Winterwunder
Dessert-Chefköchin in einem gehobenen Restaurant.
Laurel verdrehte die hellen blauen Augen, während sie sich Wein einschenkte. »Als ich meinen Dienstplan für unseren Mädelsabend geändert habe, konnte kein Mensch ahnen, dass wir in letzter Minute eine Reservierung zum Mittagessen für zwanzig Personen bekommen würden. Den ganzen Nachmittag war die Küche ein Tollhaus. Mrs G.’s Küche dagegen …« Nachdem sie stundenlang auf den Beinen gewesen war, ließ sie sich aufstöhnend auf einen Stuhl sinken. »Eine Oase der Ruhe, in der es himmlisch duftet. Was gibt’s zu essen?«
»Ich habe nicht gefragt.«
»Macht nichts.« Laurel winkte ab. »Aber wenn Emma und Mac zu spät kommen, fange ich ohne sie an.« Ihr Blick fiel auf Parkers Päckchen. »Was ist das?«
»Etwas, womit ich nicht ohne Mac und Emma anfangen kann. Laurel, möchtest du zurück nach New York?«
Über den Rand ihres Glases musterte Laurel die Freundin. »Schmeißt du mich raus?«
»Eigentlich will ich nur wissen, was du willst. Ob du zufrieden bist, so wie es jetzt ist. Du bist meinetwegen wieder hergezogen, nach dem Unfall, und …«
»Ich lebe von einem Tag zum anderen und entscheide spontan. Im Moment ist es okay für mich, keine Pläne zu haben. Gut?«
»Hm …« Parker brach ab, da Mac und Emma gemeinsam lachend aus dem Haus kamen.
Emma, dachte sie, so schön mit ihrer wahnsinnigen Lockenpracht und den dunklen, exotischen Augen, die vor Freude strahlten. Und Mac – groß und schlank in Jeans und schwarzer Bluse, leuchtend rotes Haar, das in Büscheln abstand, grüne Augen, in denen der Schalk blitzte.
»Worüber lacht ihr?«, wollte Laurel wissen.
»Männer.« Mac stellte die Teller mit Brie en croûte und Spinat-Torteletts ab, die Mrs Grady ihr auf dem Weg durch die Küche in die Hand gedrückt hatte. »Die beiden, die dachten, sie könnten sich im Armdrücken um Emma messen.«
»Es war irgendwie süß«, meinte Emma. »Zwei Brüder, die in den Laden kamen, um ihrer Mutter zum Geburtstag Blumen zu kaufen. Dann führte eins zum anderen.«
»Ins Fotostudio kommen auch die ganze Zeit Typen.« Mac nahm sich eine gezuckerte blaue Traube aus der Schüssel, die schon auf dem Tisch stand, und ließ sie sich direkt in den Mund fallen. »Aber ich habe noch nie erlebt, dass zwei davon sich für ein Date mit mir im Armdrücken messen.«
»Manches ändert sich nie«, stellte Laurel fest und prostete Emma zu.
»Manches doch«, sagte Parker. Sie musste anfangen, musste die Sache angehen. »Deshalb habe ich euch auch heute Abend hergebeten.«
Emma, die gerade zum Brie greifen wollte, hielt inne. »Ist was passiert?«
»Nein. Aber ich wollte mit euch allen zusammen sprechen.« Entschlossen schenkte Parker auch Mac und Emma Wein ein. »Setzen wir uns.«
»Ah-oh«, murmelte Mac.
»Kein Ah-oh«, versicherte Parker. »Zuerst will ich sagen, dass ich euch alle sehr lieb habe. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Wir haben so viel miteinander erlebt, Schönes und Schweres. Und als es für mich am schlimmsten war, wusste ich, dass ihr da sein würdet.«
»Wir sind alle füreinander da.« Emma beugte sich vor und legte die Hand auf die von Parker. »Ist doch normal, wenn man befreundet ist.«
»Ja. Trotzdem sollt ihr wissen, wie viel ihr mir bedeutet, und noch was: Wenn eine von euch, aus welchem Grund auch immer, nicht ausprobieren will, was ich euch gleich vorschlage, ändert sich dadurch nichts zwischen uns.«
Sie hob die Hand, bevor jemand etwas sagen konnte. »Lasst mich so anfangen. Emma, du hättest eines Tages gern deinen eigenen Floristikbetrieb, oder?«
»Das war immer mein Traum. Ich meine, ich arbeite gern in dem Laden, und der Chef lässt mir viel Freiraum. Trotzdem hoffe ich, dass ich irgendwann meinen eigenen Betrieb habe. Aber …«
»Noch kein Aber. Mac, du bist zu begabt und zu kreativ, um jeden Tag nur Passbilder und gestellte Kinderfotos zu machen.«
»Mein Talent kennt keine Grenzen«, flachste Mac, »aber man muss ja was zu beißen haben.«
»Du hättest lieber dein eigenes Fotostudio.«
»Ich hätte auch lieber, dass Justin Timberlake sich meinetwegen mit Ashton Kutcher im Armdrücken anlegt, aber das ist ebenso unwahrscheinlich.«
»Laurel, du hast in Paris und New York gelernt, um Chefkonditorin zu werden.«
»Eine Chefkonditorin, die weltweit ihresgleichen sucht.«
»Und du gibst dich damit zufrieden, im Willows zu arbeiten.«
Laurel schluckte ein Stück von ihrem Spinat-Tortelett hinunter.
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