung bezahlt. Quasi als Dank für das Foto und das Autogramm.«
Lea musste lachen und schlüpfte in ihre Winterjacke. Der Weg zum Ausgang wurde zum Spießrutenlaufe. Handys mit eindeutigen Bildern machten unter den Gästen die Runde. Jeder drehte sich nach Elena um. Man rief ihr Sachen hinterher und pfiff auch. Einer versuchte sogar sie anzufassen, doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, schenkte dem Mann ein Lächeln und wand sich aus seinen Armen.
Endlich erreichten sie den Ausgang und traten hinaus in die Kälte.
»Das war ja was«, stöhnte Lea.
»Männer glauben ganz gern, dass eine Frau die so etwas macht von Natur aus willig ist. Das eigentlich schlimme ist, dass ich ihnen keine reinhauen darf, wenn sie zu weit gehen.«
»Ich dachte du wirst lieber geschlagen«, stichelte die Piercerin.
»Beim Escort bin ich üblicherweise der dominante Part. Da werde ich fürs Schlagen gebucht. Ich bin ein Switcher, ziehe sowohl Lust aus dem dominanten als auch aus dem submissiven Teil. Wobei ich wohl hauptsächlich eher unterwürfig bin.«
Die beiden Frauen wanderten nebeneinander die Straße entlang.
»Ich glaube ich bin nichts davon«, sagte Lea schließlich, »Aber ich hab’s auch noch nie ausprobiert.«
»Das ließe sich herausfinden«, witzelte Elena, »Spaß beiseite, für jeden passt etwas anderes. Die einen haben einen Fetisch oder stehen auf einen gewissen Typ als Partner. Andere schlagen gerne oder lassen sich schlagen. Aber so lang es im beiderseitigen Einverständnis ist, so lange kann es nicht falsch sein.«
Elena hielt an einem Altbau.
»Hier wohne ich. Ich hoffe du hast nicht mehr weit nach Hause.«
»Nein, ich wohne in einer WG nur drei Häuser weiter.«
»Gute Nacht«, sagte Elena, »Es hat mich gefreut.«
Sie drückte Lea und küsste sie auf die Wangen. Dann berat sie das Haus und schloss die Tür hinter sich. Das Piercing schmerzte leicht, als sie die Treppen nach oben stieg und ihre Wohnungstür erreichte.
Als diese hinter ihr ins Schloss fiel, fühlte sich Elena furchtbar einsam. Sie schaltete das Licht ein, zog ihre Schuhe aus und warf sie unordentlich irgendwo hin. Den Mantel hängte sie über einen Haken und schaltete das Licht wieder aus.
Ihre Hand strich an der Wand links entlang. Sie berührte die erste Tür: das Schlafzimmer. Dann die zweite, knapp bevor der Gang zu Ende war: Wohnzimmer.
Geradeaus ging es in die Küche. Auf der anderen Seite des Ganges gab es einen Abstellraum, ein Gästezimmer, das Bad und eine Toilette.
Sie öffnete die Tür ins Wohnzimmer. Die Lichter der Stadt schimmerten durch die großen Glasfenster herein. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit. Daheim war es in der Nacht nie so hell gewesen.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit wich sie dem Stuhl und dem dazu gehörigen Fußschemel aus und trat an den Teil der Wohnlandschaft, den sie als Minibar hatte ausbauen lassen. Elena nahm ein Glas heraus und eine Flasche Jameson aus der Schublade am Boden. Sie schenkte sich ein und trat wieder an die Balkontür.
Der Whiskey brannte leicht, doch sie liebte diesen Geschmack. Er erinnerte sie an glücklichere Tage, warum genau, konnte sie nicht sagen.
Nachdenklich schlüpfte sie aus ihrer
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