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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ausschließlich mit diesem sonderbaren Hobby und war sich bislang nicht genau darüber im Klaren gewesen, dass er sich damit an die falschen Leute gewagt hatte. Doch gerade der kriminelle Hintergrund der Mitspieler hatte ihn gereizt. Bisher war es immer nur um kleinere Beträge gegangen, die mit der Zeit jedoch kontinuierlich gestiegen waren. Alex hatte bislang schon viel Geld verspielt, seine Schulden jedoch immer begleichen können. Sein Vater gab ihm oft ein paar Scheine und fragte nicht weiter nach.
    Am gestrigen Abend war Alex jedoch zu weit gegangen. Die vergangenen Szenen spielten sich jetzt in seinem Kopf ab, als befände er sich wach inmitten eines Traumes, aus dem er nicht fliehen konnte: Er saß gegenüber des letzten Mitspielers der Pokerrunde. Es war einer der Sorte Typen, von denen man nicht einmal die Namen kannte. Das schwache Licht flackerte über dem durch Alkohol verklebten Tisch. Alex’ Freund Diego war bereits aus dem Spiel ausgestiegen, während er selbst - wie vom Wahn getrieben - immer mehr Geld setzte. Er hatte ein gutes Blatt, bestehend aus zwei Königen auf seiner Hand und weiteren zwei Königen im Flop. So gute Gewinnchancen hatte er bislang selten gehabt. Deshalb war er sich seiner Sache ziemlich sicher. Er hatte Diego zu sich an die Seite gezogen und ungefragt in beider Namen eine mächtige Stange Geld gesetzt. Doch sein Gegenüber zog nicht nur unerwartet mit, sondern erhöhte sogar auf „all in“. Alex überlegte nicht lange und ging mit. Doch beim „Showdown“ zeigte sich letztendlich, dass sein Mitspieler einen „Straight Flush“ hatte.
    Alex erinnerte sich noch genau an das miese Gefühl in seiner Magengegend. Ein Gefühl, wie man es auch vor einer bedeutenden Prüfung hatte. Er erinnerte sich daran, wie er erstarrt war und wie unrealistisch die Situation durch den vielen Alkohol auf ihn gewirkt hatte. Er wusste auch noch, wie Diego ihn angeschrien und beschimpft hatte.
    Jetzt, an diesem neuen Morgen, schien alles so weit weg zu sein. Es fühlte sich viel mehr wie ein schlechter Traum an, über den man in wenigen Tagen schmunzeln können würde. Doch Alex wusste, dass es nicht so war, denn die Erinnerung war blanke Realität und für das Geschehene musste er dringend eine Lösung finden.
    „Scheiße!“, fluchte er und versuchte den erdrückenden Kopfschmerz zu ignorieren.
    Ihm wurde klar, wie viel Geld er den schmierigen Typen nun schuldete. Er wusste auch, dass mit diesen Leuten nicht zu spaßen war. Bislang hatten die ihr Geld immer innerhalb kürzester Zeit sehen wollen.
    Er schluckte. Er musste dringend mit seinem Vater sprechen. Der würde ihm das Geld schon geben und hoffentlich keine weiteren Fragen stellen.
    Mühselig befreite er sich aus seinen Schlafklamotten, legte diese sorgfältig unter sein Kopfkissen, strich die Bettdecke glatt und öffnete eines der Fenster. Schnell schritt er dann zu seinem Kleiderschlank und nahm sich frische Kleidung aus den Fächern. Er schlüpfte in die dunkelblaue Jeans und zog sich ein weißes Hemd über, dessen obersten beide Knöpfe er offen ließ. Dann verließ er sein Zimmer, verschwand im Flur noch einmal im Badezimmer und hastete schließlich die Treppe hinunter, um zum Ess- und Wohnzimmer zu gelangen.
    Er war nervös, versuchte nach außen hin jedoch so ruhig wie nur möglich zu wirken. Sein Kopfschmerz brachte ihn dabei beinahe um den Verstand. Er strich sich noch einmal durch das mit einem Seitenscheitel und Gel frisierte Haar, bevor er selbstbewusst ins Esszimmer trat.
    Dort fand er neben seinem Vater, der wie üblich in der Zeitung las, Ben vor. Der dunkelhaarige Fremde war gerade dabei, ausgiebig zu frühstücken und wirkte gerade so, als ob er schon seit Tagen hier wohnte. Alex betrachtete ihn eine Weile. Er konnte Ben und dessen überfreundliche Art, die ihn künstlich wirken ließ, nicht leiden. Er war nur ein weiterer Praktikant seines Vaters. Dieser arbeitete von zu Hause aus in seinem Architekturbüro und nahm zwischendurch immer wieder Studenten bei sich auf. Aus eben diesem Grund hatte Alex schon viele Praktikanten miterlebt. Mittlerweile waren sie für ihn nur noch irgendwelche Typen, die seinen Vater als großes Vorbild sahen und ihn deshalb vergötterten. Allein diese Tatsache hatte bislang alle von ihnen unsympathisch gemacht.
    Ben hatte schon in der Nacht bewiesen, dass auch er zu dieser Sorte gehörte. Alex rechnete ihm lediglich an, dass er aus seinem nächtlichen Verhalten am Auto kein Szenario gemacht

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