Wintermord
Offensichtlich haben Sebastian Granith und sie die Morde zwar nicht gemeinsam geplant, aber sie haben ... Man könnte sagen, sie haben sich in ihrer Rachsucht gegenseitig aufgestachelt: die Mutter, der Bruder und die Liebhaberin. Anscheinend hatten sie einen wahnwitzigen Pakt geschlossen. Solveig Granith war übrigens nicht vernehmungsfähig, sie befindet sich noch immer in Lillhagen.«
»Man könnte sich jetzt natürlich fragen, warum jemand zwölf Jahre damit wartet, einen Menschen umzubringen«, murmelte Ann-Christine Östergren nachdenklich.
Tell zuckte mit den Schultern. »Bei diesen Irren kann man sich über so einiges wundern. Ich bin da kein Experte, aber ich hab auch viel über diese Frage nachgedacht.«
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
»Ich glaube, dass keiner von den dreien, so gestört sie auch sind, allein zu einem Mord in der Lage gewesen wäre. Ich meine, Caroline Selander hat ja eine gewisse Vorgeschichte was Gewalttätigkeiten angeht, inklusive Mordversuch an ihrem Vater. Aber irgendwie glaube ich doch, dass die drei Individuen zu dieser unseligen Kombination zusammengefunden haben und auf verschiedene Weise voneinander abhängig wurden. Sie lebten zusammen und haben sich gegenseitig hochgeschaukelt. Sie gründeten einen heimlichen Hass-Club, einen Pakt, in dem die tote My zum Symbol für das wurde, was ihnen fehlte. Sebastian Granith sprach gegen Ende des Verhörs davon, dass er jetzt seine Schuld gesühnt habe. Er war zufrieden. Irgendwie scheint er die Verantwortung für die Sache mit My auf sich genommen zu haben, frag mich nicht, warum. Aber die Morde an Edell, Bart und Molin sollten eine Abrechnung sein. Er wollte den beiden Frauen damit imponieren oder einfach akzeptiert werden. All die Jahre lief er unaufhaltsam auf einen Punkt zu, an dem ihm die Morde wie die einzige Alternative vorkamen.«
Die Falte zwischen seinen Augenbrauen glättete sich, und er fügte verlegen hinzu: »Ach, vergiss es. Karin Beckman kann besser psychologisieren als ich. Auf manche Fragen wird man wohl nie eine Antwort finden.«
Ann-Christine Östergren protestierte und sagte, sie finde es interessant, was er als Aufforderung zum Weitererzählen verstand. »Als Caroline Selander erkannte, dass die Beweise gegen sie erdrückend waren, gab sie zu, eine SMS von Sebastian Granith erhalten zu haben, gerade als wir ihn geschnappt hatten. Two down – one more to go , so was in der Richtung. Er muss den Sendezeitpunkt auf seinem Handy programmiert haben, für den Fall, dass er geschnappt wird, denn wir haben ihn nicht aus den Augen gelassen. Übrigens haben wir das Handy gefunden, nachdem sie gestanden hatte. Es lag einfach auf dem Boden, an der Stelle, an der wir mit Sebastian Granith standen, und war in den Matsch getrampelt worden. Tja, war ein bisschen peinlich.«
»Autsch.«
»Ja, nicht wahr? Als sie die Nachricht bekam, begriff sie, dass er die ersten beiden umgebracht hatte und nicht mehr weiterwusste. Da sah sie es als ihre Pflicht, den letzten zu übernehmen, und ohne groß zu planen, machte sie ihre Sache ziemlich gut. Sie wusste, dass es eilte, dass der Polizei der Hintergrund bekannt war und es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis ... tja, du weißt schon. Sie ersticht ihn also, wäscht das Messer ab und fährt in dem Auto davon, das auf ihren Namen zugelassen ist. Tja, deswegen wurde sie dann ja auch recht schnell gefunden.«
»Von der Polizei in Ystad?«
»Genau.«
»Und vorher hat sie Seja Lundberg niedergeschlagen?« Tell schluckte. »Seja Lundberg verdächtigte Caroline Selander aufgrund eines Gesprächs, das sie mit einem gemeinsamen Bekannten von früher geführt hatte.«
»Sie hat also ihre eigenen Nachforschungen angestellt?«
»Genau. Caroline Selander geriet in Panik, als ihr klar wurde, dass Seja ihr auf die Schliche gekommen war.«
Ann-Christine Östergren murmelte: »Ich hab gelesen, was sie da geschrieben hat, das ist richtig gut.«
Sie beugte sich vor, um nach dem Milchkännchen zu greifen, und legte ihre Hand dabei wie zufällig auf Tells. »Aber als ich fragte, wie es so aussieht, meinte ich in erster Linie dich. Wie geht es dir?«
»Und was genau meinst du damit?«
Ungeduldig zuckte sie mit den Schultern. »Was soll ich damit schon meinen? Wie geht es dir, wie läuft es mit deiner Freundin?«
Einen Moment war er vollkommen perplex. Was meinte sie denn jetzt schon wieder? Wusste sie nicht, dass zwischen Carina und ihm Schluss war oder war ihm jemand
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