Wir ♥ Maya Banks
oder dem Kind etwas zustieß.
Vielleicht war es seine Distanziertheit gewesen, mit der er den Vorschlag unterbreitet hatte, die sie abgeschreckt hatte. Möglicherweise wollte sie ja mehr, vielleicht sogar heiraten. Der Gedanke erschreckte ihn zutiefst, doch eigentlich war es gar keine so schlechte Idee und sogar sehr praktisch. Es würde für sie gesorgt sein, und er würde endlich seinen Seelenfrieden wiederfinden.
„Ich bin müde. Und ich mache mir Sorgen“, gestand sie. „Trotzdem ist es jetzt besser. Ich bin froh, nun endlich Gewissheit zu haben. Dann können wir besser Entscheidungen treffen.
„Entscheidungen treffen?“, hakte er alarmiert nach. „Was für Entscheidungen denn?“
Sie zuckte mit den Schultern, und er wünschte, sie würde endlich diesen verdammten Mantel ausziehen, dabei wollte er eigentlich nicht, dass sie blieb – dass sie ging, wollte er aber auch nicht. Was für ein schreckliches Durcheinander!
Da es an der Zeit war, dass er das Kommando übernahm, kam er hinter dem Schreibtisch hervor. „Wir haben viel zu besprechen. Ich werde einen Anwalt beauftragen, Verträge aufzusetzen. Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir miteinander leben wollen.“
Abwehrend hob sie eine Hand, um ihn zu unterbrechen. Mit der anderen rieb sie sich die Schläfe. „Ich weigere mich, über meine Zukunft oder die Zukunft des Kindes in diesem verdammten Büro zu sprechen, wo die Wände Ohren haben. Ich muss selbst erst einmal mit den Neuigkeiten zurechtkommen. Ich habe nur gedacht, du solltest es so schnell wie möglich erfahren, damit du dich auch an den Gedanken gewöhnen kannst. Ich finde, wir sollten später darüber sprechen, nachdem wir beide Zeit gehabt haben, darüber nachzudenken.“
„Ich glaube nicht …“
Wütend sah sie ihn an. „Mir ist es egal, was du glaubst. Ich gehe jetzt. Wenn du später darüber sprechen willst, kannst du in mein Apartment kommen. Jetzt fahre ich zum Lunch – und zwar allein. Gegen sechs bin ich wieder zu Hause.“
Er spürte, dass sie versuchte, die Kontrolle wiederzuerlangen, denn sie war genauso erschüttert wie er. Deswegen war er ihr nicht böse, dass sie ihn so angeherrscht hatte. Er würde sie zu nichts drängen, auch wenn ihm der Gedanke ganz und gar nicht behagte, dass sie ging, ohne dass sie vorher irgendetwas geklärt hatten.
„In Ordnung“, erwiderte er. „Ich bin um sechs in deinem Apartment. Ums Abendessen brauchst du dich nicht zu kümmern, ich bringe etwas mit.“
6. KAPITEL
Pippa hätte eigentlich nicht überrascht sein dürfen, als sie Cam auf der Treppe vor ihrem Apartment sitzen sah. Dennoch starrte sie ihn entsetzt an. Dann warf sie einen Blick auf die Uhr und fragte sich, ob sie vielleicht für den Heimweg länger gebraucht hatte als angenommen, aber nein, er war einfach nur sehr zeitig da.
Er trug einen langen Mantel, und sein Haar war feucht von dem Niederschlag, der sich nicht recht entscheiden konnte, ob er nun Schnee oder Regen sein wollte. Die Lippen hatte er fest zusammengekniffen, doch als er Pippa sah, wurde sein Ausdruck weicher. Sie hätte fast schwören können, Erleichterung in seinem Blick zu erkennen.
Schnell suchte sie in ihrer Tasche nach den Schlüsseln, während sie die Treppenstufen nach oben stieg. Cam stand auf und trat zur Seite, als sie versuchte, das Schloss zu öffnen.
„Bist du etwa den ganzen Weg gelaufen?“
Sie stieß die Tür auf und genoss die Wärme, die ihr entgegenschlug. Cam trat hinter ihr ein und half ihr aus dem Mantel, bevor er seinen ablegte. Als sie ihm die Kleidungsstücke abnehmen wollte, schüttelte er den Kopf. „Wohin soll ich sie hängen?“, fragte er.
Sie deutete auf die Tür des Wandschranks. „Dorthin.“
Nachdem er die Mäntel verstaut hatte, führte sie Cam ins Wohnzimmer.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, sagte er. „Bist du etwa den ganzen Weg nach Hause im Regen gelaufen? Es ist eiskalt draußen.“
„Nur die letzten zehn Blocks. Ich bin mit Ashley zu deinem Büro gefahren und dann mit einem Taxi ins Restaurant. Und noch eins für den kurzen Weg nach Hause zu nehmen hat keinen Sinn gemacht.“
Ihre Antwort schien ihn, seinem Stirnrunzeln nach zu urteilen, nicht sonderlich zufriedenzustellen, aber er erwiderte nichts und setzte sich auf einen ihrer viel zu kleinen Stühle. Er wirkte riesig in ihrem kleinen Wohnzimmer. Seine Gegenwart ließ alles andere unbedeutend und klein erscheinen, und Pippa hatte mit einem Mal das Gefühl, keine Luft mehr
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