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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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Opa Morgenstern kümmerten sich in dieser Zeit um Isabella.
    Isabella konnte damals oft stundenlang nicht aufhören zu schluchzen und auch Hannah weinte viel. Sie konnte es nicht ertragen, ihre Freundin so traurig zu sehen.
    »Ich bleibe bei dir«, hatte sie trotzdem vor Kummer schniefend verkündet. Sie waren schon damals allerbeste Freundinnen gewesen. Aber die Zeit nach Claras und Papas Abreise hatte Isabella erst gezeigt, wie wichtig Hannah für sie war.
    Es dauerte eine Weile. Mama weinte sich die Augen aus dem Kopf und überall türmten sich Berge von Papiertaschentüchern. Aber irgendwann war es dann genug.
    Sie sprachen lange miteinander, bis es sich nicht mehr so schlimm anfühlte, bis es nicht mehr so wehtat. Dann verschwanden die Tränen, Mama klapperte in der Küche wieder mit dem Geschirr und kochte. Das lenkte sie am besten ab. Und dann schien wieder die Sonne. Auch, weil Papa Isabella versprochen hatte, dass Clara sie und sie Clara immer besuchen dürfte. Und sie hatte es geglaubt.
    Es war nicht perfekt, aber es war jedes Mal so, als kehre die Zeit zurück, in der sich Isabella so richtig glücklich gefühlt hatte. Außerdem hatte sie jetzt Hannah – noch mehr als vorher – und die war immer da. Wenn sie es so betrachtete, hatte sich ihr Leben wieder gut angefühlt.
    Bis Clara immer seltener kam. Das ging ganz schleichend. Einmal war sie krank geworden und konnte nicht kommen. Da war nichts zu machen. Seit letztem Jahr war Clara in einem Internat und sie musste sich erst dort eingewöhnen. Immer gab es Gründe und nie wurde Isabella nach ihren Wünschen gefragt.
    In letzter Zeit war Isabellas Wut auf ihre Eltern immer größer geworden – und ganz besonders auf ihren Vater: Er nahm sie nicht ernst. Isabella kam sich immer mehr klein und hilflos vor. Wie ein Spielball der Erwachsenen.
    Aber diesmal würde sie es ihm zeigen! Nein, ihnen allen! So geht man doch nicht mit seinen Kindern um.
    »Ich fahre morgen nach Paris«, lässt Isabella die Bombe platzen. Sie schaut Hannah an, die mit offenem Mund dasitzt. Einen Moment lang ist es ganz still.
    »Du spinnst«, sagt Hannah endlich. »Das kannst du nicht machen. Einfach fahren.«
    »Doch. Genau das werde ich tun. Ich werde es allen zeigen. Dieses Mal werde ich es tun.« Und sie wiederholt diese Sätze, als müsse sie sich selbst damit Mut machen.

Auf dem Nachhauseweg setzt Hannah wie eine Schlafwandlerin langsam einen Fuß vor den anderen. In Gedanken ist sie bei Isabella, denkt über sie und Clara nach.
    Sie weiß, wie sehr Isa an ihrer älteren Schwester hängt. Aber das, was ihre Freundin jetzt vorhat, ist Wahnsinn. Paris. Allein. Ohne Astrid zu fragen.
    Hannah hat Isabella hoch und heilig versprochen, mit niemandem darüber zu sprechen, nichts zu verraten, kein Sterbenswörtchen. Dafür hat Isabella ihr zugesagt, eine Nacht darüber zu schlafen, noch einmal über alles nachzudenken. Morgen will sie fahren, erst morgen. Da kann noch viel passieren. Das hofft Hannah zumindest.
    Schließlich steht Hannah vor ihrer Haustür. Sie wohnt ein paar Straßen weiter in der Bleibtreustraße. Es sind nur wenige Minuten zu Fuß und trotzdem ist man hier in einer ganz anderen Welt. Nicht so vornehm, nicht so edel wie Isabellas Straße. Die Hausfassaden der Bleibtreustraße sind schlichter und ohne großartige Verzierungen.
    Aber es ist schön hier, findet Hannah. Diese Gegend passt zu ihrer Familie. Und sie mag die Unterschiede. Vor allem mag sie die vielen kleinen Läden im Parterre der Häuser. Man kann alles kaufen, was man täglich braucht. Und es gibt sogar ein paar richtig gute Secondhandgeschäfte. Stundenlang kann sie mit Isabella herumstreifen und schräge, ausgefallene Klamotten anprobieren. Wenn sie die Lust auf alte Gemälde oder irre Skulpturen in den Schaufenstern überfällt, biegen sie um drei, vier Häuserecken und, schwups, sind sie bei den Galerien in Isabellas Straße.
    Aber mal ehrlich, wer hat schon Lust auf alte Ölschinken? Dann schon lieber Zitronenkuchen im Literaturcafé .
    Hannah öffnet die Haustür und wirft einen Blick in den Briefkasten. Im Treppenhaus ist es angenehm kühl. Sie lässt die gesamte Reklame für die alte Frau Zörgel auf der Treppe liegen. Die liebt Werbung, besonders die Reiseprospekte. Dann klemmt Hannah sich die Zeitungen unter den Arm, die für Papa bestimmt sind, und nimmt ein paar Briefe und Postkarten mit nach oben. In der zweiten Etage öffnet sie die Wohnungstür. Sie legt die Post auf den Schuhschrank unter

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