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Wir kommen von der Presse

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Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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Aber dazu kam es dann doch nicht. Nach einiger Zeit beruhigten sich die Hitzköpfe etwas. Herr Neubert nutzte dies sofort aus und lud die prominenten Gäste zu einem Rundgang durch die Kolonie ein. Ute und Klaus gingen natürlich sofort hinterher.
    Die Männer zogen an den Protestschildern vorbei, warfen auch hin und wieder mal einen Blick in die säuberlich geharkten Gärten und blieben ziemlich lange vor dem grünen Musterhaus stehen.
    Als sie weitergingen, zeigte einer der Herren auf ein kleines Schild, das an einem Gartentor aufgehängt war. Alle lachten herzlich darüber.
    Nur einer von ihnen lachte nicht. Er war etwas kurzsichtig und konnte von weitem nicht lesen, was auf dem Schild stand. Deshalb ging er näher heran, beugte sich vor und las:
    »An dieser Stelle entdeckte
    Frau Frieda Bruchheck,
    die meine Oma ist,
    am 3.Februar das erste Schneeglöckchen in diesem Jahr
    in der Kolonie ‚Felizitas’.
    Susi«
    Geistesgegenwärtig lief Klaus dem Herrn nach und knipste ihn, gerade als er leicht in die Knie ging, um das kleine Schild aufmerksam zu betrachten.
    Da rief einer der Ratsherren lachend: »Es ist nicht zu fassen! Doktor Fischer, der leitende Direktor der Wohnbaugesellschaft, beugt vor einem kleinen Schneeglöckchendenkmal die Knie!«
    Und damit war die fröhliche und festliche Stimmung wiederhergestellt. Die Fete dauerte ohne jeden weiteren Mißton noch bis in die Dunkelheit hinein.
    Einige Tage danach entwickelte Herr Möllmann den Film, den Klaus auf dem Koloniefest verknipst hatte. Später betrachteten die Eltern und er die Fotos, wie immer, gemeinsam. Und Klaus erzählte dazu jeweils die dazugehörige kleine Geschichte.
    Als er einiges zu dem Foto mit dem hockenden Direktor vor dem kleinen Schild am Gartentor gesagt hatte, meinte der Vater: »Ein selten guter Schnappschuß! Bravo, Klaus! Du wirst immer besser.«
    »Das ist mehr als ein Schnappschuß!« Die Mutter nahm das Bild an sich und erklärte: »So, damit gehe ich mal kurz zu meinem Sohn, dem Herrn Chefredakteur.«
    Sie trat zu Olaf ins Zimmer, legte ihm das Foto auf den Schreibtisch und sagte: »Auch wenn du mir wieder vorhältst, ich verstünde von derartigen Angelegenheiten nichts: Dieses Foto solltest du dir trotzdem mal näher anschauen.« Und sie erzählte ihm ausführlich, was es damit auf sich hatte.
    Olaf betrachtete das Foto, hörte sich an, was die Mutter berichtete, nickte auch einmal dazu, ansonsten aber schwieg er.
    Ein paar Minuten später kam er allerdings doch aus seinem Zimmer und sagte zu Klaus: »Übrigens, Kleiner, das Foto mit dem hockenden Mann könntest du mir eigentlich überlassen. Für mein Knallbonbon’ wäre es möglicherweise zu gebrauchen.«
    Klaus tat so, als müsse er sich das erst noch überlegen. »Na gut«, sagte er schließlich lässig. »Weil du es bist.« Aber dann strahlte er doch vor Freude.
     

Der Polizist mit der Gießkanne
     
    Am Dienstag der folgenden Woche stand in der »Allgemeinen Tageszeitung« ein langer Bericht von Herrn Dorsch über das Koloniefest. Die letzten Sätze lauteten: »Unzählige Bürger unserer Stadt haben sich am Sonnabend selbst davon überzeugen können, wie gut die Leute in der alten Arbeitersiedlung in nachbarschaftlicher Gemeinschaft Zusammenleben, wie sie es verstehen, die kleine, heile Welt noch einigermaßen in Ordnung zu halten. Wer von den Verantwortlichen in unserer Stadt wird so unvernünftig und herzlos sein, dieses Paradies von einer Wohnbaugesellschaft zerstören zu lassen?« Ute und Klaus schauten nun regelmäßig jeden Morgen in der Zeitung nach, ob es neue Nachrichten von Herrn Dorsch über die Kolonie »Felizitas« gab. Aber sie suchten vergebens.
    Nach einer Woche hielten sie es nicht mehr aus. Sie machten sich auf den Weg zu dem Redakteur, um ihn zu fragen, ob er denn immer noch nicht Bescheid wüßte, was mit der »Felizitas« geschehen sollte. Doch leider trafen sie ihn nicht an. Er sei für einige Tage in Urlaub gefahren, wurde ihnen gesagt.
    Klaus war darüber schwer enttäuscht. »Wie kann der ausgerechnet jetzt verreisen? Wo sich doch jeden Tag etwas mit der ,Felizitas’ entscheiden kann! Also, ich könnte jetzt nicht einfach abhauen.«
    »Ich wär’ dazu auch viel zu kribbelig«, sagte Ute. »Obwohl man als Reporter ja eigentlich gar nichts an der Sache ändern kann. Aber wir könnten Herrn Neubert fragen, ob der schon etwas erfahren hat.«
    Doch auch Herr Neubert wußte nichts Neues zu berichten. »Mehrere Ratsherren haben uns auf dem Fest

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