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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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etwas einfallen lassen. Etwas, was wahnsinnig verboten war. Das gab es auch: mit den Fahrstühlen spielen.
    Zunächst mal ging es natürlich darum, andere Kinder zu ärgern. Da griffen wir uns ein Kind, sperrten es in einen Fahrstuhl und drückten alle Knöpfe. Den anderen Fahrstuhl hielten wir fest. Dann musste der bis zum obersten Stock hochjuckeln mit einem Halt in jedem Stockwerk. Mit mir haben sie das auch oft gemacht. Gerade wenn ich mit meinem Hund zurückkam und rechtzeitig zum Abendbrot zu Hause sein musste. Dann haben die alle Knöpfe gedrückt und es dauerte eine elend lange Zeit, bis ich im elften Stock war, und Ajax wurde dabei wahnsinnig nervös.
    Gemein war es, jemandem alle Knöpfe zu drücken, der hochwollte, weil er musste. Der pullerte am Ende in den Fahrstuhl. Noch gemeiner allerdings war es, einem Kind den Kochlöffel wegzunehmen. Alle kleinen Kinder gingen nur mit einem Kochlöffel nach draußen. Denn nur mit einem langen hölzernen Kochlöffel kamen wir an die Fahrstuhlknöpfe ran. Ohne Kochlöffel war man also total aufgeschmissen. Wenn man ihn verloren hatte oder andere Kinder ihn weggenommen hatten, konnte man elf Stockwerke zu Fuß hochlatschen. Denn die anderen Kinder halfen einem natürlich nicht, und die Erwachsenen dachten, man wolle nur im Fahrstuhl spielen und ihn kaputt machen.
    Die Fahrstühle waren oft kaputt und daran waren wir nicht schuldlos. Wir machten nämlich auch richtige Wettfahrten mit den Fahrstühlen. Die fuhren zwar gleich schnell, aber es gab einige Tricks, mit denen man ein paar Sekunden einsparen konnte. Die äußere Tür musste man schnell, aber mit viel Gefühl zumachen. Denn wenn man sie zu heftig zuschlug, ging sie noch einmal wieder ein Stück auf. Die Sicherheitstür ging automatisch zu, aber wenn man mit den Händen nachhalf, schloss sie sich schneller. Oder ging auch mal kaputt. Ich war ziemlich gut im Fahrstuhl-Wettfahren.
    Unsere 13 Stockwerke reichten uns schon bald nicht mehr. Außerdem war uns der Hauswart natürlich ständig auf den Fersen. Das Pflaster wurde also immer heißer in unserem Haus. Das Betreten anderer Häuser war aber für Kinder streng verboten. Wir kamen da auch nicht rein, weil wir keinen Hausschlüssel hatten. Aber es gab immer einen zweiten Eingang. Für Möbel und irgendwelche großen Gegenstände. Der war mit einem Gitter abgesperrt. Ich fand heraus, wie man durch das Gitter kam. Mit dem Kopf zuerst. Es war richtig trickreich, wie man den Kopf drehen musste, um durchzukommen. Den Körper quetschten wir dann irgendwie durch. Nur die Dicken konnten nicht mit.
    Ich habe uns so den Weg in ein richtiges Fahrstuhl-Paradies geöffnet. In ein Haus mit 32 Stockwerken und unheimlich raffinierten Fahrstühlen. Da entdeckten wir dann erst, was man mit Fahrstühlen alles machen kann. Besonders gern haben wir Hopsen gespielt. Wenn alle zusammen während der Fahrt hochsprangen, blieb das Ding stehen. Die Sicherheitstür ging auf. Oder die Sicherheitstür ging erst gar nicht zu. So eine Hopse-Fahrt war jedenfalls eine ziemlich spannende Sache.
    Dann ein sensationeller Trick: Wenn man den Schalter für die Notbremse nicht nach unten, sondern zur Seite drückte, dann blieb die Sicherheitstür auch während der Fahrt auf. Da merkte man erst, wie schnell die Dinger fuhren. In einem irren Tempo sausten Beton und Fahrstuhltüren an uns vorbei.
    Die schärfste Mutprobe war es, den Alarmknopf zu drücken. Dann ging eine Klingel los und die Stimme des Hauswarts kam durch einen Lautsprecher. Dann hieß es türmen. In einem Haus mit 32 Stockwerken hat man eine gute Chance, dem Hauswart zu entkommen. Der lag sowieso immer auf der Lauer, erwischte uns aber selten.
    Das spannendste Spiel bei schlechtem Wetter war das Keller-Spiel. Das war auch das verbotenste. Wir haben irgendwie einen Weg in den Hochhaus-Keller gefunden. Da hatte jeder Mieter eine Box aus Maschendrahtgitter. Die Gitter gingen nicht bis zur Decke. Man konnte also oben rüberklettern. Da haben wir dann Verstecken gespielt. »Verstecken mit alles« hieß das. Man konnte also überall reinklettern, um sich zu verstecken. Das war wahnsinnig gruselig. Es war an und für sich schon unheimlich zwischen all dem fremden Kram in ziemlich schummrigem Licht. Dazu kam die Angst, dass jemand kommen könnte. Wir ahnten ja, dass wir so ungefähr das Verbotenste überhaupt machten.
    Dann haben wir auch gespielt, wer die tollsten Sachen in den Verschlägen fand. Spielsachen, Trödelkram oder Kleider, die wir uns

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