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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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kratzte, und mir stockte das Blut in den Adern, bis ich merkte, dass er an der Stelle einen Mückenstich hat. Und später, als ich in der Cafeteria anstand, musste ich wegen dem Rauch vom Grill anfangen zu niesen, da hatte ich das Gefühl, als würden alle um mich herum automatisch auf Abstand gehen.
    Allerdings habe ich keinen gesehen, der aussieht, als wäre er wirklich erkältet. Und zur Sicherheit habe ich mir zwischen den Unterrichtsstunden immer die Hände gewaschen und versucht, den Leuten nicht zu nahe zu kommen. Es ist schon seltsam. Die ganze letzte Woche habe ich mich bemüht, Kaelyn, die Supernette zu sein, und jetzt habe ich Angst, die Leute in Gefahr zu bringen, wenn ich nur ungefähr in ihre Richtung atme.
    Ich habe mir überlegt, dass es vielleicht besser wäre, nichts mit Meredith zu unternehmen, wenigstens nicht an diesem Wochenende. Und dann kam mir der Gedanke, ob einer von den Hafenarbeitern, die krank geworden sind, wohl Kinder in ihrer Grundschule hat. Hat überhaupt jemand ein Auge auf sie, achtet irgendwer darauf, ob sie sich nicht auch angesteckt haben? Vielleicht sollte Meredith besser zu Hause bleiben, bis die Ärzte sich sicher sind.
    Ich gehe morgen trotz allem zum Probetraining fürs Schwimmen, und ich bin nicht wieder komplett zurück in meine Einzelgängermanieren verfallen. Heute Nachmittag ist Tessa zu spät zu Bio gekommen, und ich habe mitbekommen, wie sie in der Tür stand und auf den Platz hinter Shauna schaute, wo sie normalerweise immer sitzt. Shauna hatte ihre Freundinnen um sich geschart, um über Jungs und Partys und über was sie sonst noch immer so reden zu tuscheln, und ihr Platz war besetzt. Der einzige freie Sitzplatz war der ganz vorne neben mir.
    »Hey«, sagte ich und zeigte auf den Tisch. »Du kannst hier sitzen, wenn du magst.«
    Ich kenne Tessa natürlich nicht so gut, weil sie hierhergezogen ist, während wir in Toronto wohnten. Aber es ist ziemlich offensichtlich, dass sie nicht besonders viel Wert darauf legt, andere zu beeindrucken. Sie färbt niemals ihr Haar, damit es »mahagoni« statt einfach nur rot ist, oder überdeckt ihre Sommersprossen mit Concealer wie Mackenzie. Und sie hat noch nie groß mit Shauna geredet, lächelt stattdessen immer bloß still, wenn die versucht, ihr eine Unterhaltung aufzuzwängen. Sie scheint echt nicht besonders interessiert daran zu sein, sich mit uns anderen abzugeben. Na ja, mit den meisten von uns jedenfalls – mit dir hat sie sich ja offensichtlich abgegeben, Leo.
    Ich habe also keine Ahnung, warum sie mich gerade heute ansah und den leeren Tisch neben mir und dann »schon gut« sagte. Anschließend lief sie direkt an mir vorbei zu dem Shauna-Grüppchen und sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Melissa, die normalerweise neben mir sitzt, gab daraufhin Tessas Platz frei und kam zurück. Mein Gesicht ist ziemlich heiß geworden, und ich verbrachte den Rest der Stunde damit, in mein Buch zu starren. Ich glaube, deine Freundin ist lieber mit Shauna zusammen als mit mir, obwohl die ihr total egal ist.
    Kann sein, dass sie von den Leuten gehört hat, die krank geworden sind, und sie weiß ja, dass ich viel Zeit mit Rachel verbracht habe. Ist auch egal. Aber allein schon beim Aufschreiben, was vorgefallen ist, überkommt mich ein ungutes Gefühl, so als hätte ich etwas falsch gemacht.

12. September
    Im Geschichtsunterricht muss ich jedes Mal dauernd auf Rachels leeren Platz schauen. Je länger ich dasitze, umso kribbeliger werde ich. Vor allem weil die anderen sie anscheinend ganz vergessen haben. Mackenzie hat sie heute nicht ein einziges Mal erwähnt.
    Wenigstens denkt Mrs Harnett noch an sie. Nach der Stunde nahm sie mich beiseite. »Ich gehe davon aus, dass Rachel vorläufig nicht wieder zur Schule kommt«, sagte sie. »Wenn du willst, kannst du dein Referat alleine fertigmachen oder dich einer anderen Zweiergruppe anschließen. Dann wärt ihr zu dritt.«
    Sie sprach so unheimlich ruhig über die Situation, und plötzlich begannen meine Augen zu brennen, als würde ich jeden Moment losheulen. Ich weiß auch nicht, warum. Es ist doch bloß ein Referat – Rachel kann ihre Note auf jeden Fall später wieder ausgleichen.
    »Ich mach alleine weiter«, antwortete ich. »Bis es ihr wieder bessergeht.« Ich hoffte, dass sie vielleicht sogar schon vor dem Abgabetermin wieder da wäre.
    Doch als Dad gestern Abend endlich nach Hause kam und ich ihn fragte, wie es Rachel und den anderen ginge, runzelte er die Stirn. Die

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