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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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zu würdigen. »Ich übernehme den Getränkewagen allein, wenn du nichts dagegen hast.«
    Ich warf den zwei anderen Kollegen einen hilfesuchenden Blick zu. Vergeblich. Beide waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Mahlzeiten zu zählen und die Öfen zu bestücken – eine Aufgabe, die man eigentlich wunderbar allein bewältigen kann.
    »Äh … na gut … aber was soll ich dann solange machen?«
    Er zuckte nur die Achseln und verzog sich. Meine nicht durchgeknallten Kollegen tauschten wortlos einen Blick und wandten sich wieder dem Bestücken der Öfen zu. Ich war auf mich allein gestellt, so viel stand fest.
    Rückblickend betrachtet, hätte ich auf Mike mit dem irren Blick hören und ihm den Getränkeservice überlassen sollen. Wieso um alles in der Welt habe ich mich nicht einfach in die Bordküche gesetzt, Däumchen gedreht und ihn machen lassen? Aber nein. Als es Zeit für den Service wurde, sprang ich auf und sprintete förmlich rückwärts durch den Gang, während er mit vollem Karacho den Getränkewagen aus der Küche katapultierte.
    »Hey, Cowboy, immer schön langsam mit den jungen Pferden«, lachte ich, in der Hoffnung, dass er den Wink verstehen würde. Fehlanzeige.
    Doch damit nicht genug. Der Cowboy lief zu Höchstform auf. Leider gibt es im Handbuch für Flugbegleiter keine Gebrauchsanleitung für Kollegen, die mit voller Absicht ihren Getränkewagen gegen einen Sitz samt der darin befindlichen Passagierin rammen und diese daraufhin lauthals als »Miststück!« beschimpfen.
    »O Gott, es tut mir leid. Ist Ihnen etwas passiert?«, stammelte ich und beugte mich hinunter zu der Frau, die sich vor Schmerz krümmte. Wütend starrte ich Mike an. »Was soll das?«
    Kaum waren die Worte über meine Lippen gekommen, färbte sich sein Gesicht flammend rot, und seine Augen drohten aus den Höhlen zu quellen. Und dann brüllte er, mitten auf dem Gang, umgeben von 123 Passagieren, ein weiteres, viel schlimmeres Schimpfwort hinaus – diesmal an mich gerichtet. Glaube ich zumindest.
    Während des restlichen Flugs hatte ich alle Hände voll zu tun, die Passagiere zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass sich gleich nach der Landung jemand um Mike kümmern würde. Ein Fluggast wollte uns sogar verklagen. Mike hatte ihnen derart Angst eingejagt, dass keiner auf der linken Seite mehr etwas zu trinken bestellen wollte. Und ich durfte den Scherbenhaufen zusammenkehren. Nachdem sich die Aufregung ein bisschen gelegt hatte, machte ich mich daran, die Getränke einzeln zu servieren, während meine Kollegen sich auf der rechten Seite der Maschine um einen möglichst reibungslosen Service bemühten. Mike saß unterdessen auf dem Klappsitz in der Bordküche und las Zeitung.
    Zehn Minuten nach Mikes Wutausbruch rief mich der Kapitän auf ein Wort zu sich ins Cockpit. Hinter der sorgsam verschlossenen Tür schilderte ich, was vorgefallen war. Er fragte – sichtlich bemüht, seine Worte mit Bedacht zu wählen –, ob ich den Eindruck hätte, dass wir lieber umkehren sollten. Ich sähe mich nicht imstande, eine Entscheidung dieser Tragweite zu treffen, antwortete ich. Ehrlich gesagt, hatte ich Angst davor. Wie sollte ich die Verantwortung für eine außerplanmäßige Landung übernehmen? Das war etwas, was nur der Kapitän tun konnte, fand ich. Wir kehrten nicht um. Aber ich verbrachte den restlichen Flug im sicheren Cockpit.
    Bei der Landung wurden wir bereits von der Polizei erwartet. Nachdem alle Passagiere ausgestiegen waren, wurde Spinnerblick-Mike von zwei Beamten abgeführt. Die restlichen Crewmitglieder verstreuten sich im Handumdrehen in alle Winde, offenbar hatte es jeder eilig, nach Hause zu kommen. Langsam folgte ich dem Mann, der aller Wahrscheinlichkeit nach schon bald ein Ex-Kollege von mir sein würde – ein blau Uniformierter, flankiert von zwei schwarzweiß Uniformierten –, holte mein Gepäck und stieg in den Transporter, der mich ins Crew-Hotel bringen würde.
    In dieser Nacht begegneten Mike und ich uns ein zweites Mal – und danach in vielen weiteren Nächten in Gestalt eines immer wiederkehrenden Alptraums: Ich stehe, lediglich mit einer blauen Federboa um den Hals, in Springerstiefeln und mit einem Schlagstock an der Hüfte am Eingang der Maschine und begrüße die Passagiere unseres Flugs nach New York. Plötzlich taucht Spinnerblick-Mike vor mir auf. Mein Herzschlag setzt aus. Er knurrt, und ich trete zur Seite, um ihn durchzulassen. Dabei fällt mir auf, dass seine Hände mit Handschellen auf

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