»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
dem Rücken gefesselt sind. Natürlich tue ich, was jede normale nackte Flugbegleiterin in dieser Situation tun würde: Ich werfe mir die Federboa über die Schulter und erkläre einer lächelnden Kollegin, die ich noch nie zuvor gesehen habe, dass sie an diesem Tag den Getränkeservice auf der linken Seite übernehmen werde. Schlagartig erstirbt ihr Lächeln. Sie rammt mich mit ihrem Koffer so brutal, dass ich mich vor Schmerz krümme. Gerade als ich ihr ein fieses Schimpfwort an den Kopf werfen will, das ich normalerweise selbst dann nicht gebrauche, wenn es eine Kollegin oder einen Passagier perfekt umschreibt, klingelt der Wecker. Es ist fünf Uhr morgens, und ich muss aufstehen, um nach Seattle, San Diego oder Santa Barbara zu fliegen. Völlig egal wohin, wichtig ist nur eines: Höchste Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.
Also, was ist denn nun Wahnsinn?
Oder bin ich vielleicht die Verrückte hier?
Sagen Sie es mir.
Ein anständiger Beruf
Wer in den Fünfzigerjahren als Stewardess arbeiten wollte, musste überdurchschnittlich attraktiv sein – »annähernd Hollywood-Standard«, so lautete damals die Vorgabe. Kein Wunder also, dass sich eine Karriere über den Wolken für so manches hoffnungsvolle Starlet als perfekter Plan B entpuppte.
Angeblich haben auch Tom Berenger und Richard Gere in jungen Jahren als Flugbegleiter gearbeitet. Das glaube ich zwar nicht, aber geträumt habe ich schon davon. Mehrfach sogar. Richard sah umwerfend aus, als er mir, lediglich mit einer marineblau gestreiften Schürze bekleidet, Schokokekse ans Bett brachte. Der Komiker Dennis Miller dagegen war tatsächlich als Flugbegleiter bei der Continental angestellt – zumindest habe ich das gehört. Ich versuche immer noch herauszufinden, ob es wirklich stimmt. Was für ein bissiger Flugbegleiter der Saturday-Night-Live -Star wohl gewesen ist … Kate Linder, die seit fast zwanzig Jahren bei Schatten der Leidenschaft mitspielt, steht bis heute in den Diensten von United Airlines, wenn auch inzwischen nur noch an den Wochenenden. Und die Mutter von It-Girl Kim Kardashian, Kris, war Flugbegleiterin bei American Airlines, als sie O. J. Simpsons Anwalt Robert Kardashian kennenlernte. Witzigerweise war Bruce Jenner, der olympische Goldmedaillengewinner und Kris’ zweiter Ehemann, in erster Ehe auch mit einer Flugbegleiterin verheiratet, die ihn während seiner Zehnkämpferlaufbahn sehr unterstützt hat. Später legte Bruce sich einen Privatjet zu und machte den Pilotenschein, um es immer rechtzeitig zu seinen Auftritten zu schaffen.
Aber Fliegen ist nicht jedermanns Sache. Evangeline Lilly, die bei Lost die Überlebende eines Flugzeugabsturzes spielen musste, hasste ihren kurzen Ausflug in die Welt des Fliegens. Wegen der vielen kurzen Zwischenstopps und der angeschwollenen Füße bezeichnete sie die Arbeit als Flugbegleiterin als den »schlimmsten Job aller Zeiten«.
An geschwollenen Füßen scheinen sich eine ganze Reihe von Männern zum Glück nicht zu stören: zum Beispiel Hollywood-Legende Robert De Niro, Fußballer George Best, CSI -Darsteller David Caruso, der russische Präsident Wladimir Putin, der griechische Ex-Ministerpräsident Papandreou sowie der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Sie alle sind mit Flugbegleiterinnen verheiratet. Hinzu kommen all die Prominenten, die Affären mit Flugbegleiterinnen hatten … aber hier erspare ich uns lieber die Details.
Auch die isländische Premierministerin und einzige bekennende lesbische Regierungschefin der Welt, Johanna Sigurdardottir, hat früher als Flugbegleiterin für Loftleidir, den Vorgänger von Islandair, gearbeitet. Lisa Leeson wurde nach ihrer Scheidung von Nick Leeson, dem berüchtigten Ex-Derivatehändler, Flugbegleiterin bei Atlantic – dessen Besitzer, Richard Branson, der Sohn einer ehemaligen Flugbegleiterin ist. Und die Eltern von Herzogin Catherine von Cambridge, geborene Middleton, waren beide bei einer Fluggesellschaft beschäftigt, bevor sie einen Versandhandel für Party-Zubehör gründeten.
Die Zeiten (und Anforderungen) mögen sich geändert haben, trotzdem gilt der Job auch heute noch als echter Traumberuf. Tausende Bewerberinnen und Bewerber versuchen jedes Jahr, eine der begehrten Stellen zu ergattern – und wem es gelingt, der bleibt. Bei meiner Airline liegt das Durchschnittsalter von Flugbegleiterinnen heute bei vierzig Jahren. Zum ersten Mal in der Geschichte gilt dieser Beruf als richtige Profession. Es gibt weniger
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