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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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Gesellschaft hungerte.
    »Verdammt, mir tut schon das Handgelenk weh, weil ich den ganzen Tag nur am Computer sitze oder telefoniere«, jammerte er und ließ grimassierend seine Hand in der Luft kreisen. »Sollten wir nicht mal Headsets kriegen, wenn wir immer so viel am Telefon sitzen?«
    Tell grinste in sich hinein. Er stellte eine ganze Reihe von Ähnlichkeiten fest zwischen Gonzales und sich selbst, als er am Anfang seiner Karriere stand: Er war ungeduldig, enthusiastisch und begierig nach handfesten Ergebnissen. Bestimmt machte er gerade seine erste enttäuschende Phase durch, weil der Job nicht seinen Erwartungen entsprach.
    »Habt ihr was rausgekriegt bei eurem Besuch?«, erkundigte sich der junge Kollege und nickte in Bärneflods Richtung.
    Der biss nur in seine Zimtschnecke, schüttelte den Kopf und warf einen Blick auf Tell. »Nicht so viel, hm? Nur, dass sie wohl total übergeschnappt ist. Echt gruselig, wenn du mich fragst. Der möchte ich nicht im Dunkeln begegnen.«
    »Okay, aber dafür hab ich was rausgefunden. Ich hab ein Telefongespräch mit ...«
    Gonzales verstummte, als Tell ihm die Hand fast vor die Nase hielt.
    »Warte, da fällt mir noch was ein, was mir bei der Alten irgendwie komisch vorgekommen ist. Während wir bei ihr waren, tauchte so ein Mädchen auf. Oder ... na ja, was heißt Mädchen, so fünfunddreißig, vierzig vielleicht. Sie behauptete, sie sei vom Pflegedienst, aber Bengt und ich hatten beide das Gefühl, dass da was nicht stimmte. Oder?«
    Bärneflod nickte eifrig. »Wenn die Braut vom Pflegedienst war, heiß ich Donald Duck. Die hatte einfach ... die falsche Kleidung und die falsche Haltung«, sagte er mit vollem Mund. »Außerdem hat sie der Alten ein Alibi für die Mordnacht gegeben ...«
    Tell nickte. »Ich möchte, dass wir uns zusammensetzen und das Ganze noch einmal sorgfältig durchgehen. Ist Karin Beckman da?«
    »... Sie trug einen superkurzen Mini, große Ohrringe und Lippenstift«, fuhr Bärneflod fort, als wäre er nie unterbrochen worden. »Sie wirkte irgendwie aufmüpfig. Und dazu noch diese eklige Riesenschlange, die sie auf den Hals tätowiert hatte – wie so ein alter Seebär.«
    »Sie hatte was, bitte?«
    Gonzales stieß sich die Knie am Tisch an und verursachte allgemeines Chaos, bevor er seine Botschaft klar und verständlich mitteilen konnte.
    Als Tell nach einer Slalomfahrt mit Blaulicht über die Autobahn endlich vor dem rotbraunen Backsteinhaus bremste, leuchtete das Display seines Handys auf und zeigte Gonzales’ Nummer.
    Tell war die Enttäuschung des jungen Kollegen nicht entgangen, als er ihm auftrug, im Büro zu bleiben, um so schnell wie möglich so viel wie möglich über diese Frau mit dem Schlangen-Tattoo herauszufinden. Bärneflod wäre wohl auch sauer gewesen, wenn man von ihm erwartet hätte, am Schreibtisch zu bleiben, doch das war nicht der Grund, warum Tell ihn mitgenommen hatte.
    Bengt Bärneflod hatte – so voreingenommen und tollpatschig er auch sein mochte – einfach dreißig Jahre Erfahrung mit solchen Situationen. Er konnte quasi auf Autopilot schalten und wirkte immer seltsam unberührt, egal wie der Einsatz aussah. Wo so mancher erfahrene Polizist die Fassung verlor, behielt er einen kühlen Kopf.
    Der bevorstehende Besuch bei Solveig Granith war, an polizeilichen Maßstäben gemessen, sicherlich nicht besonders kritisch. Es befanden sich maximal zwei Frauen in der Wohnung, mochten sie auch eindeutig durchgeknallt sein. Nichtsdestoweniger hatte er ein ungutes Gefühl. Außerdem sagte er sich, dass ihre Taktik in den nächsten Stunden entscheidend für die Lösung des ganzen Falles sein würde – den er kürzlich schon für gelöst gehalten hatte.
    Unterdessen bestätigte Gonzales in groben Zügen Greta Larssons Erzählung: Nach den Angaben, die er zu Caroline Selander zutage gefördert hatte, war sie zwischen ihrem achtzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr dreimal in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Er hatte sofort einen Antrag eingereicht, um die Krankenakte einsehen zu dürfen, aber bis zur entsprechenden Genehmigung konnte es eine ganze Weile dauern.
    »Vorher war sie etwas über ein Jahr in einer geschlossenen Anstalt bis sie achtzehn wurde. Im Alter von neunzehn Jahren musste sie in eine Klinik für forensische Psychiatrie, verurteilt wegen Mordversuchs an ihrem Vater, Gustav Selander. Das war vorerst alles. Und – ihr seid schön vorsichtig da draußen, ja?«
    Den beschleunigten Pulsschlag kannte er

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