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Wir nannten ihn Galgenstrick

Titel: Wir nannten ihn Galgenstrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tisch gehüpft und haben ihnen die Augen ausgehackt.«
    Sie sagte, das hätte in den Zeitungen gestanden, aber niemand habe es geglaubt. Wir sagten : »Wenn die Leute da waren, hätten sie die Rohrdommeln sehen müssen.«
    Und die Frau sagte: Sie waren da. Der Innenhof war am nächsten Tag voll mit Leuten, aber die Frau hatte die Rohrdommeln schon fortgeschafft.«
    Als wir umkehrten, hörte die Frau zu sprechen auf. Wieder war da die Wand. Wir brauchten uns nur umzudrehen, um die Wand zu finden. Rings um uns, uns umzingelnd, war immer eine Wand. Wieder löste sich einer von unseren Händen. Wir hörten ihn sich von neuem vorwärtstasten, den Fußboden beschnuppern, sagen: »Jetzt weiß ich nicht mehr, wo die Truhen stehen. Ich glaube, wir sind schon woanders.«
    Und wir sagten: »Komm her. Hier ist jemand neben uns.« Wir hörten ihn näherkommen. Wir spürten ihn neben uns aufstehen, und wieder traf uns sein lauwarmer Atem im Gesicht.
    »Strecke die Hände dorthin aus«, sagten wir zu ihm. »Da ist jemand, der uns kennt.«
    Er mußte die Hand ausstrecken; mußte sich zu der angedeuteten Stelle hin bewegen, denn einen Augenblick später kehrte er zurück und sagte zu uns:
    »Ich glaube, es ist ein Junge.«
    Und wir sagten: »Gut, frag ihn, ob er uns kennt.«
    Er stellte die Frage. Wir hörten die teilnahmslose, schlichte Stimme des Jungen, der sagte: »Ja, ich kenne sie. Sie sind die Männer, denen die Rohrdommeln die Augen ausgehackt haben.«
    Dann sprach eine erwachsene Stimme. Die Stimme einer Frau, die sich hinter einer geschlossenen Tür aufzuhalten schien, und sie sagte: »Du sprichst ja schon mit dir allein.« Und die kindliche Stimme sagte unbekümmert: »Nein. Die Männer sind wieder da, denen die Rohrdommeln die Augen ausgehackt haben.«
    Man hörte Angeln knarren und gleich darauf die erwachsene Stimme, näher als beim ersten Mal. »Bring sie nach Hause«, sagte sie.
    Und der Junge sagte: »Ich weiß nicht, wo sie wohnen.«
    Und die erwachsene Stimme sagte: »Sei nicht so ungefällig. Jedermann weiß seit der Nacht, in der die Rohrdommeln ihnen die Augen ausgehackt haben, wo sie wohnen.«
    Dann sprach sie in verändertem Tonfall, als wendete sie sich an uns: »Es ist nämlich so, daß niemand es glauben wollte, und es heißt, es sei eine Falschmeldung der Zeitungen gewesen, um die Auflagen hochzutreiben. Niemand hat die Rohrdommeln gesehen.«
    Und sie sagte: »Aber mir würde niemand glauben, wenn ich Sie durch die Straße führte.«
    Wir bewegten uns nicht; wir waren still, wir lehnten an der Wand und hörten ihr zu. Und die Frau sagte:
    »Wenn der da Sie führen will, ist es etwas anderes. Schließlich würde niemand etwas darauf geben, was ein Junge sagt.«
    Die kindliche Stimme unterbrach: »Wenn ich mit denen auf die Straße gehe und sage, es sind die Männer, denen die Rohrdommeln die Augen ausgehackt haben, würden die Jungen mit Steinen nach mir werfen. Alle auf der Straße sagen, daß so etwas nicht passiert.«
    Einen Augenblick trat Stillschweigen ein. Dann ging die Tür wieder zu, und der Junge sprach wieder: »Außerdem lese ich gerade >Terry und die Piraten<.«
    Jemand sagte uns ins Ohr: »Ich werde ihn überzeugen.«
    Er kroch dorthin, wo die Stimme war.
    »Das gefällt mir«, sagte er. »Sag uns wenigstens, was Terry in dieser Woche erlebt hat.«
    Er will sein Vertrauen gewinnen, dachten wir. Aber der Junge sagte: »Das interessiert mich nicht. Das einzige, was mir gefällt, sind die Farben.«
    »Terry war in einem Labyrinth!« sagten wir.
    Und der Junge sagte: »Das war Freitag. Heute ist Sonntag, und was mich interessiert, sind die Farben.« Und er sagte es mit kalter, leidenschaftsloser, gleichgültiger Stimme.
    Als der andere zurückkehrte, sagten wir: »Wir irren schon seit etwa drei Tagen umher und haben uns nicht ein einziges Mal ausgeruht.«
    Und einer sagte: »Gut. Ruhen wir uns eine Weile aus, aber ohne uns mit den Händen loszulassen.«
    Wir setzten uns. Eine unsichtbare, lauwarme Sonne begann unsere Schultern zu wärmen. Aber nicht einmal die Gegenwart der Sonne interessierte uns. Wir spürten sie irgendwo, hatten das Gefühl für die Entfernungen, die Stunde, die Himmelsrichtungen verloren. Mehrere Stimmen wanderten vorüber.
    »Die Rohrdommeln haben uns die Augen ausgehackt«, sagten wir.
    Und eine der Stimmen sagte: »Die haben die Zeitungen ernst genommen.«
    Die Stimmen verschwanden. Und wir blieben sitzen, Schulter an Schulter, und warteten darauf, daß im

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