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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ziel seiner Suche – und ahnte es nicht!
    Dr. Perthes blickte sich um, es war ein Wohnzimmer wie alle Wohnzimmer eines alten Junggesellen, ein wenig staubig, durcheinander, unpersönlich.
    »Ich möchte gern von Ihnen wissen, Herr Benischek«, sagte er, jedes Wort betonend, »ob hier in den Labors von einem der Herren ein Serum entwickelt worden ist, das den Biß der ›Schwarzen Witwe‹, einer sehr giftigen Spinnenart, heilt.«
    Siedend heiß schoß es in Benischek hoch. So direkt war er lange nicht gefragt worden. Dr. Bender! dachte er. Und ich darf nichts verraten. Was will der fremde Arzt von ihr? Will man ihr etwas? Hat sie vielleicht einen Mißerfolg mit dem Serum gehabt?
    Er kapselte sich innerlich ab und sah Dr. Perthes dumm an.
    »Wat?« fragte er. »'ne schwarze Witwe?« Er lachte affektiert. »Seit wann sin denn Witwen jiftig?«
    Peter Perthes sah an die Decke. Ruhig, sagte er sich, nur ruhig bleiben. Nicht die Geduld verlieren. Fehlschlag auf Fehlschlag hast du heute einstecken müssen, nun mußt du hart bleiben. »Es ist, ich sagte es schon, eine giftige Spinne der Tropen. Ihr Gift ist absolut tödlich. Nun kam aus Erlangen nach Südamerika ein Päckchen mit zehn Ampullen eines Serums, das dieses Gift unwirksam macht. Aber das Päckchen war anonym. Ich möchte gern, verstehen Sie, Herr Benischek, den Absender wissen, um ihm zu danken.«
    Det is gelogen, dachte Benischek im Berliner Dialekt. Da ist wat schiefjeloofen. Der will mir fangen, aber so dumm is der olle Fritz nich, dat er uff den süßen Leim kriecht wie ne Flieje!
    »Nee«, meinte er dann nach einer Pause und schüttelte den greisen Kopf. »Nee, bei uns? Nee! Da müssen Se mal den ollen Professor Kratz fragen. Der is hier Hausherr.«
    »Ich war schon bei Professor Dr. Kratz! Er weiß von nichts. Seine Chemiker, seine Physiker, die Serologen und Toxikologen haben ganz andere Versuchsreihen in den Labors. Es muß sich bei meinem Serum um heimliche Versuche gehandelt haben, um Versuche, die vielleicht nach der Dienstzeit stattfanden. Und von denen müßten Sie, Herr Benischek, eigentlich wissen, denn ohne Ihr Wissen und ohne Ihre Erlaubnis arbeitet doch nach Feierabend niemand hier in den Sälen.«
    »Ick weeß aber nischt!« Benischek wurde lauter. »Ich lasse mir ooch nich an de Ehre packen! Ooch nich von nem Doktor med.«
    Dr. Perthes erhob sich und zuckte mit den Schultern.
    »Dann eben nicht! Es gibt in Erlangen kein Privatlabor, das die Möglichkeiten hätte, ein solches Serum zu entwickeln. Vor allem haben sie nicht die Gifte vorrätig – und erhalten sie auch nicht. Diese tropischen Gifte stehen unter staatlicher Kontrolle, müssen Sie wissen. Es muß also unbedingt hier gewesen sein!«
    »Himmel, Kreuz und Wolkenbruch!« Benischek wurde rot im Gesicht. »Ick bin seit dreißig Jahren Labordiener! Ick habe imma meine Pflicht jetan! Ick habe nie jekohlt! Ick habe als Anjestellter des Staates imma jewußt, wat ick zu tun hatte! Wenn ick nun sage: Nee – dann is det nee! Vastanden?« Er sah Peter beinahe lauernd an. »Vielleicht hat eener det Mittel woanders erfunden, aber zur Irreführung der Behörden in Erlangen uff de Post jejeben?«
    »Möglich!« Peter nahm seinen Hut und verließ die Universitätslaboratorien. Auf der Straße schüttelte er den Kopf, ging dann durch die Stadt, ziellos, in Gedanken versunken, und nun mußte er sich eingestehen, daß er geschlagen war.
    Die Polizei benachrichtigen?
    Ein Detektivbüro einschalten?
    Er schüttelte wieder den Kopf, ging zurück zum Bahnhof und betrat sein Hotelzimmer.
    Es hat keinen Zweck, gestand er sich. Ich laufe mich tot dabei.
    In dieser Nacht schrieb er an den Bankier von Barthey einen Brief: »In vierzehn Tagen werde ich in Köln sein. Noch will ich mich ein wenig erholen von den Abenteuern meiner fremden Welt, die ich jetzt erst in ihrem ganzen Ausmaß zu begreifen beginne. In Köln werde ich dann mit Ihrer freundlichen Unterstützung an die Auswertung meiner Forschungen gehen. Ich hoffe sehr, daß alle Schmerzen nicht umsonst waren und wir ein neues Serum serienmäßig produzieren können.
    Wenn ich Sie, verehrter Herr von Barthey, der mir bald zum zweiten Vater geworden ist, um etwas bitten dürfte – so ist es die Bitte um Diskretion. Wenn ich zu Ihnen zurückkehre, so möchte ich keine Presse sehen, keine Modenschau – nur die alten, vertrauten Freunde. Denken Sie bitte nicht, ich sei in der Hölle des Urwaldes menschenscheu geworden oder mein Leid wäre so groß, daß ich

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